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Daimler
Einigung in Sachen Zukunftsplanung

Nach einem wochenlangen Streit haben sich Daimlers Werkleitung und Betriebsrat auf einen Kompromiss geeinigt. Unter anderem ging es dabei um das Thema Elektromobilität. Jetzt aber scheinen die Weichen gestellt. Eine entscheidende Rolle spielt dabei das Stammwerk in Stuttgart-Untertürkheim.

Von Uschi Götz |
    Ein Mercedes-Benz Logo, aufgenommen am 02.02.2017 in Stuttgart (Baden-Württemberg) vor Beginn der Jahrespressekonferenz der Daimler AG.
    Neben dem Ausbau der Elektromobilität soll es bei Daimler künftig auch neue Arbeitszeitmodelle geben. (dpa / Uli Deck)
    Mehrere Tausende Daimler-Mitarbeiter sind am Morgen zu der Betriebsversammlung nahe des Stammsitzes Untertürkheim gekommen. Dabei wurde den Beschäftigten die nun ausgehandelte Betriebsvereinbarung vorgestellt. Nach einem wochenlangen Streit mit zig Verhandlungsrunden hatten sich Werkleitung und Betriebsrat in den vergangenen Tagen auf einen Kompromiss geeinigt. Wolfgang Nieke, Betriebsratschef am Stammwerk Stuttgart-Untertürkheim, fast das Ergebnis im Kern zusammen:
    "Der Kompromiss sieht im Kern so aus, dass wir das Standbein der elektrifizierten Antriebsstränge am Standort ausbauen. Wir werden unsere Beschäftigungsumfänge um das Thema Batterieproduktion erweitern und werden eine Batteriefabrik innerhalb des Werkes aufbauen, das bringt uns Beschäftigung in die Zukunft. Wir werden das Thema Montage der elektrischen Achsen am Standort haben."
    Streit um Batterieproduktion
    Hauptstreitpunkt zwischen Unternehmen und Betriebsrat war vor allem die Batterieproduktion. Untertürkheim ist im Vergleich zu anderen Standorten teurer, deshalb sollten künftige Mitarbeiter in einer GmbH beschäftigt werden. Der Betriebsrat lehnte das strikt ab und setze sich durch:
    "Die Batterieproduktion kommt an den Standort als Teil unseres Werkes, im Rahmen von Tarifverträgen der IG Metall mit Beschäftigten aus unserem Standort."
    Das Stammwerk Stuttgart-Untertürkheim gilt mit seiner über 100-jährigen Autobau-Geschichte als das Herz des Unternehmens. In verschiedenen Werken entlang des Neckars werden seit Jahrzehnten vor allem Motoren und Getriebe gefertigt. Aktuell arbeiten rund 19.000 Mitarbeiter vor allem in der Produktion an dem Standort.
    Weichenstellung für die Zukunft
    Mit der nun getroffenen Vereinbarung sind die Weichen für die Zukunft gestellt, ist Betriebsratschef Nieke sicher:
    "Wir haben, wenn wir die nächsten acht oder zehn Jahre anschauen, mit dem, was an Planungen vorliegt, eine sehr stabile Beschäftigung. Für uns ist die Frage, dass wir in den Feldern der Elektromobilität, die Beschäftigung am Standort haben. Wie sich das entwickelt nach 2025 Richtung 2035, wie stark Elektromobilität tatsächlich den Verbrennungsmotor verdrängen wird, das wird sich dann zeigen.
    Aber die Voraussetzung mit Blick nach vorne ist, dass wir heute in der Lage sind, diese Dinge am Standort zu produzieren und dann, wenn das tatsächlich Fahrt aufnimmt, auch in der Beschäftigung, ich sage jetzt mal die positiven Effekte für uns zu haben."
    Untertürkheim soll zum Hightech-Standort werden
    In einer Pressemitteilung teilte Daimler mit, das Werk Untertürkheim werde zum Hightech-Standort für Elektrokomponenten weiterentwickelt und biete den Beschäftigten damit auch im kommenden Zeitalter der Elektromobilität gute Perspektiven.
    Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit sehe die zwischen Werkleitung und Betriebsrat geschlossene Betriebsvereinbarung Maßnahmen zur Steigerung der Flexibilität und Effizienz vor. Konkret bedeutet das, künftig wird es neue Arbeitszeitmodelle geben. Ein Interview zu der Neuausrichtung des Standorts lehnte die Werkleitung heute zunächst ab. Hintergrund dabei dürften die aktuellen Vorwürfe gegen das Unternehmen sein. Laut Medienberichten soll Daimler viel stärker in die Abgas-Affäre verwickelt sein, als bisher bekannt ist.