Söder selbst erklärte kurz nach der Fraktionssitzung, er gehe die Aufgabe mit Mut an, aber auch mit Demut. Nach Informationen unseres Korrespondenten stellt Seehofer sein Amt als Ministerpräsident im Februar oder März kommenden Jahres zur Verfügung und macht damit den Weg für seinen Nachfolger frei. Das gab er heute Morgen auf einer Fraktionssitzung im bayerischen Landtag bekannt. Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen will er aber Parteichef bleiben - und träte damit auf dem bevorstehenden Parteitag wieder als Vorsitzender an.
Der als mögliche Söder-Kontrahent geltende bayerische Innenminister Herrmann verzichtete auf eine eigene Kandidatur - und machte damit den Weg für Söder frei. Diesem habe Seehofer bereits eine "gute Zusammenarbeit" versprochen, wie es hieß. Seehofer steht unter Druck, mindestens eines seiner beiden Ämter abzugeben, weil die CSU bei der bei der Bundestagswahl im September schlecht abgeschnitten hat.
Nach der Fraktionssitzung ist eine CSU-Vorstandssitzung geplant. Mitte des Monats sollen die Personalentscheidungen auf einem Parteitag formal beschlossen werden. In der Partei wird davon ausgegangen, dass Seehofer bis zum Abschluss möglicher Koalitionsverhandlungen in Berlin Ministerpräsident bleibt, auch um seine Position nicht zu schwächen.
Ob Seehofer und Herrmann Ministerämter in einer möglichen Bundesregierung anstreben, ist weiter unklar. Seehofer selbst hat das offen gelassen. Zuvor hatte sich Bundesentwicklungsminister Müller dafür stark gemacht. Im ZDF sagte Müller, die CSU müsse in Berlin stark vertreten sein, mit Seehofer wäre dies gewährleistet.
"Eine Konstruktion, die nicht funktionieren kann"
Der Journalist und CSU-Kenner Gottlieb glaubt nicht, dass eine Doppelspitze den erhofften Frieden in der CSU bringen wird - eher im Gegenteil. Die Konflikte würden erst noch aufbrechen, sagte Gottlieb im Deutschlandfunk (
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). Mit Seehofer und Söder wären zwei Politiker in Machtpositionen, die nicht miteinander funktionieren würden. Das Terrain sei "von Anfang an vermint".
Auch für Söder werde der Start als Spitzenkandidat alles andere als einfach. Die Zeit der absoluten Mehrheiten sei auch in Bayern vorbei. Für die Wahl im Herbst seien für Söder "maximal 40 Prozent" zu holen, eher weniger, so Gottlieb. Ohne Koalitionspartner werde die CSU künftig nicht mehr regieren können.