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Daimler und Opel
Leiden und Nicht-Leiden am chinesischen Markt

Daimler hat den Umsatz im zweiten Quartal um 19 Prozent in die Höhe schnellen lassen. Geholfen haben dem Autobauer dabei die stark gestiegenen Zulassungszahlen auf dem chinesischen Markt. Auch General Motors verdient im Reich der Mitte gut dazu. Opel allerdings schreibt noch keine schwarzen Zahlen.

Von Michael Braun |
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    Daimler-Vorstandsvorsitzender Dieter Zetsche: "Unsere Produktion wird zunehmend flexibler. Das ganze Unternehmen wird Schritt für Schritt effizienter." (picture alliance / dpa / Britta Pedersen)
    Ein langer Weg scheint geschafft. Vor zehn Jahren ist Daimler zurückgefallen, musste Wachstumsraten und vor allem Renditegipfel den Konkurrenten überlassen, namentlich BMW und Audi. Aber jetzt, mit den heute vorgelegten Quartalszahlen, kommt bei Daimler auch im Alltag der Straßenfahrzeuge ein Fahrgefühl wie in der Formel 1 auf: immer vorne dran sein. Daimlers Pkw-Sparte war mit einer operativen Umsatzrendite von 10,7 Prozent so profitabel wie noch nie. Voriges Jahr waren es nur 7,9 Prozent. Gut möglich, dass die weiß-blaue Konkurrenz , die lange zusammen mit Audi die Nase vorn hatte, nicht mehr mithalten kann. Toyota hat Daimler jedenfalls übertroffen. Dieter Zetsche, der Vorstandsvorsitzende, dem der Aufsichtsrat schon mal mit kurzen Vertragslaufzeiten bedeutet hatte, endlich bessere Zahlen vorzulegen, hatte wohl verstanden – und geliefert:
    "Zur Halbzeit 2015 können wir also sagen: Wir sind voll im Plan bei der Umsetzung unserer Strategie. In den zurückliegenden Jahren haben wir die Weichen für profitables Wachstum gestellt. Unsere Produktoffensiven greifen. Wir wachsen rasant. Unsere Produktion wird zunehmend flexibler. Das ganze Unternehmen wird Schritt für Schritt effizienter."
    In Zahlen: Daimler hat den Umsatz im zweiten Quartal um 19 Prozent und das Ergebnis vor Steuern um 53,6 Prozent in die Höhe schnellen lassen. Analysten erklärten das mit dem Designwechsel etwa bei der A-Klasse, weg vom hochbeinigen Senioren- hin zum flachen Flitzerimage. Dazu mit der jungen Modellpalette, ein Vorteil, der sich auch noch eine Weile halten werde, meint etwa Holger Schmidt, Autoexperte bei der Equinetbank:
    "Von der Modellwechselthematik her kann man ganz klar sagen: Daimler wird auch im nächsten Jahr noch einmal deutlich an der Modellpalette drehen. Das durchschnittliche Alter der Modellpalette beträgt heute 42 Monate, wird bis Ende 2016 noch mal unter 40 Monate gehen. Also von daher: Die Modellpalette bleibt weiter dynamisch. Deshalb sehen wir da jetzt auch noch keinen Rückgang oder keine Wachstumsschwäche."
    Daimlers schnelles Wachstum in China
    Außerdem hat der chinesische Markt Daimler geholfen. Dort gab es ordentliche Wachstumszahlen: Um 34 Prozent stiegen die Zulassungszahlen, in Westeuropa waren es "nur" 17 Prozent. Das schnelle Wachstum in China erklärt sich freilich vor allem mit früheren Misserfolgen. Daimler war später als andere dort gestartet. Und von niedrigerer Basis aus wächst es sich eben schneller. Holger Schmidt:
    "Wenn man natürlich spät in den Markt gestartet ist und aktuell auch nur halb so groß ist wie Audi im chinesischen Markt – man setzt ungefähr 300.000 Fahrzeuge ab, Audi ungefähr 600.000 – dann hat man natürlich auch die Chance, diese exorbitanten Wachstumsraten zu zeigen."
    Daimler will sein Händlernetz in China ausbauen. Der Optimismus für den dortigen Markt also bleibt. Auch wenn die Börsen dort zuletzt nicht mehr die Spekulationsgewinne gebracht haben, die sich so schön in Renommierkarossen wandeln ließen.
    Auch General Motors setzt weiter auf den chinesischen Markt. GM hat zwar den Gewinnsprung im zweiten Quartal von 0,2 auf 1,1 Milliarden Dollar vor allem dem Boom bei den geländegängigen SUV auf dem Heimatmarkt zu verdanken. Aber auch der Nachfrage von Autos der Marke Cadillac in China. Dieser Markt, so Konzernchefin Mary Barra am Nachmittag in einer Telefonkonferenz, werde in den nächsten 10, 15 Jahren weiter wachsen.
    Der europäische Markt, also vor allem die Marke Opel, schreibt noch keine schwarzen Zahlen. Die sind für nächstes Jahr geplant. Und Mary Barra sagte, Opel komme dem Ziel näher:
    "We're getting closer to that goal."
    Zunächst mal sinkt nur die Belastung deutlich, die Opel für GM immer noch bedeutet: Der operative Verlust schmolz von 305 auf 45 Millionen Dollar zusammen. Ohne den Zusammenbruch des russischen Marktes hätte es für Opel womöglich besser ausgesehen.