In der sogenannten "Frankfurter Erklärung" vom 9. Mai 2018 bekräftigte der Deutsche Olympische Sportbund DOSB mit Unterstützung der Mitgliedsverbände noch einmal: Die Umsetzung der Leistungssportreform sei nur mit einer parallel laufenden Finanzspritze durch den Bund möglich.
Die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag (SPD) entgegnete in der Sendung "Sport am Sonntag": "Ich will Geld und ihr gebt es mir und ich erkläre euch bei Gelegenheit, wofür ich das Geld haben wollte - das funktioniert in diesen Zeiten nicht mehr. Es muss klar sein, dass in diesen Zeiten Transparenz und Good Governance keine Wörter sind, die keine Geltung haben - im Gegenteil."
Die Athleten kommen zu kurz
Auf den Bericht des Bundesrechnungshofes angesprochen, wonach der organisierte Sport wichtige Punkte der Leistungssportreform gar nicht umgesetzt habe, sagte Freitag: Die Fragen, die der Bundesrechnungshof aufgeworfen hat, sind auch Fragen, die wir uns als Politiker stellen müssen - und auf viele Fragen sind eben nach wie vor keine Antworten vorhanden."
Dagmar Freitag vermisse in der aktuellen Diskussion vor allem die Position der Athleten. "Die sollen ja - so steht es auf dem Papier - im Mittelpunkt dieser Reform stehen und diese Diskussion wird mir insbesondere beim DOSB viel zu sehr in den Hintergrund geschoben." Das werde unter anderem am Umgang mit dem Verein "Athleten Deutschland" deutlich.
"Die Athleten möchten nicht unabhängiger werden", erklärte Freitag, "sie möchten unabhängig werden. Dafür brauchen sie eigenes Geld und dieses Geld darf nicht über den DOSB verwaltet werden." Bei ihren Kollegen im Sportausschuss und beim Koalitionspartner werbe sie im Moment dafür, "dass wir dieses Geld, das im Haushalt vom BMI (Bundesinnenministerium, Anm. d. Red.) bereits vorgesehen war, auch wieder einstellen."
Causa Seppelt: Forderung an den DFB
Mit Blick auf die Empörung über das von Russland verweigerte Visum für den ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt wies Dagmar Freitag im Dlf darauf hin, dass es die autonome Entscheidung der Sportverbände war, die Fußball-Weltmeisterschaft nach Russland zu vergeben: "Für mich ist das ein Zeichen, was deutlich macht, welche Risiken der Sport eingeht, wenn er seine Veranstaltungen in autokratische Länder vergibt, in denen Menschenrechte, Meinungsfreiheit und Pressefreiheit eher nur auf dem Papier als in der Realität zu finden sind."
Die FIFA müsse nun darauf bestehen, dass sich Russland an die vertraglichen Vereinbarungen hält. "Es gibt ein Pflichtenheft und Russland hat sich verpflichtet, die Dinge, die darin definiert sind, einzuhalten", sagte die SPD-Politikerin. "Dazu gehört auch der freie Zugang von Journalisten zur Berichterstattung und dazu gehört auch Herr Seppelt." Vom DFB erwarte sie, dass er seinen Einfluss im Weltverband in dieser Angelegenheit geltend mache.
Für einen politischen Boykott der WM wollte sich Dagmar Freitag nicht aussprechen - sie selbst habe für sich jedoch entschieden, nicht nach Russland zu fahren.
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