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Darmstadt 98-Präsident zur aktuellen Lage
"Der Fußball, ein hochgezüchtetes System"

Der Profifußball offenbart derzeit in der Coronakrise, wie anfällig er doch ist. Der Präsident des SV Darmstadt 98, Klaus Rüdiger Fritsch, sieht im Dlf-Interview in dieser Phase eine Chance. Er hofft auf eine positive Veränderung innerhalb der Branche, auch nach der Krise.

Klaus Rüdiger Fritsch im Gespräch mit Matthias Friebe |
Rüdiger Fritsch, Präsident des SV Darmstadt 98
Rüdiger Fritsch, Präsident des SV Darmstadt 98 (dpa/picture-alliance/Patrick Seeger)
Die derzeitige Spielpause in der Bundesliga sorgt mehr und mehr für finanzielle Sorgen bei den Bundesliga-Vereinen. Nun gibt es den ersten Solidaritätsfonds, bis zu 20 Millionen Euro stellen die diesjährigen Champions-League-Teilnehmer den Vereinen zur Verfügung. Ein Zeichen des derzeit besseren Zusammenhalts innerhalb der Vereine, wie Lilien-Präsident Fritsch feststellt: "Das jetzt Solidaritätsaktionen nicht nur ausgesprochen, sondern auch in die Tat umgesetzt wurde, ist erst einmal ok."
Die Coronakrise betreffe alle, daher gebe es nun eine größere Loyalität zueinander. Diese höhere Loyalität könne aber nach der Krise wieder schnell verflogen sein, so Fritsch: "Es ist zumindest zu befürchten, dass der ein oder andere es anstrebt, relativ schnell wieder in das alte Fahrwasser zu kommen."
Anfälliges System
Obwohl die Spielpause noch nicht einen Monat her ist, stehen manche Vereine wohl jetzt schon vor einer finanziellen Krise. "Der Fußball zeigt schon seine Schwächen, dass er unter Umständen schon ein hochgezüchtetes System ist", so Fritsch zur Anfälligkeit des Profifußballs. Daher müsse man jetzt die richtigen Konsequenzen daraus ziehen und die Coronakrise als eine mögliche Lernphase sehen. Der Fußball müsse kaufmännischer handeln und "den Fuß mehr vom Gaspedal nehmen", erklärte Fritsch.
Nichtsdestotrotz relativiert er auch den Ansatz, dass das System des Profifußballs zu anfällig sei. Das Coronavirus "ist eine höhere Gewalt, das schwer vorhersehbar ist", so Fritsch. Die ganze Wirtschaft sei betroffen, auf solche Ausnahmefälle könnte man sich nicht wirklich vorbereiten.
Insgesamt hofft er darauf, dass die Coronakrise den Fußball positiv verändern wird. "Ich wäre froh, wenn Hose und Hemd wieder ein bisschen mehr zusammenwachsen würden. Das wäre auch gesellschaftlich eine gute Entwicklung", sagte der Lilien-Präsident. Dennoch befürchtet er aber auch, dass sich ein altes Sprichwort bewahrheiten könnte, wonach einem "das Hemd näher als die Hose ist", und der Fußball nach der Coronakrise wieder in alte Muster verfallen könnte.
Keine Prognose zur Fortsetzung des Spielbetriebs
Bei der Frage nach der Fortsetzung des Ligabetrieb möchte Fritsch "nicht der 120." sein, der eine Prognose zur möglichen Fortsetzung abgibt. "Es ist unser Wunsch und meine Hoffnung, wenn es möglich ist, wieder in den Spielbetrieb einzusteigen."