Roter Sand und Geröll soweit das Auge reicht, die Sonne brennt gnadenlos vom wolkenlosen Himmel, hier und da verdorrtes Gras und ein paar niedrige Büsche: Das Hochplateau der Karoo-Region, fünfhundert Kilometer nordöstlich von Kapstadt, ist nicht sehr gastlich - aber es ist einer der besten Orte auf der Erde, um Radioastronomie zu betreiben. Das heißt, um mit einer hochempfindlichen Technik Vorgänge im Kosmos zu erforschen, die Teleskopen im "normalen", sichtbaren Licht verborgen bleiben.
"SKA ist eine von den großen Entdeckungsmaschinen für die Astronomie."
In fünf Jahren wird diese Einöde aussehen wie eine Mischung aus Kunstinstallation und Ufo-Landeplatz. Mitten in der südafrikanischen Halbwüste stehen dann insgesamt 250 Radioteleskope. Diese Satellitenschüsseln mit 15 Metern Durchmesser erstrecken sich dann bis an den Horizont.
"Es ist das Leuchtturmprojekt für den afrikanischen Kontinent."
Das beste Radioteleskop der Welt
Die Teleskopschüsseln sollen einen Teil des Square Kilometre Array bilden, kurz SKA. Mit dem dann besten Radioteleskop der Welt wollen die Himmelsforscher in die entlegensten Winkel des Weltalls blicken. Für dieses Projekt haben sich elf Staaten zur Zusammenarbeit verpflichtet, darunter Südafrika, Australien, Großbritannien, China und die Niederlande. Deutschland hat sich 2012 der SKA-Organisation angeschlossen - die damalige Bundesforschungsministerin Annette Schavan verkündet dies zur Eröffnung des Deutsch-Südafrikanischen Jahrs der Wissenschaft in Kapstadt:
"Wenn ich heute hier öffentlich sage, dass Deutschland der Organisation beitritt, wenn ich das in Südafrika sage, dann können Sie davon ausgehen, dass wir davon überzeugt sind, dass dieses Land und dieser Kontinent jetzt in einer sehr guten Situation ist, um Forschungsinfrastruktur aufzubauen. Das unterstützen wir."
Die südafrikanische Kollegin Naledi Pandor neben Schavan strahlt: Deutschland beteiligt sich zunächst mit knapp vier Millionen Euro am weltweit größten Teleskop-Projekt, bei dem es eben nicht nur um Spitzenforschung geht. Denn das SKA-Teleskop trägt zum einen den Blick der Astronomen in die Tiefen des Universums. Zum anderen fördert das Teleskop Bildung, Hochtechnologie und erstklassige Wissenschaft in einem Teil der Welt, der bisher auf der Forschungslandkarte keine so große Rolle spielt.
Doch die Freude über die Kombination von exzellenter Wissenschaft und Hilfe bei der technologischen Entwicklung war im Bundesforschungsministerium offenbar nicht ungeteilt. Gut zwei Jahre nach dem Beitritt ist Annette Schavan als Ministerin Geschichte - ebenso wie die deutsche Beteiligung an SKA. Anfang Juni erklärte das Bundesministerium für Bildung und Forschung, kurz BMBF, schriftlich den Austritt Deutschlands zum nächstmöglichen Termin, dem 30. Juni 2015. Michael Kramer, Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn, war ausgerechnet auf einer Tagung über die wissenschaftlichen Projekte des Teleskops, als ihn die Hiobsbotschaft erreichte.
"Für mich oder für unsere Kollegen allgemein kam diese Absage sehr überraschend. Unsere ausländischen Kollegen wurden zuvor informiert, dass Deutschland aussteigt. Das BMBF hat uns ganz zuletzt informiert. Das war ein Schock, ganz klar."
Ausstieg für deutsche Forscher katastrophal
Für die Astronomen an Deutschlands Universitäten und Forschungsinstituten ist der Ausstieg katastrophal: Ab Mitte nächsten Jahres sind sie von einem der ambitioniertesten Projekte unserer Zeit ausgeschlossen. Denn nur Wissenschaftler aus Mitgliedsländern haben Zugriff auf das Teleskop und seine Daten. Auch die deutsche Industrie bleibt außen vor. Dennoch hat das Ministerium im Juni in einer Stellungnahme zum SKA-Ausstieg mitgeteilt:
"Deutsche Unternehmen können sich im Rahmen der Ausschreibungen um Aufträge bewerben."
