Günther Pusch, Oberstleutnant der Bundeswehr, ist auf dem Weg quer durch die Kaserne in Rajlovac am Rand von Sarajevo. Er geht vorbei an zwei- und dreistöckigen Häusern, in denen Büros untergebracht sind, an Garagen und an Wohncontainern. Günther Pusch ist bereits zum sechsten Mal in diesem Teil Ex-Jugoslawiens eingesetzt und eigentlich längst im Ruhestand.
Sein erster Einsatz war 1995, noch während des Krieges, bei der IFOR in Kroatien. Damals diente er in einem deutsch-französischen Feldlazarett unter Führung der Vereinten Nationen. Es folgten Einsätze bei der SFOR, der Nato-Militärmission in Bosnien-Herzegowina. Seit vier Monaten trägt Pusch das blaue Sternenbanner der EU am Ärmel:
"Ich war ja bei der Übergabe der Verantwortung im Hauptquartier Butmir bei der Feierstunde am 2. Dezember dabei. Und das war schon beeindruckend, wie dort das Kommando symbolisch durch das Einrollen der NATO-Flagge und das Entrollen der EU-Flagge übergeben worden ist. Und es war irgendwie ein historischer Augenblick. Und das war schön. Ansonsten muss ich sagen, fühlt man sich natürlich schon auch noch mehr der bundesdeutschen Dienstflagge verpflichtet. Das andere muss erst noch wachsen".
Vier albanische Soldaten kommen ihm entgegen, heben geschlossen die Hand an die Mütze, grüssen militärisch. Pusch erwidert. Im Lager Rajlovac sind außer dem noch Italiener und Franzosen untergebracht. Die Albaner tragen deutsche Uniformen. Einziger Unterschied: sie haben statt der deutschen Fahne einen schwarzen Doppelkopfadler auf rotem Grund an der Jacke:
"Es kommt gelegentlich vor, dass man bei einem zweiten Einsatz wieder einen Kameraden trifft, das ist mit Franzosen ein paar Mal passiert hier. Dann ist es natürlich schön an eine alte Kameradschaft anknüpfen zu können. Aber dass hier persönliche Bande entstanden sind, wo man sich dann gegenseitig besucht, das ist also hier eigentlich bei mir persönlich jetzt nicht passiert. Ich könnte mir eine EU-Armee vorstellen. Aber das ist natürlich das Wunschdenken eines einzelnen Soldaten. Das ganze muss politisch entschieden werden. Da wollen wir mal sehen, was unsere Politiker und unsere Parlamente daraus machen. Man kann aber sicherlich sagen, dass durch diese Einsätze ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Nationen schon gewachsen ist."
Die Europäische Union hatte dem Krieg in Bosnien weitgehend hilflos zugesehen. Erst das Friedensabkommen von Dayton 1995 machte dem Morden ein Ende. 60.000 Soldaten aus allen möglichen Ländern der Welt wurden daraufhin als Friedenstruppe in Bosnien stationiert. Chaos blieb nicht aus. So kamen bei den ersten Einsätzen der Vereinten Nationen Soldaten aus Asien in Badeschlappen in Bosnien an.
Bojan Zec-Filipovic, Vertreter der bosnischen Regierung, ist stolz darauf, dass mit EUFOR jetzt eine europäische Mission in seinem Land ist. Die solle nicht nur den Frieden sichern; der Auftrag gehe viel weiter. Denn EUFOR solle Bosnien-Herzegowina zugleich an die EU heranführen, so Zec-Filipovic.
"Einige Leute beurteilen die bisherige Rolle Europas in Bosnien-Herzegowina skeptisch, andere sogar zynisch. Die Europäer haben aber ein gewaltiges Wissen und eine große Erfahrung, was die Integration neuer Mitglieder betrifft. Und sie haben ihre Lektion gelernt. Die Integration ist nicht nur gut für Europa, auch Bosnien-Herzegowina profitiert davon. Das wird ein Erfolg".
Oberstleutnant Pusch biegt um eine Ecke auf den Appellplatz ein. An der Stirnseite eine knallgelb gestrichene Villa noch aus österreichisch-ungarischer Zeit und eine mit blauen Streifen.
Die deutschen Soldaten haben gelbe Ortsschilder aufgesellt: Husum, Rothenburg Wümme, Hammelburg.
Pusch biegt von der Kasernenstrasse ab, betritt einen Container. Das Studio des Soldatensenders Radio Andernach. Von hier senden die Radiosoldaten täglich von 16 bis 19 Uhr für ihre Kameraden in Sarajevo und Umgebung das Magazin "Hallo Sarajevo". Chefredakteur Andreas Birkhoff und sein Vorgesetzter Pusch begrüßen sich mit Handschlag. Bei Radio Andernach zumindest gäbe es noch keine Zusammenarbeit mit den anderen Armeen der EUFOR, erläutert Birkhoff:
"Ich denke, das ist zunächst mal eine politische Entscheidung, ob man eine Coorporate Identity auf sicherheitspolitischer Ebene in dieser starken Form möchte. Die grundsätzliche Entscheidung, eine europäische Armee aufzustellen und die dann auch entsprechend gleich zu behandeln, die steht noch aus. Es ist eine rein politische Frage, die uns im Grunde genommen nicht interessiert."
