“Wir sind hier in Ralbitz-Rosenthal, das ist genau zwischen Hoyerswerda, Kamenz, Bautzen, in Sachsen – stehen wir hier gerade auf einem Feld im kalten Wind. Um uns herum ist es wirklich eine sehr flache Gegend.“
Knapp außerhalb des kleinen Ortes mitten in der Lausitz befinden sich einige Baucontainer, Bagger, Rohre und ein fünfzehn Meter hohes Bohrgestänge.
„Wir stehen wahrscheinlich auf einem Schatz...“ freut sich Christian Stegmann, Direktor für Astroteilchenphysik am DESY in Zeuthen, einer der Initiatoren des Deutschen Zentrums für Astrophysik. Fast scheint es, als hätten die Bauarbeiten dafür bereits begonnen. Immer wieder holt das Geologen-Team meterlange Bohrkerne ans Tageslicht.
„Das Spannende im Boden ist: Wir wissen, hier gibt es einen Granodiorit. Der ist von hier bis zur Schneekoppe auf tschechischem Gebiet bekannt.“
Knapp außerhalb des kleinen Ortes mitten in der Lausitz befinden sich einige Baucontainer, Bagger, Rohre und ein fünfzehn Meter hohes Bohrgestänge.
„Wir stehen wahrscheinlich auf einem Schatz...“ freut sich Christian Stegmann, Direktor für Astroteilchenphysik am DESY in Zeuthen, einer der Initiatoren des Deutschen Zentrums für Astrophysik. Fast scheint es, als hätten die Bauarbeiten dafür bereits begonnen. Immer wieder holt das Geologen-Team meterlange Bohrkerne ans Tageslicht.
„Das Spannende im Boden ist: Wir wissen, hier gibt es einen Granodiorit. Der ist von hier bis zur Schneekoppe auf tschechischem Gebiet bekannt.“
Lausitz könnte der perfekte Standort für ein riesiges Teleskop sein
Granodiorit – der Schatz – ist eine Granit-Art, erklärt Frank Fischer, der Leiter des Sächsischen Geologischen Dienstes.
„Wir gehen davon aus, dass dieser Granodiorit nur in einem sehr großen Muster zerbrochen ist. Wir haben sozusagen Schollen, die nicht zerbrochen sind in Ausmaßen von vielleicht 15 mal 15 Kilometer. Das ist schon außergewöhnlich.“
Etwa 250 Meter tief im Bohrloch sollen Seismometer für einige Monate alle Erschütterungen in der Granitscholle unter Ralbitz-Rosenthal messen. Ist das Gestein tatsächlich so ruhig und stabil wie erwartet, wäre die Lausitz der perfekte Standort für ein riesiges neues Teleskop das die von Albert Einstein vorhergesagten Gravitationswellen auffangen soll, erklärt Christian Stegmann
“Da reden wir von einem großen gleichseitigen Dreieck mit einer Seitenlänge von jeweils zehn Kilometern, das 200 Meter unter der Erde hier unter uns eingebaut wird. Und das misst Gravitationswellen, also diese sehr, sehr kleinen Verformungen der Raumzeit, die entstehen, wenn zwei schwarze Löcher miteinander verschmelzen oder wenn Neutronensterne miteinander verschmelzen.”
Drei lange Tunnel im Granit sollen Gravitationswellen aufspüren
Mit der Vision der langen Tunnel im Granit-Gestein, in denen die Messapparaturen für die Gravitationswellen stehen, knüpft das Deutsche Zentrum für Astrophysik an die Bergbautradition Sachsens an. Wo das europäische Großprojekt Einstein-Teleskop gebaut wird, entscheidet sich allerdings erst in einigen Jahren. Sollte die Lausitz dann leer ausgehen, so bliebe in jedem Fall ein Testtunnel zur Entwicklung neuer Messverfahren für Astronomie mit Gravitationswellen
Knapp sieben Jahre, nachdem Gravitationswellen erstmals direkt auf der Erde nachgewiesen wurden, gehen Fachleute davon aus, dass sie uns bald ebenso selbstverständlich Informationen über das Universum liefern wie derzeit schon sichtbares Licht oder Radiowellen. Das geplante Astrophysik-Zentrum in der Lausitz setzt somit auf einen Bereich, der enorm an Bedeutung gewinnt. Ein zweiter Schwerpunkt des neuen Forschungszentrums: Die Auswertung von Daten riesiger Radioteleskope:
“Wir haben einen speziellen Fokus darauf, dass wir eigentlich Daten aller Observatorien, ganz besonders auch des Square Kilometer Arrays, also des großen Radioobservatoriums, das gebaut wird, hier in der Lausitz zusammenbringen wollen, um dann zum einen mit den Daten umzugehen und die Daten auch der wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen.”
“Wir haben einen speziellen Fokus darauf, dass wir eigentlich Daten aller Observatorien, ganz besonders auch des Square Kilometer Arrays, also des großen Radioobservatoriums, das gebaut wird, hier in der Lausitz zusammenbringen wollen, um dann zum einen mit den Daten umzugehen und die Daten auch der wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen.”
Radioteleskope werden die Astronomie verändern
Für Christian Stegmann steht nicht nur die Lausitz vor einem Strukturwandel, auch die Himmelsforschung wird sich grundlegend ändern müssen. Denn das Square Kilometer Array, ein gewaltiges Netz von Radioteleskopen, das in Südafrika und Australien entsteht, wird in etwa zehn Jahren Beobachtungen von Gas- und Staubwolken, Sternen und Galaxien in nie dagewesener Präzision liefern.
„Die Datenmenge, die wir gerade beim Square Kilometer Array erzeugen, ist ein Vielfaches dessen, womit wir heute umgehen können. Wir reden also nicht davon, dass wir einfach Daten über ein normales Standard-Netzwerk in normale Computer bringen und dann auf normalen Festplatten speichern. Es werden vollkommen neue Computer-Technologien entwickelt, es müssen vollkommen neue Netzwerkssysteme entwickelt werden. Wir haben Herausforderungen mit dem Square Kilometer Array hier jetzt schon, die die Gesellschaft erst in vielen Jahren hat.“
Hauptstandort soll Görlitz werden
Das Deutsche Zentrum für Astrophysik soll Innovationen vorantreiben und setzt dazu auf die enge Zusammenarbeit mit Hightech-Firmen im Raum Dresden, Freiberg, Chemnitz, der oft auch als Silicon Saxony bezeichnet wird. Der geplante Hauptstandort – neben dem Messtunnel bei Ralbitz-Rosenthal – ist Görlitz.
“Da wird es dann auch diese Wissenschaftsgruppen geben. Da wird es dann dass auch dieses Rechenzentrum geben. Es wird ein Technologiezentrum geben, da wird es dann auch wirklich lokal die Verbindungen zur Industrie geben.“
Mit dem Deutschen Zentrum für Astrophysik könnte nicht nur die Lausitz nach den Sternen greifen. Anders als etwa in der Krebsforschung oder den Geowissenschaften gibt es in Deutschland in der Astronomie bisher kein Zentrum, das als großer Partner globaler Projekte auftreten könnte, zum Beispiel eben beim Einstein-Teleskop oder dem Square Kilometer Array. Die Himmelsforschung ist hierzulande noch eher kleinteilig organisiert und hinkt so dem Trend zu Beobachtungen bei vielen Wellenlängen und mit unterschiedlichen Methoden etwas hinter. Das Deutsche Zentrum für Astrophysik könnte das ändern und nicht nur der Lausitz neue Perspektiven eröffnen, sondern dem ganzen Land.