Sie mögen sich bewerben können, werden aber nicht zum Zuge kommen. Denn Aufträge dürfen nur an Länder gehen, die auch beim Teleskop-Projekt mitmachen, so hat es das Leitungsgremium im März beschlossen, zu dem übrigens auch eine Vertreterin des Bundesministeriums gehört. Bisher arbeitet beispielsweise das Duisburger Unternehmen Vertex Antennentechnik in dem Konsortium mit, das die Radioteleskope errichten soll. Es ist bereits am Bau des SKA-Vorläufers MeerKAT in Südafrika beteiligt, wird nun aber schlechte Karten für das neue Großprojekt haben.
Nicht nur die Wissenschaftscommunity und die beteiligten Unternehmen, auch die Politik wurde vom plötzlichen Ausstieg Deutschlands überrumpelt. Die Mitglieder des Bundestagsausschusses für Forschung und Technologie erfuhren davon erst aus der Presse.
"Ich halte es für selbstverständlich, dass natürlich einerseits die Wissenschaft immer beteiligt ist an der Projektion, also dass das BMBF sich rückkoppelt, aber vor allen Dingen eben auch mit der Politik. Und was die Politik angeht in dieser Frage, fühlen wir uns sehr schlecht informiert",
klagt René Röspel, Ausschussmitglied und Forschungsexperte der SPD. Besonders pikant: Fast zeitgleich mit dem SKA-Ausstieg verkündete Bundesforschungsministerin Johanna Wanka ihre neue Afrika-Strategie. Ausdrücklicher Schwerpunkt: Die Stärkung von Forschungsinfrastruktur im Afrika südlich der Sahara. Diese riesige Region soll dabei unterstützt werden, eine eigene Wissensgesellschaft aufzubauen. Es gelte, langfristig in afrikanischen Ländern leistungsfähige Wissenschaftsstandorte und Forschungszentren zu errichten.
"Die neue Afrika-Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hat vor allen Dingen den entscheidenden Aspekt, dass wir auf Augenhöhe mit den afrikanischen Wissenschaftlern sein wollen, also nicht dass wir als Europäer von außen drauf gucken und sagen, das und das machen wir jetzt in Afrika, sondern dass wir wirklich auf Augenhöhe sind. Da sind ganz überraschende Aspekte, die wir vorher nicht gesehen haben, zum Teil entstanden, und die haben dann Eingang gefunden in unsere Afrika-Strategie."
Forschungseinrichtung setzt jahrzehntelang Maßstäbe
SKA müsste eigentlich perfekt in die Afrika-Strategie der CDU-Ministerin passen: Denn in Südafrika entsteht gemeinsam mit den internationalen Partnern eine Forschungseinrichtung, die jahrzehntelang Maßstäbe setzen und Generationen von Forschern prägen wird. 2012 wurde das Teleskop, das im Endausbau eine Gesamtfläche von einem Quadratkilometer haben soll, auf Australien und Südafrika aufgeteilt. Das war kein fauler Kompromiss, sondern eine salomonische Entscheidung, betont die südafrikanische Radioastronomin Anita Loots:
"Dieses riesige Instrument in einen Frequenzbereich für Afrika und einen anderen für Australien aufzuspalten, ist sehr sinnvoll. Vermutlich hätte ein Land allein das Projekt gar nicht stemmen können. Wir sind nun in weltweite Wissenschaftlerteams eingebunden, SKA zu bauen und zu nutzen. Zudem gehören zu Südafrika acht afrikanische Partnerländer. Sie alle bekommen Außenstationen, und wir arbeiten jetzt intensiv daran, dort dauerhaft Expertise in Forschung und Technik aufzubauen."
Mit dabei sind unter anderem Ghana, Kenia, Mosambik und Namibia. Doch das Radioteleskop unter der Sonne Afrikas ist auch für Deutschland langfristig interessant. Denn SKA wird einmal fast die hundertfache Datenmenge des heutigen Internetverkehrs liefern. Eine Herausforderung für Big Data: All diese Daten müssen weitergeleitet, gespeichert und analysiert werden. Zudem will das SKA-Konsortium die Teleskope in den Weiten Südafrikas und Australiens fernab aller Stromleitungen mit erneuerbaren Energien direkt vor Ort versorgen, vermutlich mit Solarstrom.