Sein erster Einsatz war 1995, noch während des Krieges, bei der IFOR in Kroatien. Damals diente er in einem deutsch-französischen Feldlazarett unter Führung der Vereinten Nationen. Es folgten Einsätze bei der SFOR, der Nato-Militärmission in Bosnien-Herzegowina. Seit vier Monaten trägt Pusch das blaue Sternenbanner der EU am Ärmel:
"Ich war ja bei der Übergabe der Verantwortung im Hauptquartier Butmir bei der Feierstunde am 2. Dezember dabei. Und das war schon beeindruckend, wie dort das Kommando symbolisch durch das Einrollen der NATO-Flagge und das Entrollen der EU-Flagge übergeben worden ist. Und es war irgendwie ein historischer Augenblick. Und das war schön. Ansonsten muss ich sagen, fühlt man sich natürlich schon auch noch mehr der bundesdeutschen Dienstflagge verpflichtet. Das andere muss erst noch wachsen".
Vier albanische Soldaten kommen ihm entgegen, heben geschlossen die Hand an die Mütze, grüssen militärisch. Pusch erwidert. Im Lager Rajlovac sind außer dem noch Italiener und Franzosen untergebracht. Die Albaner tragen deutsche Uniformen. Einziger Unterschied: sie haben statt der deutschen Fahne einen schwarzen Doppelkopfadler auf rotem Grund an der Jacke:
"Es kommt gelegentlich vor, dass man bei einem zweiten Einsatz wieder einen Kameraden trifft, das ist mit Franzosen ein paar Mal passiert hier. Dann ist es natürlich schön an eine alte Kameradschaft anknüpfen zu können. Aber dass hier persönliche Bande entstanden sind, wo man sich dann gegenseitig besucht, das ist also hier eigentlich bei mir persönlich jetzt nicht passiert. Ich könnte mir eine EU-Armee vorstellen. Aber das ist natürlich das Wunschdenken eines einzelnen Soldaten. Das ganze muss politisch entschieden werden. Da wollen wir mal sehen, was unsere Politiker und unsere Parlamente daraus machen. Man kann aber sicherlich sagen, dass durch diese Einsätze ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Nationen schon gewachsen ist."
Die Europäische Union hatte dem Krieg in Bosnien weitgehend hilflos zugesehen. Erst das Friedensabkommen von Dayton 1995 machte dem Morden ein Ende. 60.000 Soldaten aus allen möglichen Ländern der Welt wurden daraufhin als Friedenstruppe in Bosnien stationiert. Chaos blieb nicht aus. So kamen bei den ersten Einsätzen der Vereinten Nationen Soldaten aus Asien in Badeschlappen in Bosnien an.
Bojan Zec-Filipovic, Vertreter der bosnischen Regierung, ist stolz darauf, dass mit EUFOR jetzt eine europäische Mission in seinem Land ist. Die solle nicht nur den Frieden sichern; der Auftrag gehe viel weiter. Denn EUFOR solle Bosnien-Herzegowina zugleich an die EU heranführen, so Zec-Filipovic.
"Einige Leute beurteilen die bisherige Rolle Europas in Bosnien-Herzegowina skeptisch, andere sogar zynisch. Die Europäer haben aber ein gewaltiges Wissen und eine große Erfahrung, was die Integration neuer Mitglieder betrifft. Und sie haben ihre Lektion gelernt. Die Integration ist nicht nur gut für Europa, auch Bosnien-Herzegowina profitiert davon. Das wird ein Erfolg".
Oberstleutnant Pusch biegt um eine Ecke auf den Appellplatz ein. An der Stirnseite eine knallgelb gestrichene Villa noch aus österreichisch-ungarischer Zeit und eine mit blauen Streifen.
Die deutschen Soldaten haben gelbe Ortsschilder aufgesellt: Husum, Rothenburg Wümme, Hammelburg.
Pusch biegt von der Kasernenstrasse ab, betritt einen Container. Das Studio des Soldatensenders Radio Andernach. Von hier senden die Radiosoldaten täglich von 16 bis 19 Uhr für ihre Kameraden in Sarajevo und Umgebung das Magazin "Hallo Sarajevo". Chefredakteur Andreas Birkhoff und sein Vorgesetzter Pusch begrüßen sich mit Handschlag. Bei Radio Andernach zumindest gäbe es noch keine Zusammenarbeit mit den anderen Armeen der EUFOR, erläutert Birkhoff:
"Ich denke, das ist zunächst mal eine politische Entscheidung, ob man eine Coorporate Identity auf sicherheitspolitischer Ebene in dieser starken Form möchte. Die grundsätzliche Entscheidung, eine europäische Armee aufzustellen und die dann auch entsprechend gleich zu behandeln, die steht noch aus. Es ist eine rein politische Frage, die uns im Grunde genommen nicht interessiert."