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Dänische Ärztin
Die Sorge um die militärische Aufrüstung in Europa

Die 31 Jahre alte dänische Ärztin Alexandra Schou erlebt es als Glück, auf einem friedlichen Kontinent zu leben. Sie fragt, wie kann Europa weiter eine friedensstiftende Union bleiben? Die EU-Abgeordneten David McAllister (CDU) und Sven Giegold (Grüne) antworten.

Alexandra Schou
Die dänische Ärztin Alexandra Schou wünscht sich Solidarität und ein Festhalten an der Idee, dass Europa eine friedensstiftende Union ist. (privat)
In der Sendung "Europa heute" kommen exemplarisch sechs Europäerinnen und Europäer zu Wort mit ihren "Fragen an Europa".
Die 31 Jahre alte Alexandra Schou arbeitet als Ärztin in einem Krankenhaus in Dänemark. Europa bedeutet für sie Freiheit und Frieden. Selbst im Dreiländereck Frankreich-Deutschland-Schweiz aufgewachsen, war es ein ganz natürlicher Teil ihrer Kindheit, eine Grenze zu überqueren, um einzukaufen oder an einer bestimmten Freizeitaktivität teilzunehmen. "Ich fühle mich als geografische Europäerin und als besonders privilegiert, weil ich inmitten anderer europäischer Kulturen aufgewachsen bin. Deshalb ist es für mich persönlich sehr schwierig, geschlossene Grenzen auszuhalten, weil ich nicht so frei reisen kann, wie ich es gewohnt bin."
Für sie bedeutet es wirkliches Glück, auf so einem friedlichen Kontinent zu leben. Mit der Pandemie sei es ihr bewusst geworden, dass Europa weiterhin sehr zerbrechlich ist, und was für eine große Herausforderung es war, in der Pandemie zusammenzuhalten. Ihr Gefühl: Nordeuropa habe nicht genug getan, um dem Süden zu helfen. "Als die Pandemie in Italien gewütet hat, hat mein Land alte Beatmungsgeräte nach Italien geschickt, die wir in unseren Krankenhäusern abgelehnt haben, weil sie zu schlecht waren, um Covid-Patienten zu behandeln. Das ist mir wirklich peinlich." Jetzt begrüßt sie, dass der Fokus wieder mehr auf Zusammenarbeit liegt.
Ihre Frage an Europa: Europa ist ein schönes, friedensstiftendes Projekt, das ja ursprünglich auf der Zusammenarbeit in den Bereichen Stahl und Kohle basiert. Und deshalb mache ich mir Sorgen um die militärische Aufrüstung in Europa. Wie können wir sicherstellen, dass Europa weiter eine friedensstiftende Union bleibt?

Giegold: Nach wie vor macht jedes Land, was es will

Für den Grünen-Europapolitiker Sven Giegold steht fest, dass Europa ein friedensstiftendes Projekt ist. Nur über Umwege würden verhältnismäßig geringe Summen aus dem EU-Haushalt für militärische Bereiche eingesetzt. Die einzelnen Mitgliedsländer wiederum setzten für Rüstung erhebliche Summen ein. "Sehr viel von diesen nationalen Programm wird verschwendet, weil es keine effektive Zusammenarbeit gibt", kritisierte er im Dlf. Die Basis für eine Vertiefung der militärischen Zusammenarbeit müsse die gemeinsame Außenpolitik sein. Davon sei man aber noch weit entfernt.
Sven Giegold, Grünen-Abgeordneter im Europaparlament
Modell des Future Combat Air System (FCAS) im Originalmaßstab bei der International Paris Air Show im Juni 2019 am Flughafen Le Bourget bei Paris.
Rüstungsprojekt FCAS
Der Kampfjet FCAS ist das Prestigeprojekt der europäischen Rüstungspolitik. Erschwert wird die Kooperation vom Misstrauen zwischen Deutschland und Frankreich. Neben Geld und Arbeitsplätzen geht es auch um die Frage nach einem künftigen gemeinsamen Konzept in der europäischen Sicherheitspolitik.

McAllister: erste Schritte hin zu einer europäischen Armee

"Der Ärztin aus Dänemark würde ich antworten: Die Europäische Union ist und bleibt ein Projekt des Friedens", betonte auch David McAllister (CDU). Die Europäische Union habe sich in den letzten Jahren zu einer Werte- und Rechtsgemeinschaft entwickelt. Und nun müsse die Entwicklung hin zu einer Außen-, Sicherheits- und Verteidigungsgemeinschaft kommen. Entscheidend für ihn dabei: Eine gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik darf dabei niemals im Gegensatz oder im Wettbewerb zur NATO stehen. Deshalb müsse innerhalb des NATO-Bündnisses der europäische Pfeiler gestärkt werden.
EU-Parlamentarier David McAllister bei einer Pressekonferenz im APril 2020
Am 9. Mai feiert die Europäische Union den Europatag – und erinnert damit an die Pariser Rede des französischen Außenministers Robert Schuman, in der er den Grundstein der heutigen Europäischen Union legte. Seitdem hat sich diese Union verändert, vergrößert und nicht selten verkompliziert.

Auf europäischer Ebene startet am Europatag die Konferenz zur Zukunft Europas. Ziel ist es, gemeinsam mit den Bürgern eine Reformagenda zu entwickeln.

In der Sendung "Europa heute" kommen exemplarisch sechs Europäerinnen und Europäer zu Wort mit ihren "Fragen an Europa".

Polen: Hanna Burzynska, Truckerin (30. April 2021)
Dänemark: Alexandra Schou, Ärztin (3. Mai 2021)
Österreich: Magdalena Lechhab, Studentin (4. Mai 2021 )
Niederlande: Wimm vann de Venn, Staatsanwalt (5. Mai 2021)
Tschechien: Martin Klima, Spiele-Entwickler und Niederlande: Lotte Wagemaker, Polizistin (6. Mai 20219)
Spanien: Anwalt und Steuerberater, Alejandro del Campo (7. Mai 2021)