"Hackbraten mit grünem Pfeffer ... Mogę pomieszać ..."
Ihre Kundschaft bedient Liliane Latoska zweisprachig. Denn viele der Kunden in der Bochumer Metzgerei stammen aus Polen. Sie freuen sich, ein paar Worte in ihrer Muttersprache zu wechseln. Auch die junge Metzgereiverkäuferin wurde in Polen geboren. In den 70er-Jahren kamen sie mit ihren Eltern nach Deutschland – als Aussiedler. In der Minderheit waren sie hier wie dort: im kommunistischen Polen als Familie mit deutschem Einschlag, in der Bundesrepublik dann wegen ihrer polnischen Herkunft, erzählt Lilianes Mutter, Luzie Mainka.
"Wir haben uns geschämt, dass wir nach Deutschland kamen ohne die Sprache zu sprechen. Dieses Gefühl des Schämens, wir haben uns einfach geschämt, deswegen haben wir immer leise gesprochen."
Es sind Familien wie die Latoskas und die Mainkas, die polnischen wie deutschen Politikern derzeit eine Menge diplomatisches Geschick abverlangen. Stimmen aus dem nationalkonservativen Lager in Polen klagen, polnisch-stämmige Bürger würden in Deutschland nicht ausreichend gefördert – jedenfalls nicht so, wie es der deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag vorsieht, der heute vor 20 Jahren unterzeichnet wurde. Während die deutsche Minderheit in Polen jährlich rund 25 Millionen Euro erhalte, lägen die Aufwendungen für polnische Einrichtungen in der Bundesrepublik bei lediglich 300.000 Euro, so die Kritiker. Zum Schutz der ethnischen, kulturellen, sprachlichen und religiösen Identität – wie im Vertrag festgeschrieben – reiche das nicht aus. Unverständnis herrscht auch darüber, dass Deutschland sich gegen die offizielle Anerkennung einer polnischen Minderheit wehrt. Tatsächlich räumen deutsche Politiker mit Blick auf die Förderung polnischer Mitbürger zwar Nachholbedarf ein, zugleich betont Ruprecht Polenz, Christdemokrat und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, aber auch ...
" ... dass es aber nicht darauf hinauslaufen wird, jetzt künstliche neue Minderheitenstatute zu beschließen, sondern es geht um die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen polnischer Herkunft in Deutschland, nach Pflege ihrer Sprache, ihrer Kultur, ihres Brauchtums und da wird eine ganze Menge jetzt auch am Runden Tisch verhandelt und auf den Weg gebracht, was auf diesem Wege hilft."
So haben sich die zuständigen Staatssekretäre im deutschen wie im polnischen Innenministerium inzwischen darauf verständigt, beide Gruppen – hier wie dort – mehr zu unterstützen. So soll es in Deutschland demnächst ein Dokumentationszentrum geben, das die Geschichte der polnischstämmigen Deutschen beleuchtet. Außerdem wird in Berlin eine Interessenvertretung polnischer Organisationen eingerichtet. Polen wiederum will die Verfolgung der deutschen Minderheit während des Kommunismus wissenschaftlich untersuchen.
Und auch in der Minderheiten-Frage setzt das polnische Regierungslager auf Entspannung. Andrzej Halicki von der liberalen Bürgerplattform PO:
"Der Minderheitenstatus an sich löst ja keine Probleme. Wichtig wäre, dass diese Personengruppen ihre Sprache pflegen und eben als kulturelle Gemeinschaft in Form von Organisationen etc. bestehen kann."
Auf Polen zubewegt hat sich auch der Deutsche Bundestag: so haben die Fraktionen Angehörige der polnischen Minderheit, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, in der vergangenen Woche geehrt und rehabilitiert. Eine Geste von hoher symbolischer Bedeutung für Polen.
Andrzej Halicki findet, dass es um die deutsch-polnischen Beziehungen trotz mancher Unstimmigkeiten doch recht gut bestellt ist. Grund zu feiern gebe es am 17. Juni allemal:
"Vor 20 Jahren noch sagten etwa 70 Prozent der Polen, dass sie den Deutschen nicht trauen. Kurz gesagt: Es gab eine große Kluft zwischen den Ländern. Heute – nach neuesten Umfragen – bewerten 80 Prozent der Polen die deutsch-polnischen Beziehungen als gut bis sehr gut. Inzwischen betrachten wir einander als Geschäftspartner; wir wohnen, studieren und arbeiten gemeinsam."
Wie eng Deutschland und Polen zusammenarbeiten, wird sich demnächst auch auf europäischer Ebene zeigen. Ab dem 1. Juli übernimmt Polen die EU-Ratspräsidentschaft – auf der Tagesordnung stehen dann auch so strittige Themen wie etwa die Energie- und Klimapolitik.
Mehr zum Thema:
DLF-Interview: "Polen und Deutschland können sicherlich einen Mehrwert in Europa schaffen" - Der polnische Botschafter in Deutschland über die Zukunft beider Länder.