Finanzielle Gründe für den Ausstieg
Trotzdem macht Deutschland bei dem großen Radioteleskop SKA nicht mit. Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, sitzt in seinem Berliner Büro in der Hannoverschen Straße und erläutert noch einmal die Gründe seines Hauses für den SKA-Ausstieg. Dem Projekt fehle vor allem die Reife, es jetzt gezielt zu fördern.
"Unter Reife verstehen wir dann, dass es eine Reihe von Kriterien erfüllt. Das heißt: Ist der wissenschaftliche Nutzen klar? Gibt es ein Konzept für die internationalen Nutzer? Gibt es ein auch nationales Interesse der nationalen Community, also der nationalen Gemeinschaft von Wissenschaftlern? Gibt es einen belastbaren Kostenplan? Und in dieser Kombination war das Projekt noch nicht so weit."
Der SKA-Organisation gegenüber hatte das Ministerium vor allem finanzielle Gründe angegeben. Am wissenschaftlichen Nutzen des Projekts habe man keine Zweifel. Zwar sind in der ersten Phase die Kosten auf 650 Millionen Euro gedeckelt, doch Staatssekretär Schütte sieht Risiken vor allem beim zweiten Schritt:
"Phase 2 ist noch völlig offen, geschätzte Kosten sechs bis acht Milliarden Euro. Unterm Strich haben wir gesagt: Hohe finanzielle Unsicherheit, hohe Planungsunsicherheit, und wenn ich das noch ergänzen darf, das Argument dann auf der deutschen Seite. Wer sind die deutschen Akteure, die bereit sind, sich auch finanziell mit in die Pflicht nehmen zu lassen? Darauf haben wir keine hinreichende Antwort bekommen."
Eine Milchmädchenrechnung?
Wissenschaftler wie Michael Kramer sind ob dieser Begründung ratlos. Die Summe von sechs bis acht Milliarden Euro für die Gesamtbaukosten bis 2030 tauchte schon in der schriftlichen Ausstiegsbegründung des Ministeriums auf. Doch niemand weiß, wie diese Zahl zustande kommt. Laut Kramer sind 650 Millionen Euro für die Phase 1 veranschlagt: In dieser Phase sollen bis 2022 zehn Prozent der gesamten Antennenfläche und ein Großteil der Infrastruktur für das komplette Projekt entstehen. Beamte des Ministeriums haben diese Kosten nun offenbar einfach mal zehn genommen und so für das ganze Projekt hochgerechnet. Eine Milchmädchenrechnung, erklärt Michael Kramer:
"Für Phase 2 wissen wir die Kosten noch nicht. Es wurden 2007 mal 1,5 Milliarden geschätzt, das wird sicher ein bisschen mehr werden, vielleicht zwei Milliarden. Aber dadurch, dass wir natürlich die Infrastruktur teilweise schon in Phase 1 für Phase 2 vorbereiten, kann man das nicht einfach einen Faktor zehn skalieren, nur weil es jetzt ein Zehntel der Gesamtfläche ist."
Das SKA-Teleskop wird modular gebaut und kann so kaum zur milliardenschweren Bauruine werden, sagt Matthias Steinmetz. Er ist als Vorsitzender des Rates der Deutschen Sternwarten so etwas wie Deutschlands oberster Astronom und sehr erfahren im Umgang mit himmlischen Großprojekten:
"SKA besteht aus vielen Einzelstationen. Das hatten wir auch gesehen, als wir vor wenigen Jahren das ALMA aufgebaut haben, ein Teleskoparray in Chile. Dort kam dann auch irgendwann der Kostendruck auf. Dann hat man halt notwendigerweise ein paar Antennen weniger gebaut als man ursprünglich vorhatte. Da eigentlich alle Großprojekte der Astronomie modular aufgebaut sind heutzutage, gibt es Möglichkeiten, bei Kostenüberläufen entsprechende Gegenmaßnahmen zu treffen. Da sind die neuen Projekte sehr viel gnädiger als es die großen monolithischen Teleskope der Vergangenheit waren."
