"Mama, ich hab' schlechte Nachrichten", sagt der palästinensische Sohn. "Setz Dich lieber…"
Verliebt in eine Jüdin und ausgerechnet noch in eine, die beim israelischen Militär dient. Diese Romanze wird nicht ohne Konflikte bleiben, lässt sich absehen. Mit reichlich schwarzem Humor lassen die Rapper von DAM ihren Songhelden dennoch in die Liebesfalle laufen.
"Kannst du auch Arabisch?", fragt der Palästinenser hoffungsvoll, als er seiner Traumfrau in Uniform zufällig in einem Aufzug begegnet. "Ein paar Wörter", sagt die Schöne, "stillgestanden oder ich schieße!", ist ihr Beispiel.
"Wir wenden uns immer an die Politik", sagt Bandmitglied Mahmood Jreri. "Dieses Mal haben wir das mit ein bisschen Humor getan." "Mit Sarkasmus", wirft sein Kollege Tamer Nafar ein. "Wir machen uns einen Spaß aus den Leuten, die uns immer sagen: Kommt schon, könnt ihr Euch nicht einfach zusammen raufen und die Probleme mal lösen? Aber wir lehnen es ab über Ko-Existenz zu sprechen, wenn wir offiziell nicht mal existieren. Ja, wir fahren in einem Aufzug. Ja, wir leben in einem Land. Aber das heißt nicht, dass wir gleich sind."
Bürger zweiter Klasse?
Trotz israelischer Pässe fühlen sich die palästinensischen Musiker als Bürger zweiter Klasse. Vor zehn Jahren haben die Brüder Tamer und Suheel Naher damit begonnen, den Dauerkonfllikt in ihrer Heimat zu thematisieren, in Form von Protest-Rap. Mahmood Jreri kam als Textschreiber dazu: "Wir haben angefangen, arabischen Hip-Hop zu kreieren, in Lod, unserer Heimatstadt, die im Zentrum Palästinas liegt, jetzt Israel genannt."
Der Staat Israel als sogenannte Besatzungsmacht: Vor klaren Worten schrecken die Palästinenser, die allesamt auch israelische Staatsbürger sind, nicht zurück. Das hat Folgen:
"Zum Beispiel werden wir nicht in den israelischen Radioprogrammen gespielt. Da stehen wir auf der schwarzen Liste", so Mahmood Jreri. "Und wenn die Stadtverwaltung in unserer Heimatstadt Lod eine Veranstaltung ausrichtet, holen sie alle möglichen Künstler auf die Bühne, aber nicht DAM. Wegen unserer Botschaft."
Zum aktuellen Gewaltausbruch im Gaza-Streifen wollen sich die Musiker nicht äußern. Zum Streit um die Verlegung der US-amerikanischen Botschaft nach Jerusalem haben sie bereits im Januar einen Song veröffentlicht. Maysa Daw, als Sängerin die Vierte im Bunde, intoniert dabei die "Jerusalem-Hymne", die schon vor mehr als hundert Jahren in Kirchen gesungen wurde. "Jerusalem" ist darin eine Metapher für den Himmel.
Jerusalem als Stadt des Friedens
Inzwischen ist die Hölle ausgebrochen, weil sich wieder mal fremde Mächte in die Belange von Juden und Palästinensern eingemischt haben, klagt Mahmooud Jreri und wechselt ins Arabische: "Natürlich sind wir gegen die Entscheidung von Trump, der im Weissen Haus sitzt, tausende Meile von Jerusalem entfernt, aber trotzdem die Macht und die Frechheit besitzt, über die Menschen hier zu entscheiden. Jerusalem muss eine Stadt des Friedens sein, in der auch palästinensische Rechte geachtet werden. Dafür kämpfen wir, aber in einer friedlichen Weise - durch Musik."
Im Musikvideo vom ungleichen Pärchen fliegen am Ende immerhin nur Stücke der Hochzeitstorte - statt Steine und Raketen. Die israelische Braut hat dem Palästinenser nur ein winziges Stück vom Kuchen abgeschnitten. Es geht aber auch anders, weiß DAM. Sie haben ihr Lied nämlich auch schon für ein echtes palästinensisch-israelisches Brautpaar gesungen.