Ihre Kundschaft bedient Liliane Latoska zweisprachig. Denn viele der Kunden in der Bochumer Metzgerei stammen aus Polen. Sie freuen sich, ein paar Worte in ihrer Muttersprache zu wechseln. Auch die junge Metzgereiverkäuferin wurde in Polen geboren. In den 70er-Jahren kamen sie mit ihren Eltern nach Deutschland – als Aussiedler. In der Minderheit waren sie hier wie dort: im kommunistischen Polen als Familie mit deutschem Einschlag, in der Bundesrepublik dann wegen ihrer polnischen Herkunft, erzählt Lilianes Mutter, Luzie Mainka.
"Wir haben uns geschämt, dass wir nach Deutschland kamen ohne die Sprache zu sprechen. Dieses Gefühl des Schämens, wir haben uns einfach geschämt, deswegen haben wir immer leise gesprochen."
Es sind Familien wie die Latoskas und die Mainkas, die polnischen wie deutschen Politikern derzeit eine Menge diplomatisches Geschick abverlangen. Stimmen aus dem nationalkonservativen Lager in Polen klagen, polnisch-stämmige Bürger würden in Deutschland nicht ausreichend gefördert – jedenfalls nicht so, wie es der deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag vorsieht, der heute vor 20 Jahren unterzeichnet wurde. Während die deutsche Minderheit in Polen jährlich rund 25 Millionen Euro erhalte, lägen die Aufwendungen für polnische Einrichtungen in der Bundesrepublik bei lediglich 300.000 Euro, so die Kritiker. Zum Schutz der ethnischen, kulturellen, sprachlichen und religiösen Identität – wie im Vertrag festgeschrieben – reiche das nicht aus. Unverständnis herrscht auch darüber, dass Deutschland sich gegen die offizielle Anerkennung einer polnischen Minderheit wehrt. Tatsächlich räumen deutsche Politiker mit Blick auf die Förderung polnischer Mitbürger zwar Nachholbedarf ein, zugleich betont Ruprecht Polenz, Christdemokrat und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, aber auch ...
" ... dass es aber nicht darauf hinauslaufen wird, jetzt künstliche neue Minderheitenstatute zu beschließen, sondern es geht um die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen polnischer Herkunft in Deutschland, nach Pflege ihrer Sprache, ihrer Kultur, ihres Brauchtums und da wird eine ganze Menge jetzt auch am Runden Tisch verhandelt und auf den Weg gebracht, was auf diesem Wege hilft."
So haben sich die zuständigen Staatssekretäre im deutschen wie im polnischen Innenministerium inzwischen darauf verständigt, beide Gruppen – hier wie dort – mehr zu unterstützen. So soll es in Deutschland demnächst ein Dokumentationszentrum geben, das die Geschichte der polnischstämmigen Deutschen beleuchtet. Außerdem wird in Berlin eine Interessenvertretung polnischer Organisationen eingerichtet. Polen wiederum will die Verfolgung der deutschen Minderheit während des Kommunismus wissenschaftlich untersuchen.
Und auch in der Minderheiten-Frage setzt das polnische Regierungslager auf Entspannung. Andrzej Halicki von der liberalen Bürgerplattform PO:
"Der Minderheitenstatus an sich löst ja keine Probleme. Wichtig wäre, dass diese Personengruppen ihre Sprache pflegen und eben als kulturelle Gemeinschaft in Form von Organisationen etc. bestehen kann."
Auf Polen zubewegt hat sich auch der Deutsche Bundestag: so haben die Fraktionen Angehörige der polnischen Minderheit, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, in der vergangenen Woche geehrt und rehabilitiert. Eine Geste von hoher symbolischer Bedeutung für Polen.
Andrzej Halicki findet, dass es um die deutsch-polnischen Beziehungen trotz mancher Unstimmigkeiten doch recht gut bestellt ist. Grund zu feiern gebe es am 17. Juni allemal:
"Vor 20 Jahren noch sagten etwa 70 Prozent der Polen, dass sie den Deutschen nicht trauen. Kurz gesagt: Es gab eine große Kluft zwischen den Ländern. Heute – nach neuesten Umfragen – bewerten 80 Prozent der Polen die deutsch-polnischen Beziehungen als gut bis sehr gut. Inzwischen betrachten wir einander als Geschäftspartner; wir wohnen, studieren und arbeiten gemeinsam."
Wie eng Deutschland und Polen zusammenarbeiten, wird sich demnächst auch auf europäischer Ebene zeigen. Ab dem 1. Juli übernimmt Polen die EU-Ratspräsidentschaft – auf der Tagesordnung stehen dann auch so strittige Themen wie etwa die Energie- und Klimapolitik.
DLF-Interview: "Polen und Deutschland können sicherlich einen Mehrwert in Europa schaffen" - Der polnische Botschafter in Deutschland über die Zukunft beider Länder.