Wie die Kulisse in einem Westernfilm sehen die Straßenzüge aus, zerschossene Häuserfronten, ein leeres Cafe, in dem 44 Jahre niemand saß. Mitten in Nikosia, der Hauptstadt Zyperns, gibt es eine Geisterstadt, bewacht von Soldaten der Vereinten Nationen. Am vergangenen Donnerstag ist das Tor zur toten Stadt geöffnet worden. Die Ledra-Straße, einst wichtigste Flaniermeile Nikosias, darf wieder betreten werden. Die Menschen strömten durch das Loch im Stacheldraht, mit Sektgläsern in der Hand und Tränen in den Augen.
Es ist nicht das erste Tor im Trennzaun, aber das an der berühmtesten Stelle der Insel; vier weitere Übergänge gibt es seit 2003. Und je mehr Tore es gibt, desto absurder wirkt die fortdauernde Teilung. Aber wie es aussieht, ist es zur Wiedervereinigung noch weit. Das wichtigste Hindernis: im Norden Zyperns hat die Türkei noch immer rund 40.000 Soldaten stationiert. Ohne Truppenabzug gibt es keinen Frieden.
Am Donnerstag werden EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und Erweiterungskommissar Olli Rehn in die Türkei reisen. Sie werden dort auch über Zypern sprechen. Aber die türkische Regierungspartei hat derzeit andere Sorgen. Sie muss vor dem Verfassungsgericht um ihre Existenz kämpfen. Die Parteiverbotsklage ist eine Art Justiz-Putsch. Hinter ihr stehen konservativ-kemalistische und nationalistische Kreise, und zu diesem Spektrum gehören auch Spitzenleute der Armee. Mit Europa haben sie wenig im Sinn. Es sind die selben Kreise, die seit Jahren gegen jeden Zypernkompromiss kämpfen. Damit wird das Schicksal der Insel erneut zum Faustpfand.
Es war immer alles eng verknüpft im Dreieck Türkei, Zypern und Griechenland. Und eigentlich handelt es sich schon seit einer Weile um ein Viereck. Die vierte Kraft ist die EU. Der griechische Teil Zyperns wurde 2004 Mitglied der Union. Dass die Zypern-Griechen unmittelbar zuvor gegen einen Wiedervereinigungsplan stimmten, verhinderte ihre Aufnahme nicht. Inzwischen haben mehrere Politiker, darunter Ex-Kanzler Gerhard Schröder, dies als groben Fehler gegeißelt.
Damals aber beugten sich alle, auch Schröder, weil sie Größeres im Sinn hatten, als das kleine Zypern. Sie wollten die große Osterweiterung der EU. Die Regierung Griechenlands aber machte in der entscheidenden Gipfelnacht klar: Es gibt keine Osterweiterung ohne Zypern. Quasi als Ausgleich versprach der damalige EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen später den Zypern-Türken direkte Handelsbeziehungen mit der EU. Aber die Führung der Zypern-Griechen blockierte dies mit ihrem neuen Gewicht in Brüssel. Das schuf Bitterkeit bei den Inseltürken und Enttäuschung über die EU, die ihre Versprechungen nicht hält.
Seit kurzem nun haben die Zypern-Griechen einen neuen Präsidenten, der kein Hardliner mehr ist; und nun ist die Ledra-Straße geöffnet, Zyperns Brandenburger Tor. Und Europa ist ein Akteur in dem Konflikt. Wenn aber die EU etwas tun will, um die Teilung zu beseitigen, muss sie die Türkei an der europäischen Leine halten. Anders wird es nicht gehen. Allein werden es die Europäer aber auch nicht schaffen, die Türkei muss schon mitspielen. Denn Europa ist ein Club liberaler Demokratien. Ein autoritäres Regime, wie es sich die Generäle in Ankara offenbar vorstellen, hätte darin keinen Platz. Auf Zypern ist Frühling, aber in der Türkei droht eine neue politische Eiszeit. Auch deshalb wünschen sich viele Zypern-Türken schon lange eine neue Schutzmacht: Und die heißt Europa.
Es ist nicht das erste Tor im Trennzaun, aber das an der berühmtesten Stelle der Insel; vier weitere Übergänge gibt es seit 2003. Und je mehr Tore es gibt, desto absurder wirkt die fortdauernde Teilung. Aber wie es aussieht, ist es zur Wiedervereinigung noch weit. Das wichtigste Hindernis: im Norden Zyperns hat die Türkei noch immer rund 40.000 Soldaten stationiert. Ohne Truppenabzug gibt es keinen Frieden.
Am Donnerstag werden EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und Erweiterungskommissar Olli Rehn in die Türkei reisen. Sie werden dort auch über Zypern sprechen. Aber die türkische Regierungspartei hat derzeit andere Sorgen. Sie muss vor dem Verfassungsgericht um ihre Existenz kämpfen. Die Parteiverbotsklage ist eine Art Justiz-Putsch. Hinter ihr stehen konservativ-kemalistische und nationalistische Kreise, und zu diesem Spektrum gehören auch Spitzenleute der Armee. Mit Europa haben sie wenig im Sinn. Es sind die selben Kreise, die seit Jahren gegen jeden Zypernkompromiss kämpfen. Damit wird das Schicksal der Insel erneut zum Faustpfand.
Es war immer alles eng verknüpft im Dreieck Türkei, Zypern und Griechenland. Und eigentlich handelt es sich schon seit einer Weile um ein Viereck. Die vierte Kraft ist die EU. Der griechische Teil Zyperns wurde 2004 Mitglied der Union. Dass die Zypern-Griechen unmittelbar zuvor gegen einen Wiedervereinigungsplan stimmten, verhinderte ihre Aufnahme nicht. Inzwischen haben mehrere Politiker, darunter Ex-Kanzler Gerhard Schröder, dies als groben Fehler gegeißelt.
Damals aber beugten sich alle, auch Schröder, weil sie Größeres im Sinn hatten, als das kleine Zypern. Sie wollten die große Osterweiterung der EU. Die Regierung Griechenlands aber machte in der entscheidenden Gipfelnacht klar: Es gibt keine Osterweiterung ohne Zypern. Quasi als Ausgleich versprach der damalige EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen später den Zypern-Türken direkte Handelsbeziehungen mit der EU. Aber die Führung der Zypern-Griechen blockierte dies mit ihrem neuen Gewicht in Brüssel. Das schuf Bitterkeit bei den Inseltürken und Enttäuschung über die EU, die ihre Versprechungen nicht hält.
Seit kurzem nun haben die Zypern-Griechen einen neuen Präsidenten, der kein Hardliner mehr ist; und nun ist die Ledra-Straße geöffnet, Zyperns Brandenburger Tor. Und Europa ist ein Akteur in dem Konflikt. Wenn aber die EU etwas tun will, um die Teilung zu beseitigen, muss sie die Türkei an der europäischen Leine halten. Anders wird es nicht gehen. Allein werden es die Europäer aber auch nicht schaffen, die Türkei muss schon mitspielen. Denn Europa ist ein Club liberaler Demokratien. Ein autoritäres Regime, wie es sich die Generäle in Ankara offenbar vorstellen, hätte darin keinen Platz. Auf Zypern ist Frühling, aber in der Türkei droht eine neue politische Eiszeit. Auch deshalb wünschen sich viele Zypern-Türken schon lange eine neue Schutzmacht: Und die heißt Europa.