Am Ende bestimmen die zur Verfügung stehenden Mittel die Anzahl der aufgestellten Teleskope. Selbst wenn die zweite Phase niemals realisiert würde, betont Michael Kramer, wäre das SKA auch dann schon das größte und empfindlichste Radioteleskop der Welt und voll einsatzfähig - im Gegensatz zur milliardenverschlingenden europäischen Kernfusionsanlage ITER in Südfrankreich, an der Deutschland ebenfalls beteiligt ist, und die man erst einschalten kann, wenn sie fertig ist: irgendwann nach dem Jahr 2020."
Nicht auf der Roadmap für Forschungsinfrastrukturen
Die Zahlenspiele des Wanka Ministeriums sorgen auch beim Bundestagsabgeordneten René Röspel für Verwunderung:
"Natürlich sind die Erfahrung mit Großprojekten, und wir haben ja das internationale Projekt ITER vor Augen, das Kernfusionskraftwerk, und andere, natürlich immer so, dass die Endkosten häufig immer höher sind als die geplanten Kosten. Bei diesem Fall scheint mir das aber deutlich höher. Das ist ja fünffach etwa höher der Betrag, den das BMBF ansetzt, als das internationale Konsortium oder die Beteiligten, scheint mir das nicht nachvollziehbar."
Und schließlich führt das Ministerium an, das SKA-Projekt sei nicht auf der Roadmap für Forschungsinfrastrukturen vertreten - nur Projekte, die in diese Vorauswahl aufgenommen seien, könnten gefördert werden. Mit der Roadmap hat sich die Bundesregierung seit 2011 zum Ziel gesetzt, die Entscheidungsprozesse über die Förderung von Großprojekten transparenter und objektiver zu gestalten - unter anderem durch einen formalisierten Prozess, bei dem die Projekte sowohl wissenschaftlich als auch wirtschaftlich unabhängig begutachtet werden.
Doch laut Michael Kramer hatte die Max-Planck-Gesellschaft mehrfach nachgefragt, wie sich das SKA-Projekt diesem Bewertungsprozess stellen könne, sei aber immer wieder vertröstet worden. Ohnehin geht es bei der Bewertung für die Roadmap nicht nur um wissenschaftliche Exzellenz, internationale Bedeutung und Finanzierbarkeit, gibt Christian Spiering zu bedenken, Physiker am DESY-Institut in Zeuthen:
"Es gibt natürlich ein Kriterium, das im Hintergrund immer mitspielt, und das ist die Größe der Community, die dahinter steht. Große Communities heißt häufig: Es gibt große Infrastrukturen, die natürlich Wert darauf legen, dass sie erhalten bleiben, dass sie fortgeführt werden, dass dieses Feld fortgeführt wird. Und das blockiert für andere, neue Communities, für neue Forschungsfelder natürlich die Finanzen, die dafür erforderlich wären."
Auf Kosten vieler kleiner Projekte
Auf die deutsche Roadmap fallen die beiden größten Projekte genau in diesen Bereich: Der Röntgenlaser XFEL und der Teilchenbeschleuniger FAIR ergänzen bestehende Einrichtungen in Hamburg und Darmstadt. Allerdings waren beide Projekte bereits beschlossen, bevor das Ministerium den Roadmap-Prozess gestartet hat - jetzt muss sich Ministerin Wanka mit der teuren Erblast herumschlagen und hat wenig Spielraum, neue Akzente zu setzen, wie ihr Staatssekretär bestätigt:
"Weshalb machen wir FAIR? Die Antwort ist trivial: Weil wir es entschieden haben. Es gibt einen völkerrechtlichen Vertrag, und wir sind an diesen Vertrag gebunden und können jetzt solche Verträge auch nicht willfährig ändern, wenn es das nächste Projekt gibt, wo wir sagen, das ist dann vielleicht ebenso gut."
