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Das digitale Logbuch
Pokemonie

Von Wolfgang Noelke |
    Spieler von Pokemon Go im Juli vor dem Wissenschafts- und Kulturpalast in Warschau epa05424977 A close-up view of a gamer playing the Pokemon Go app next to the Palace of Science and Culture in Warsaw, Poland, 14 July 2016. The japanese Nintendo mobile game that uses the GPS to locate the smartphone's location, has gained a huge popularity among smartphone users and added to the value of Nintendo that partly owns the franchise enterprise that makes Pokemon. EPA/PAWEL SUPERNAK POLAND OUT |
    Spieler von Pokemon Go im Juli vor dem Wissenschafts- und Kulturpalast in Warschau (PAP / EPA / PAWEL SUPERNAK / dpa)
    Es klingelt beim Dicken.
    Dicker: Du wolltest doch vor 'ner Stunde schon...
    Knacki: Hatte keine Steckdose. Akku leer.
    Dicker: Hattest' doch heute morgen schon geladen. Du warst doch im Café.
    Knacki: Da bin ich jetzt wieder...
    Dicker: Hör nix... Kein Gläserklappern.
    Knacki: Auf'm Klo!
    Dicker: Sach ma... Haste noch alle Nadeln an der Tanne?
    Knacki: Ja! Ist mir aber egal. Die einzige, noch freie Steckdose ist hier.
    Dicker: Was machst du 'n da?
    Knacki: Kommst du nie drauf: Lademeister.
    Dicker: Lademeister? Auf'm Klo?
    Knacki: Naja, ich hab' hier auch ne Arena installiert...
    Dicker: Ne Arena? Im Porzellan? Ha, ha! Du brauchst 'n Arzt!
    Knacki: Im Ernst: 'ne Arena! Alle kommen hier rein, zum Kämpfen!
    Dicker: Na klar. Mit Kanonendonner aus der Schüssel. Du bist krank...
    Knacki: Ach Mann, du verstehst aber auch gar nichts. Wenn die hier zum Kämpfen reinkommen, ist oft der Akku leer. Ich vermiete Steckdosenplätze. Da können 'se laden, wenn 'se kämpfen.
    Dicker: Auf'm Klo?
    Knacki: Ja genau. Hier ist die Arena. Hab' ich selbst installiert. Hier kämpfen sie und brauchen Strom: Pokemons aller Länder, schaut auf dieses Klo! - Die Viertelstunde Strom gibt's für'n Euro!
    Dicker: Ach Pokemon... Bist du jetzt auch erkrankt an Pokemonie Digitalis?
    Knacki: Klar! Weil Pokemoney dabei rausspringt: jede Menge Kohle!
    Dicker: Mit einer einzigen Steckdose. Ha, ha!
    Knacki: Dicker, ich bin doch nicht doof. Hab investiert, in 'ne Zehner-Leiste. Da staunste, wa? Bin total ausgebucht...
    Dicker: Lass dich nicht erwischen, vom Wirt.
    Knacki: Der frisst mir aus der Hand. Dem hab ich 'nen Pokestop gesetzt, mitten ins Café. Der Laden brummt. Wenn der mich rausschmeißt, lösch' ich alles. Die Arena auch. Dann ist sein Laden wieder leer, wie vorher. Wegen der Steckdosenleiste kommen sogar noch mehr Leute. Ich krieg' jetzt auch Freigetränke - und 10 Prozent seines Umsatzes.
    Dicker: Das sind Mafia-Methoden.
    Knacki: Nein. Da reiben sich noch ganz andere die Hände.
    Dicker: Wer denn?
    Knacki: Alle! Google! Gib den Leuten ein Spielzeug, und du kriegst ihre Daten. Alle, die du willst. Und du darfst damit machen, was du willst! Und die Akku-Industrie! Was glaubst du, wieviel Akkus jetzt gekauft werden?
    Dicker: Dann ist's mit deiner Pokemoney-Idee aber vorbei.
    Knacki: Für mich wohl in vier Wochen schon.
    Dicker: Häh?
    Knacki: Wenn alle angefixt sind, übernimmt sicher Google und kassiert bei Gastwirten, Clubs und Cafés. Für Pokestops, Arenen und Monster.
    Dicker: Und Du?
    Knacki: Ich überleg' mir dann irgendwas mit Tamagochis.