Noch halten sie Winterschlaf. Aber nicht mehr lange: Mit der wärmenden Frühlingssonne und ein paar Grad mehr putzen sich die Bechsteinfledermäuse wieder heraus und finden sich nach mehreren Monaten der Trennung wieder zusammen - in ihren alten Kolonien, die allein aus Weibchen bestehen.
Nach dem Motto: lange nicht gesehen und doch wiedererkannt. Aber woher wissen diese kleinen flauschigen Fledertiere, dass sie eine alte Freundin und nicht eine neue unbekannte Gefährtin vor sich haben? Professor Gerald Kerth, Zoologe der Uni Greifswald, hat die Bechsteinfledermäuse gefilmt und ihr Verhalten genau beobachtet.
"Wenn die nachts zurückkommen, um ihre Jungen zu säugen, dann reiben die Mütter ihre Nasen aneinander, wie man das von manchen Menschen auch kennt. Dann haben wir uns angeschaut, was auf diesen Nasen speziell ist. Und dann sieht man, dass da eine kleine Flüssigkeit austritt. Die haben wir gesammelt und untersucht. Da kann man dann sehen, dass da individual-spezifische Bestandteile drin sind. Die Tiere können sich tatsächlich an den Sekreten auf den Nasen erkennen. Was wir auch angeschaut haben, ob sie sich auch am Ruf erkennen können. Es spricht einiges dafür, dass sie es können. Aber wir konnten es mit letzter Deutlichkeit nicht nachweisen."
Neben Geruch und Stimme ist aber auch ihr gutes Gedächtnis entscheidend. Und deshalb liegt für die Greifswalder Forscher ein Schluss nahe: Für komplexe Gesellschaftsstrukturen braucht es kein großes Gehirn. Eine halbe Erdnussgröße, wie bei der Bechsteinfledermaus, reicht offenbar aus, um langjährige soziale Bindungen in einer Kolonie aufrecht zu erhalten. Und immerhin: Bis zu 40 Tiere leben in so einer Gruppe. Kognitiv eine erstaunliche Leistung für die kleinen hellbraunen Säugetiere.
"Was jeder von uns schon mal festgestellt hat: wenn er viel unterwegs ist und unterschiedliche Leute trifft, wie anstrengend es sein kann, die Namen von den Leuten zu behalten oder woher man die kennt. Die Fledermäuse scheinen das zumindest in ihren Gruppen von 20 bis 40 Tieren ganz gut hinzubekommen."
Ähnliche Rückschlüsse lassen sich auch auf andere Fledermausarten ziehen, sagt der Greifswalder Zoologe Gerald Kerth: Fledermäuse pflegen alte Freundschaften.
Und nicht nur das: Sie haben auch einen ausgeprägten Sinn für demokratische Entscheidungen. In welche Baumhöhle oder in welchem Astloch quartieren wir uns heute ein? Darüber stimmen die Fledermäuse gemeinsam ab.
"Wir haben beispielsweise einen Versuch gemacht, dass wir abends zu solchen Fledermauskästen hingegangen sind, wo die Tiere am Tag drin waren und haben gewartet, bis ein Teil der Kolonie ausgeflogen war. Und den restlichen Teil der Kolonie haben wir kurz geärgert, indem wir mit einem Stock am Kasten gekratzt haben. Und dann haben wir geschaut, ob diese Tiere zurückkommen, die gestört wurden. Was man sieht: Wenn man nur eine Minderheit gestört hat, dann kommen auch die gestörten Tiere zurück. Und wenn man eine Mehrheit gestört hat, kommt niemand zurück."
Muss ein neues Tagesquartier ausgekundschaftet werden, fliegen zunächst nur wenige Fledermäuse einer Kolonie los. Sie testen das entsprechende Astloch oder - wie im Experiment - den Kasten für die Gemeinschaft: Ist es mollig warm darin oder doch zu ungemütlich. Die Greifswalder Doktorandin Daniela Fleischmann hat dazu zahlreiche Fledermäuse mit einem Chip markiert und Versuche durchgeführt - mitten im Buchenmischwald bei Würzburg.
"Ich habe Kästen, da erwarte ich, wenn sie so einen Kasten kennenlernen, dass sie ihn schnell als gut befinden und dann auch schnell einziehen. Dann habe ich Kästen, die ich manipuliere. Wenn sie in so einen Kasten einfliegen, kann ich durch automatische Lesegeräte den einfliegenden Tieren ein Signal geben: einen kleinen Luftstrom ins Gesicht. Also die werden leicht angepustet, wenn sie den Kasten anfliegen. Und ich erwarte, dass sie das nicht mögen. Und dann sollte es einfach länger dauern, bis sie so einen Kasten annehmen. Oder wenn sie das Signal überhaupt nicht mögen, dann sollten sie eben gar nicht einziehen."
Die Fledermäuse sind da sehr entscheidungsfreudig: Sie treffen ihre Wahl meist noch in derselben Nacht.
Je mehr die Greifswalder Wissenschaftler über die Quartierwahl dieser Säugetiere herausfinden, um so besser können die bedrohten Fledermäuse zukünftig geschützt werden. Zum Beispiel dann, wenn sie Ersatzquartiere brauchen, weil ihr heimatlicher Buchenwald für den Bau einer neuen Straße abgeholzt werden soll.
