Dauerregen
Hochwasserlage in mehreren süddeutschen Landkreisen spitzt sich zu

Dammbrüche, überflutete Straßen, Hubschrauber retten Menschen vor Wassermassen: Der Süden Deutschlands hat mit schweren Überflutungen zu kämpfen. Vielerorts werden Jahrhundert-Pegelstände gemeldet. Und die Lage könnte sich angesichts des Dauerregens weiter zuspitzen.

    Viele Straßen sind in Babenhausen im bayerisch-schwäbischen Landkreis Unterallgäu überflutet.
    Viele Straßen sind in Babenhausen im bayerisch-schwäbischen Landkreis Unterallgäu überflutet. (picture alliance / dpa / Nikolas Schäfers)
    Der Dauerregen im Südwesten hat zu Pegelständen geführt, wie sie statistisch gesehen nur einmal in mehr als hundert Jahren erreicht werden. So führten am Nachmittag die Donaunebenflüsse Umlach in Ummendorf, Rottum in Laupheim (beide Kreis Biberach), Wurzacher Ach in Leutkirch-Reichenhofen (Kreis Ravensburg) und Weihung in Unterkirchberg (Alb-Donau-Kreis) so viel Wasser wie bei einem Jahrhunderthochwasser.
    Die Behörden in Baden-Württemberg und Bayern melden vielerorts weiter steigende Pegelstände. In mehreren Landkreisen wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Besonders betroffen ist die Region rund um Augsburg. In Kommunen dort wurden weitere Menschen aufgefordert, ihre Wohnungen und Häuser zu verlassen. In Diedorf brachen ein Deich und ein Damm.

    Rettung mit Hubschraubern und Booten - Handynetz teilweise ausgefallen, Notruf überlastet

    In Fischach holten Helfer Menschen mit einem Hubschrauber aus ihren von den Fluten eingeschlossenen Häusern. Die Bewohner hätten auf andere Weise den Ort nicht mehr verlassen können, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes. Auch Bundeswehrsoldaten unterstützen die Rettungsarbeiten.
    In Babenhausen im Unterallgäu ist das Handynetz teilweise ausgefallen. Wer Hilfe brauche und keinen Notruf absetzen könne, solle ein weißes Laken oder Tuch zum Fenster heraushängen. Falls möglich, sollen sich Hochwasser-Opfer am Fenster bemerkbar machen, so die Anweisung des Landratsamtes.
    Nahe Regensburg wurde die Autobahn 3 wegen Überflutungen gesperrt. Im schwäbischen Memmingen wurde eine Justizvollzugsanstalt evakuiert. Rund 100 Insassen werden vorübergehend nach Landsberg, Kempten und Augsburg verlegt.

    Faeser sichert weitere Unterstützung zu - Söder im Flutgebiet

    Bundesinnenministerin Faeser sicherte den vom Hochwasser betroffenen Regionen in Süddeutschland weitere Unterstützung zu. "Wegen des schweren Dauerregens und drohender Überflutungen ist das THW bundesweit darauf vorbereitet, weitere Kräfte in den Einsatz zu bringen", teilte die SPD-Politikerin mit Blick auf Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) mit.
    Bayerns Ministerpräsident Söder und Innenminister Herrmann (beide CSU) machten sich vor Ort ein Bild von der Lage. In Diedorf dankte Söder allen Rettungsdiensten und den Helfern für ihren raschen und professionellen Einsatz.
    Baden-Württembergs Umweltministerin Walker (Grüne) sagte in einer ersten Bilanz, es habe sich in vielen Fällen bereits ausgezahlt, dass die Landesregierung in den vergangenen Jahren viel Geld für Dämme, Regenrückhaltebecken und kommunale Starkregenkonzepte mobilisiert und dauerhaft gesichert habe. 

    Appell an die Bevölkerung zur Vorsicht

    Warnungen vor starkem Regen und Gewitter gab es heute auch für Sachsen, Brandenburg und Thüringen. Dort wurden bereits im Vorfeld viele Veranstaltungen abgesagt. In der thüringischen Landeshauptstadt ist noch bis morgen der Deutsche Katholikentag.
    Die sächsische Stadt Plauen bereitete sich ebenfalls auf Unwetter und Hochwasser vor. Seit dem frühen Morgen seien die Deich- und Brückenwachen entlang des Flusslaufs der Weißen Elster unterwegs, erklärte die Feuerwehr.
    Behörden in mehreren Regionen Deutschland riefen die Bevölkerung angesichts des Wetters zur Vorsicht auf. Das sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie appellierte, im Falle von Hochwasser und Überflutungen auf die eigene Sicherheit zu achten. Das heißt: sich von Fließgewässern fernhalten, bei Starkregen mit Wassereinbruch nicht in Keller, Tiefgaragen und Unterführungen gehen oder fahren sowie überflutete Bereiche weder zu Fuß noch mit dem Fahrzeug durchqueren. 

    Ausfälle im Bahnverkehr

    Nicht nur in Deutschland machte Regen den Menschen zu schaffen. Am Grenzfluss Leiblach zwischen Deutschland und Österreich gingen die Pegelstände nach extremem Hochwasser in der Nacht zurück. Ein Sprecher der Rettungsleitstelle sagte der Deutschen Presse-Agentur, man sei mit einem blauen Auge davongekommen. Zeitweilig waren die Pegelstände so hoch wie bei einem Hochwasser, das statistisch nur alle 100 bis 300 Jahre vorkommt.
    In Deutschland wirkte sich das Wetter auf den Bahnverkehr aus. Laut Deutscher Bahn kam es in Süddeutschland zu Störungen und Zugausfällen. Besonders zwei ICE-Strecken waren beeinträchtigt, wie eine Bahnsprecherin sagte. Zwischen München, Bregenz und Zürich fuhren wegen des Hochwassers den ganzen Samstag keine Züge mehr. Die Strecke zwischen Ulm und Augsburg war ebenfalls betroffen.
    Diese Nachricht wurde am 01.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.