Ganz Deutschland schaut nach Bayern. Das Ergebnis der Landtagswahl wird Bedeutung weit über den Freistaat hinaus haben. Das gilt besonders für das Abschneiden der einst allmächtigen CSU. Fast 2.000 Frauen und Männer kandidieren am Sonntag auf Listen von insgesamt 18 Parteien und Gruppierungen bei der Landtagswahl in Bayern. Dabei gibt es große Unterschiede.
Genau 1.923 Personen kandidieren für einen Sitz im bayerischen Landesparlament – manche mit hohen, manche mit geringen Erfolgsaussichten. Insgesamt treten 18 Parteien und Vereinigungen an. Wie repräsentativ sind die Listen für die allgemeine Bevölkerung Bayerns?
Die vollständige BewerberInnenliste des Landeswahlleiters des Freistaates enthält unter anderem Angaben zu den Berufen, akademischen Titeln und dem Alter aller Kandidatinnen und Kandidaten. Die Datenjournalisten der Plattform "Einfacher Dienst" haben das ausgewertet.
Die vollständige Auswertung finden Sie auf der Seite
des Datenjournalismus-Projekts "Einfacher Dienst".
des Datenjournalismus-Projekts "Einfacher Dienst".
Linke Parteien schicken eher jüngere Kandidaten ins Rennen
Der Blick auf das Durchschnittsalter fällt relativ klar aus. Als links oder eher links eingestufte Parteien und Gruppierungen haben jüngere Bewerber. Bei den Piraten liegt der Schnitt bei 43 Jahren, bei "Die Partei" sogar bei 34. Am höchsten ist das durchschnittliche Alter bei den "Liberal-Konservativen Reformern" (LKR), die aus der Alfa-Partei des ehemaligen AfD-Chefs Lucke hervorgegangen ist.
Die großen Parteien reichen von der SPD (im Schnitt 45 Jahre) über die CSU (49 Jahre) bis zu den Freien Wählern (51). Der Altersdurchschnitt der Bevölkerung in Bayern lag 2016 bei 43,6 Jahren. Die 2.000 Kandidatinnen und Kandidaten sind im Schnitt 48,2 Jahre alt, der häufigste Wert (Median) ist 50 Jahre. Vermutlich wird der 18. Bayerische Landtag damit einige Jahre älter als das Volk, das er repräsentiert. Der jüngste Kandidat (geboren 2000) bewirbt sich für die Bayernpartei in Schwaben, der älteste Kandidat (geboren 1936) stellt sich für die FDP in Oberbayern zur Wahl.
Auch in Bayern – keine Geschlechterparität
Insgesamt liegt der Frauenanteil mit 586 von 1.923 Kandidatinnen und Kandidaten bei 30,5%. Im Freistaat machen Frauen aber 49% der Bevölkerung aus. Im Ganzen wird die Repräsentation unter diesem Gesichtspunkt also klar verfehlt. Ein weibliches Übergewicht gibt es bei der Tierschutzpartei (68%) und bei der V-Partei (54%), die sich unter anderem für ökologische Landwirtschaft und das Tierwohl einsetzt. Bei den Grünen (50%) sowie der Partei "mut" (49%), die hauptsächlich aus ehemaligen Grünen und Piraten besteht, ist das KandidatInnenfeld ausgeglichen.
Wie sieht es mit den Promovierten aus?
Doktortitel sagen nichts über gute und schlechte Politik aus. Doch sollen sie den Wählern Glaubwürdigkeit vermitteln – und verraten auch ein wenig über das Innenleben von Parteien. Gemessen am Anteil der Promovierten zeigt sich folgendes Muster: Die aussichtsreichsten Parteien haben mehr promovierte Kandidatinnen und Kandidaten, mit Ausnahme der Linken. Doch auch bei der Linken liegt der Anteil von 2 Prozent an promovierten Bewerberinnen und Bewerbern immer noch doppelt so hoch, wie im bayerischen Bevölkerungsdurchschnitt.