Von rund 2.400 Teilnehmern sind im Juni zwei Drittel durch den Einbürgerungstest gefallen. Das teilte das Integrationsministerium in dieser Woche mit. Sie scheiterten unter anderem an Fragen wie "Wann hatte der erste Film der "Olsenbanden"-Reihe Premiere: 1968, 1970 oder 1971"? und "In welchem Sternbild entdeckte der dänische Astronom Tycho Brahe einen neuen Stern? Lyren, Karlsvognen oder Kassiopeia?"

Der Franzose Luc de Visme, der seit mehr als 44 Jahren in Dänemark lebt, sagte nach der Prüfung der Zeitung "Politiken": "Es war wie 'Wer wird Millionär' mit nur 250.000-Kronen-Fragen." 250.000 Kronen sind umgerechnet rund 34.000 Euro.

Die dänische Regierung des rechts-liberalen Ministerpräsideten Lars Lokke Rasmussen hatte die Einbürgerung im vergangenen Herbst erschwert, um Zuwanderer abzuschrecken. Dazu gehören auch die neuen Testfragen. Die Regierung ist bekannt für ihren restriktiven Kurs gegen Migranten.

Besonders Integrationsministerin Inger Støjberg gilt als Hardlinerin. Sie sagte damals, dänisch zu sein, sei "etwas sehr besonderes" und "die Staatsbürgerschaft ist etwas, was man sich verdienen muss".

Die Zeitung "Politiken" hat den Test, den Luc de Visme im Juni machte, auf ihre Internetseite gestellt, damit auch Dänen ihr Wissen testen konnten. Das Ergebnis war eindeutig: Viele der 24.000 Teilnehmer seien durchgefallen. Nur 64 Prozent der Fragen seien im Schnitt richtig beantwortet worden, schreibt "Politiken". Um zu bestehen, müssen aber 32 der 40 Antworten richtig beantwortet werden, das sind 80 Prozent.

Luc de Visme kritisierte: "Als ich vor 44 Jahren nach Dänemark kam, habe ich mich hier gut aufgenommen gefühlt. Jetzt fühle ich mich ausgegrenzt." Mit seiner Kritik ist er nicht allein: Der Vorsitzende der dänischen Sprachzentren, Poul Neergaard, sagte der Nachrichtenagentur Ritzau: "Es sind 40 Fragen, und bei zehn bis 15 Prozent davon fragt man sich: Was für ein Gedanke steht da eigentlich dahinter?". Dafür brauche es detailliertes Faktenwissen auf sehr hohem Niveau, oder aber Glück.

Der Abgeordnete Mattias Tesfaye von den oppositionellen Sozialdemokraten erklärte, die Antwortmöglichkeiten seien zu ähnlich. Beispielsweise könnten die Teilnehmer bei der Frage, wann der dänische Komponist Carl Nielsen gelebt habe, zwischen 1865-1931, 1870-1940 und 1892-1965 wählen. "Damit wird nicht abgefragt, ob die Menschen die dänische Kultur kennen, sondern nur, ob sie sich gut Jahreszahlen merken können."

Besonders in die Kritik geraten ist die Frage zum ersten Film der "Olsenbanden"-Reihe. Ein dänischer Radiosender stellte diese Frage einem der Hauptdarsteller - der es selbst nicht wusste. "Daran kann ich mich noch nicht einmal erinnern", sagte Morton Grunwald, der in allen 14 Filmen den Ganoven "Benny" verkörperte.

Integrationsministerin Støjberg wies die Kritik zurück. Viele Teilnehmer des Tests hätten sich nicht gut genug vorbereitet. Allerdings sagte sie am Dienstag, dass einige Fragen - darunter die zur "Olsenbande" - überprüft würden - manche seien zu schwer, manche zu leicht. Der Test aus dem Juni werde aber nicht wiederholt. Wer einen neuen Anlauf nehmen wolle, könne im Dezember erneut an der Prüfung teilnehmen.

Die Hürden, Däne zu werden, sind hoch: Um die Staatsbürgerschaft zu erlangen, müssen die Kandidaten zum einen den Test mit Multiple-Choice-Fragen zu Kultur, Politik und Geschichte Dänemarks bestehen. Zum anderen müssen sie ihre sehr guten Sprachkennntisse nachweisen und in den fünf Jahren zuvor die meiste Zeit finanziell unabhängig gewesen seien.

Zum Vergleich: Der deutsche Einbürgerungstest besteht aus 33 Fragen, von denen 17 im Multiple-Choice-Verfahren richtig beantwortet werden müssen. Die Fragen werden aus einem Katalog von 310 Fragen ausgewählt, die alle (mit richtiger Antwort) im Internet abrufbar sind. Auch dabei werden Kenntnisse des Landes abgefragt, der Fokus liegt aber eher auf den Rechten und Pflichten des Staats und der Bürger sowie auf der Geschichte ab der Zeit des Nationalsozialismus.

(hba/ach)