Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin der Universität Aachen. Ein kleines Labor, viel technisches Equipment, drei wissenschaftliche Mitarbeiter. Ihr Thema: Die nichtalkoholische Fettleber:
"Wenn Sie jetzt hier durchs Mikroskop schauen, dann können Sie ganz klar Fettablagerungen beobachten. Wir nennen diese besondere Fettzellen Adipozyten, die in größerer Anzahl und auch Größe vorhanden sind. Zusätzlich sind Entzündungszellen besonders in späteren Stadien zu beobachten, was auch diese Leberentzündung darstellt. Also diese Patienten haben zunächst diese Fettleber und auf Basis dieser Fettleber entwickelt sich dann später eine Fettleberentzündung", erklärt Julius Jaeger, der als Doktorand an der Medizinischen Klinik III der Universitätsklinik Aachen arbeitet. Unbehandelt könnte sich aus der Leberentzündung eine Zirrhose entwickeln, im schlimmsten Fall ein bösartiger Tumor. Wie aber stoppt man diesen Prozess? Indem man zunächst einmal seine Ursachen versteht.
Bakterien wandern durch die Darmwand in die Leber
Zwei Punkte spielen eine zunehmend eine wichtige Rolle: das Mikrobiom, also die Zusammensetzung der Darmflora, und die Durchlässigkeit der Darmwand, so der Doktorand Konrad Kilic:
"Wenn die Darmwand eben durchlässiger wird oder eben mehr bakterielle Bestandteile Richtung Leben gehen, dann hat das auch einen großen Effekt auf die Funktion der Leber."
Das nachzuvollziehen ist noch vergleichsweise einfach. Kompliziert wird es bei der Frage, welche Bakterienstämme denn nun die Leber schädigen:
"Man muss sich das so vorstellen, im Darm hat man mehr bakterielle Zellen als der Körper überhaupt Zellen beinhaltet, und es ist erst in den letzten Jahren in dieses Forschungsfeld hineingeschaut worden. Man weiß inzwischen, dass es unterschiedliche Zusammensetzungen gibt, man kennt auch so grobe Kandidaten von Darmbakterien, aber die genauen Rollen von einzelnen Spezies kann man noch gar nicht genau sagen."
Carsten Elfers, Assistenzarzt an der Medizinischen Klinik III der Uniklinik Aachen. Für eine gezielte Therapie sind Antworten auf diese Frage unabdingbar. Erst wenn die leberschädigenden Bakterienstämme bekannt sind, lassen sie sich im Darm gezielt unterdrücken.
Ballaststoffreiche Ernährung ist wichtig
Mittlerweile bekannt ist, dass Ballaststoffe zumindest bei Mäusen eine wichtige Rolle spielen:
"In unserem Fall ist es so, dass wir einen Ballaststoff identifiziert haben, der in kardiologischen Studien bereits einen positiven Effekt auf den Fettstoffwechsel gezeigt hat, und wir wollen jetzt untersuchen, ob das bei der Fettleber genauso ist. Dazu haben wir einerseits das Mausmodell, wo wir das verfolgen."
Außerdem bekommen Patienten Ballaststoffe verabreicht in der Hoffnung, dass sich ihre Darmflora erholt und die Leber nicht weiter geschädigt wird. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis das Mikrobiom des menschlichen Darms in allen seinen Facetten verstanden ist. Untätig muss man deshalb nicht bleiben. Wer regelmäßig Sport treibt, wenig Alkohol trinkt und viel Gemüse isst, befindet sich auf dem richtigen Weg:
"Tatsächlich habe ich einige von den Erkenntnissen dann doch in die Ernährung mit einfließen lassen. Zum Beispiel die Ballaststoffe, die wir hier erforschen, habe ich mal ausprobiert hier und dort, einen direkten Effekt spüre ich selber zwar nicht, aber doch, ich erhoffe mir das schon, dass das irgendwo merkbar ist."