Im Aufenthaltsraum einer Bibliothek in der Innenstadt von Aarhus. Der Treffpunkt dürfe nicht genannt werden, ebenso wenig der Name des Interviewpartners, der pünktlich um 16 Uhr erscheint. Zudem keine persönlichen Angaben über die islamistischen Jugendlichen, die an dem De-Radikalisierungsprogramm der Aarhuser Polizei teilnehmen. Mehrmals hatten die Sicherheitsbehörden auf die strikte Einhaltung dieser Spielregeln hingewiesen, ohne deren Erfüllung ein Treffen mit einem sogenannten "Mentor" nicht stattfinden würde.
Unter den überwiegend jungen Leuten im großen Aufenthaltsraum der Bibliothek fällt der "Mentor" nicht auf. Er gehört zu einer kleinen Gruppe von insgesamt 12 Experten, die in Zusammenarbeit mit der Polizeistelle von Superintendent Aarsvel mit jungen, radikalisierten Muslimen aus Aarhus sprechen, regelmäßig, jeweils zwei Stunden lang, zwei bis dreimal die Woche, oftmals über Wochen und Monaten hinweg, in manchen Fällen über ein Jahr hinweg.
"2010 wurde ich als Mentor eingestellt. Weil ich es den Ansatz der Prävention sehr interessant fand, statt zu warten und zu warten, bis alles eskaliert, bis alles falsch gelaufen ist, um dann mit dem Reparieren anzufangen."
Der junge, muslimische Akademiker konzentrierte sich bereits im Studium auf das Phänomen des islamistischen Extremismus, auf die verhängnisvollen Narrative der islamistischen Anwerber von religiös interessierten Jugendlichen.
"Mein erster Schützling war im Internet sehr aktiv, in den sozialen Medien. Der Typ schrieb Sachen darüber, militant zu sein. Man müsse die Gesellschaft zum Einsturz bringen, um die islamische Scharia einzuführen. Deshalb bekamen wir die Informationen und den Eindruck, der Typ ist erkannt. Von da fing es an."
"Kommt zurück, werdet wieder Teil der dänischen Gesellschaft"
Dänemark, so heißt es in den offiziellen Erklärungen der Sicherheitsbehörden, ist Europa weit besonders von Syrienkämpfern betroffen. Dass die Welt schwarz und weiß ist, dass der Westen die Muslime unterdrückt und mit korrupten muslimischen Ländern paktiert, dass die Pflicht eines jeden jungen Muslim darin besteht, den vom Regime in Syrien bedrohten 'Brüdern und Schwestern' beizustehen, all dies "lernten" die meisten der 33 jungen Männer und Frauen, die ab 2013 aus Aarhus in Richtung Syrien aufgebrochen waren, im Jugendzentrum der Grimhøj-Moschee. Superintendent Allan Aarslev:
"Als wir uns mit dieser Gruppe von jungen Männern trafen, die sich Muslimisches Jugendzentrum nannte, gleich bei unserem Treffen, sagten wir ihnen: Wir sind natürlich die Polizei. Ein Vertreter der Stadt war auch mit dabei. Wir sagten ihnen: Unsere erste Priorität ist, genau zu prüfen, ob sie irgendwelche Verbrechen begangen haben, weil sie beim IS waren, und dann würden wir sie natürlich anklagen lassen. Wir betonten, dass wir ihnen nicht geraten hätten, überhaupt erst nach Syrien gegangen zu sein. Aber wenn sie gegangen sind, und noch Leute kennen, die dort geblieben sind, dann sollten sie ihnen sagen: Kommt zurück, werdet wieder ein Teil der dänischen Gesellschaft, bevor ihr noch größeren Schwierigkeiten steckt."
Seit Beginn ihrer direkten Kontakte mit der Moschee im Januar 2014 sank die Anzahl der Syrien-Reisenden, die die Grimhoj-Moschee besucht hatten, nahezu auf null.