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"Damit haben viele IT-Verantwortliche Bauchschmerzen"

IT.- Cloud-Computing ist eines der großen Themen auf der diesjährigen CeBIT. Im Interview mit Ralf Krauter erläutert der Computer-Journalist Manfred Kloiber, wie es in Deutschland um die Akzeptanz der virtuellen Wolke bestellt ist.

    Ralf Krauter: Hand aufs Herz: Haben Sie eine Ahnung, was sich hinter dem Begriff Cloud-Computing verbirgt? Wenn nicht, sind Sie in guter Gesellschaft. Einer aktuellen Umfrage zufolge, kann nur jeder achte Deutsche etwas damit anfangen - mit dem Begriff wohlgemerkt. Denn mit dem, wofür er steht, sind viele längst auf Du und DU. Wenn Sie Fotos in Webalben hochladen, um sie ihren Freunden zu zeigen oder wenn Sie einen Internet-Maildienst nutzen und damit auch gleich noch Ihre Adressen und Termine verwalten, nutzen Sie bereits Rechendienstleistungen via Internet. Genau dafür steht Cloud-Computing: Für das Auslagern von Rechenservices und Datenspeicherung vom heimischen PC in industrielle Serverfarmen. Auf der CeBIT in Hannover ist das Rechnen in der Wolke das große Thema. Frage an meinen Kollegen Manfred Kloiber, der uns jetzt von dort zugeschaltet ist. Herr Kloiber, im privaten Bereich ist Cloud-Computing längst etabliert, aber inwieweit hat das denn schon Einzug in die Geschäftswelt gehalten?

    Manfred Kloiber: Da fängt es gerade an, sich zu etablieren. Drei Ebenen scheinen sich da herauszuschälen. Da sprechen die Experten von SAAS, von IaaS und von PaaS. Was steckt hinter diesen Kürzeln? Die Idee, dass ein Anwender entweder nur einzelne Programme im Netz nutzen kann oder eine ganze Infrastruktur, bei der eine eigene Datenbank und eine Entwicklungsumgebung dahintersteckt, die dann vom Dienstanbieter gepflegt wird. Oder sogar eine ganze Plattform, also eine eigene Serverfarm, die irgendwo steht, auf der alles läuft. Diese drei Ebenen sind es, die nun von den Firmen versucht werden zu vermarkten. Und dabei ist Software as a Service, SaaS, natürlich das einfachste Konzept. Denn hier mieten sie sich einfach nur zum Beispiel eine Textverarbeitung, ein Kalkulationsprogramm oder was auch immer, für die Zeit, die sie wirklich nur nutzen.

    Krauter: Textverarbeitung - das klingt ja noch relativ einfach. Aber die Software, die Unternehmen sonst so benutzen, kann ja durchaus komplizierter sein. Also ich denke jetzt an Programme für Lagerhaltung, Produktionsplanung, Lohn- oder Kundenbuchhaltung. Das sind in der Regel sehr komplizierte Programme. Kann man die denn auch schon auslagern, also in der globalen Serverwolke buchen?

    Kloiber: Ich glaube, das ist ein Hauptthema vor allen Dingen für den Mittelstand in Sachen Cloud-Computing. Und da geht es dann auch los im kommerziellen Bereich. Ich habe mir zum Beispiel eine Lösung angesehen, bei der kann ich mir all diese Dienste, die sie genannt haben, zum Beispiel auf einem Tablet-PC, einem Smartphone oder einem ganz normalen PC als Applikation laden. Und zwar gestaffelt nach persönlichen Funktionen im Unternehmen. Bin ich zum Beispiel Service-Techniker, dann habe ich auf meinem Smartphone eine Applikation für das Ticketing, also die Wartungs- und Serviceaufträge. Bin ich dagegen Vertriebsmitarbeiter, habe ich eine Applikation für das Kundenmanagement und die Auftragsverwaltung. Und als Chef habe ich dann Zugriff auf alles und kann mir wunderschöne Charts über Auftragsentwicklungen oder Lohnkosten oder was auch immer anzeigen lassen. Die zentrale Datenhaltung geschieht dabei in der Wolke, sprich eben halt in irgendeinem oder mehreren Rechenzentren. Und gezahlt wird dann pro Monat und Funktion. Der Chef zahlt 130 Euro, der Zugang für den Wartungstechniker kostet dann beispielsweise 79 Euro. Dieses Angebot ist dann sicher ein Infrastrukturangebot, also IaaS. Und hinzu kommt noch, dass ich mir aus einem App-Store noch zusätzliche Tools von anderen Anbietern kaufen kann, die aber auf meine Unternehmensdaten zugreifen können und dann zusätzliche Dienste ermögliche, zum Beispiel Fahrzeugdisposition oder Paketdienste.

    Krauter: Sie sagten, die zentrale Datenhaltung passiert also irgendwo in der Wolke. Jetzt könnte ich mir vorstellen, dass Unternehmensverantwortlichen für IT-Sicherheit da die Haare zu Berge stehen. Das sind doch jetzt sensible Informationen, die man früher mit allen Mitteln zu schützen versuchte. Und die soll man jetzt einfach so verschicken und auslagern?

    Kloiber: In der Tat. Damit haben viele IT-Verantwortliche Bauchschmerzen, wenn sie von ihrem IT-Provider dann zumal erfahren, dass ihre Daten gar nicht hier in Deutschland sind, sondern die Mitarbeiterdaten, die Lohnbuchdaten, irgendwo auf einem Server in den USA oder in Asien liegen und dieses Datenschutzniveau ja dann mit dem deutschen kaum vergleichbar ist. Ein Hardwarehersteller hat 6000 IT-Arbeiter in zwölf Ländern dazu befragt und dabei ergab sich dann, dass 86 Prozent der Befragten in Deutschland genau aus diesem Grund eine ziemlich kritische Haltung zu Cloud-Computing einnehmen. Hier trommelt der deutsche Branchenverband BITKOM ganz laut, dass das eigentlich die Chance für deutsche Firmen sei, nämlich die hohen Standards deutscher Rechenzentren in der Cloud als Premiumprodukt in Sachen Sicherheit zu etablieren. Und tatsächlich sind die deutschen Rechenzentren auch der führende Anbieter, nicht nur in Sachen Datenschutz auf guten Niveau, sondern auch die technische Sicherheit ist sicherlich in deutschen Rechenzentren besser als der Durchschnitt.

    Krauter: Technische Sicherheit ist das eine. Wie sieht es denn mit der Sicherheit vor politischen Eingriffen aus? WikiLeaks hat ja zum Beispiel das Problem, dass seine auf Amazon-Servern gespeicherten Dokumente plötzlich nicht mehr abrufbar waren. Das will man als Firma ja vielleicht auch nicht riskieren.

    Kloiber: Davor ist man als Firma natürlich nicht gefeit. Aber man geht vielleicht im Wirtschaftsbereich eher davon aus, dass solche politischen Fragen weniger eine Rolle spielen. Allerdings: Es gibt ja auch Handelskriege. Wer weiß wie das aussieht. Deswegen tendieren wahrscheinlich viele zu einer Cloud im eigenen Land.