FAIR hat bei vielen Wissenschaftlern keinen guten Ruf mehr - zu sehr sind die Kosten aus dem Ruder gelaufen. Mittlerweile gehen die Experten von mindestens 1,6 Milliarden Euro aus, zwei Drittel mehr als ursprünglich geplant. In den USA führen solche Eskapaden auch schon mal zum Ende eines Projekts. Dagegen wird in Europa meist das Budget erhöht und weiter gebaut - auf Kosten vieler kleiner Projekte, bedauert Christian Spiering:
"Aber in Europa gilt offenbar das Prinzip 'it's too big to fail'. Gewisse Projekte sind einfach zu groß, als dass sie schief gehen können, und die werden dann aufrecht erhalten. Ich habe jetzt kein Einzelprojekt im Auge. Es gäbe Beispiele für Projekte, die einen beträchtlichen Cost-Overrun haben, auch in Deutschland, was aber nicht bedeuten soll, dass sie jetzt unbedingt gestoppt werden müssen. Aber das ist ein Problem, was uns alle, vor allem uns etwas Kleineren, enorm betrifft."
Keine finanziellen Spielräume
Besonders bitter für das Bundesforschungsministerium: Auf den Betriebskosten des FAIR-Projekts, die erst nachträglich eingereicht wurden, bleibt Deutschland als größter Nettozahler fast alleine sitzen. Das sind schon fast 200 Millionen Euro im Jahr - etwa so viel wie Deutschlands Anteil an den Baukosten des SKA-Projekts insgesamt wäre. SPD-Forschungsexperte René Röspel sieht das mit Blick auf FAIR und andere Großprojekte problematisch:
"Das kann dann nicht sein, dass tatsächlich nur das Geld auf wenige Projekte verwendet wird, während dann andere gute, sinnvolle Maßnahmen in den Hintergrund treten müssen und auslaufen. Das ist nicht die Vielfalt und Breite, von der Wissenschaft lebt."
Doch genau das scheint die Forschungspolitik der nächsten Jahre zu bestimmen. Was nützt der beste Roadmap-Prozess, wenn die finanziellen Spielräume im Ministerium nicht da sind, um die eigenen Kriterien umzusetzen und die Forschungslandschaft zu gestalten? Dem SKA-Projekt, erklärt Staatssekretär Schütte, stehe es offen, sich bei der nächsten Runde für die Roadmap im kommenden Jahr zu bewerben. Zwar wird sich an der grundsätzlichen Situation bis dahin nicht viel geändert haben - aber der CDU-Forschungspolitiker Philipp Lengsfeld hält einen Ausstieg aus dem Ausstieg zumindest für denkbar.
"Das SKA ist ein sehr interessantes internationales Großprojekt. Wenn diese Potenziale tatsächlich so sind, wie mir von Teilen der Community versichert wird, dann muss man da vielleicht noch mal in Ruhe einen zweiten Blick drauf werfen. Und das würde ich auch befürworten."
"Hoffentlich ein paar Nobelpreise"
Allerdings, fügt er hinzu, seien die Mittel eben begrenzt - und Forschungspolitik kein Wunschkonzert. Etwa drei Milliarden Euro stehen Wanka für Projektförderung zur Verfügung. Doch Schäubles schwarze Null schwebt über allem: 480 Millionen Euro Sparlauflage hat ihr das Finanzministerium für das kommende Jahr aufgedrückt. 100 Millionen zusätzlich werden ihr für das Betreuungsgeld abgezogen. Kürzungen, die voll zulasten der Fördergelder für Forschungsprojekte gehen.
"Wir stehen für gute Forschung, für exzellente Forschung, aber es muss funktionieren, und es muss bezahlbar sein, so banal das klingt. Das ist bei zu vielen Projekten in der Vergangenheit vielleicht nicht ausreichend beachtet worden."
In Südafrika und Australien laufen derweil die Vorbereitungen für das größte Radioteleskop der Welt weiter. 2016 soll der Bau beginnen - gut vier Jahre später blicken die Kollegen von Michael Kramer in die Tiefen des Alls, spüren den Geheimnissen des Urknalls nach, den ersten Sternen im Kosmos und vielleicht auch fernen Zivilisationen.
"Der Traum ist, dass das Teleskop funktioniert und wunderbare Daten produziert und hoffentlich ein paar Nobelpreise. Und der Albtraum ist natürlich, dass wir am Rand sitzen und nur zuschauen."