Nach dem Motto: lange nicht gesehen und doch wiedererkannt. Aber woher wissen diese kleinen flauschigen Fledertiere, dass sie eine alte Freundin und nicht eine neue unbekannte Gefährtin vor sich haben? Professor Gerald Kerth, Zoologe der Uni Greifswald, hat die Bechsteinfledermäuse gefilmt und ihr Verhalten genau beobachtet.
"Wenn die nachts zurückkommen, um ihre Jungen zu säugen, dann reiben die Mütter ihre Nasen aneinander, wie man das von manchen Menschen auch kennt. Dann haben wir uns angeschaut, was auf diesen Nasen speziell ist. Und dann sieht man, dass da eine kleine Flüssigkeit austritt. Die haben wir gesammelt und untersucht. Da kann man dann sehen, dass da individual-spezifische Bestandteile drin sind. Die Tiere können sich tatsächlich an den Sekreten auf den Nasen erkennen. Was wir auch angeschaut haben, ob sie sich auch am Ruf erkennen können. Es spricht einiges dafür, dass sie es können. Aber wir konnten es mit letzter Deutlichkeit nicht nachweisen."
Neben Geruch und Stimme ist aber auch ihr gutes Gedächtnis entscheidend. Und deshalb liegt für die Greifswalder Forscher ein Schluss nahe: Für komplexe Gesellschaftsstrukturen braucht es kein großes Gehirn. Eine halbe Erdnussgröße, wie bei der Bechsteinfledermaus, reicht offenbar aus, um langjährige soziale Bindungen in einer Kolonie aufrecht zu erhalten. Und immerhin: Bis zu 40 Tiere leben in so einer Gruppe. Kognitiv eine erstaunliche Leistung für die kleinen hellbraunen Säugetiere.
"Was jeder von uns schon mal festgestellt hat: wenn er viel unterwegs ist und unterschiedliche Leute trifft, wie anstrengend es sein kann, die Namen von den Leuten zu behalten oder woher man die kennt. Die Fledermäuse scheinen das zumindest in ihren Gruppen von 20 bis 40 Tieren ganz gut hinzubekommen."
Ähnliche Rückschlüsse lassen sich auch auf andere Fledermausarten ziehen, sagt der Greifswalder Zoologe Gerald Kerth: Fledermäuse pflegen alte Freundschaften.
Und nicht nur das: Sie haben auch einen ausgeprägten Sinn für demokratische Entscheidungen. In welche Baumhöhle oder in welchem Astloch quartieren wir uns heute ein? Darüber stimmen die Fledermäuse gemeinsam ab.
"Wir haben beispielsweise einen Versuch gemacht, dass wir abends zu solchen Fledermauskästen hingegangen sind, wo die Tiere am Tag drin waren und haben gewartet, bis ein Teil der Kolonie ausgeflogen war. Und den restlichen Teil der Kolonie haben wir kurz geärgert, indem wir mit einem Stock am Kasten gekratzt haben. Und dann haben wir geschaut, ob diese Tiere zurückkommen, die gestört wurden. Was man sieht: Wenn man nur eine Minderheit gestört hat, dann kommen auch die gestörten Tiere zurück. Und wenn man eine Mehrheit gestört hat, kommt niemand zurück."
Muss ein neues Tagesquartier ausgekundschaftet werden, fliegen zunächst nur wenige Fledermäuse einer Kolonie los. Sie testen das entsprechende Astloch oder - wie im Experiment - den Kasten für die Gemeinschaft: Ist es mollig warm darin oder doch zu ungemütlich. Die Greifswalder Doktorandin Daniela Fleischmann hat dazu zahlreiche Fledermäuse mit einem Chip markiert und Versuche durchgeführt - mitten im Buchenmischwald bei Würzburg.
"Ich habe Kästen, da erwarte ich, wenn sie so einen Kasten kennenlernen, dass sie ihn schnell als gut befinden und dann auch schnell einziehen. Dann habe ich Kästen, die ich manipuliere. Wenn sie in so einen Kasten einfliegen, kann ich durch automatische Lesegeräte den einfliegenden Tieren ein Signal geben: einen kleinen Luftstrom ins Gesicht. Also die werden leicht angepustet, wenn sie den Kasten anfliegen. Und ich erwarte, dass sie das nicht mögen. Und dann sollte es einfach länger dauern, bis sie so einen Kasten annehmen. Oder wenn sie das Signal überhaupt nicht mögen, dann sollten sie eben gar nicht einziehen."
Die Fledermäuse sind da sehr entscheidungsfreudig: Sie treffen ihre Wahl meist noch in derselben Nacht.
Je mehr die Greifswalder Wissenschaftler über die Quartierwahl dieser Säugetiere herausfinden, um so besser können die bedrohten Fledermäuse zukünftig geschützt werden. Zum Beispiel dann, wenn sie Ersatzquartiere brauchen, weil ihr heimatlicher Buchenwald für den Bau einer neuen Straße abgeholzt werden soll.