Fanvertreter Dario Minden von "Unsere Kurve" setzt sich sehr kritisch mit der Menschenrechtssituation im WM-Gastgeberland Katar auseinander. Beim DFB-Kongress zum Thema Menschenrechte sprach er daher - sehr offen mit seiner eigenen Sexualität umgehend - den anwesenden katarischen Botschafter auf die Rechte der LGBTQ an: "Ich bin ein Mann und ich liebe Männer. Das ist normal, also gewöhnt euch daran oder bleibt weg vom Fußball. Denn die wichtigste Regel im Fußball ist: Fußball ist für jeden. Wir können euch nicht erlauben, diese Regel zu brechen, egal wie reich ihr seid."
Er habe diesen Rahmen gewählt, weil er ein Zeichen setzen wollte, das weitergeht als der Raum der Konferenz, sagte er im Dlf. "Der Botschafter war natürlich in keiner einfachen Situation, er konnte ja aus dem Publikum in der ersten Reihe sitzend nicht gleich antworten, hat sich das dann für später aufheben müssen. Insgesamt war er höflich und zurückhaltend."
Was dieser dann inhaltlich gesagt hätte, wäre nichts Neues: Man solle nach Katar kommen, solle sich überzeugen, dass es doch gar nicht so schlimm sei, dass niemand diskriminiert werde. "Es findet ein immer so ein bisschen eine Verengung statt auf die drei, vier Wochen des Turniers. Wir schauen aber auch auf die Situation vor und vor allem nach der WM. Und dass die Todesstrafe nicht angewandt wird - das reicht uns natürlich nicht."
Medien sollen kritisch, aber nicht abfällig berichten
Er selbst werde nicht nach Katar reisen und es auch niemandem aus der LGBTQ-Bewegung empfehlen. "Wir haben überhaupt keine belastbaren Garantien von katarischer Seite. Nein, ich würde es lassen." Fußballfans, die sich in moralischem Zwiespalt befänden, ob sie die WM überhaupt im Fernsehen anschauen sollen, rät er hingegen zur Gelassenheit. "Ich glaube nicht, dass wir irgendetwas von unserem großen Problemen, die wir als Gesellschaft weit über den Fußball hinaus haben, durch private Konsumentscheidung lösen können. Da muss sich niemand schlecht fühlen. Obgleich ich mich über alle freue, die - wie ich auch - keine Minute des Turniers schauen wollen."
Von den Medien erwartet Minden dagegen, diese WM nicht wie eine ganz normale WM zu behandeln. Natürlich solle man auch nicht besonders abfällig über ein arabisches Land berichten, sondern sich ernsthaft und kritisch darauf einlassen, differenziert sein und vor allem, nie allein das Sportereignis schillernd dastehen lassen, als gäbe es das ganze Drumherum nicht. Katar hätte die WM gewollt, um sein Image zu verändern. "Ob man sich vor diesen Karren so spannen lassen will? Ich glaube, das sollten unsere Medien tunlichst vermeiden und deswegen besonders kritisch und besonders hintergründig rund um dieses Turnier reportieren."
DFB soll Einnahmen spenden
Dem DFB empfiehlt Minden weitere Maßnahmen und Zeichen über das Tragen der umstrittenen bunten Kapitänsbinde hinaus. Diese Binde hatte für Kritik gesorgt, weil sie nicht in den Regenbogenfarben entworfen ist. "Aber ich denke schon, dass der DFB mehr machen wird als diese Binde. Wenn es nur diese Binde wäre, wäre es peinlich bis katastrophal." Der DFB solle zudem seiner Meinung nach "jeden Euro, den man an diesem aus vielen Gründen so falschen Turnier verdient, in Fonds stecken, die den Entrechteten wie auch der LGBTQ-Community vor Ort zugute kommen."