Archiv


Das eiserne Schweigen bei Karstadt

Auch rund zweieinhalb Jahre nach der Übernahme geht es der Essener Warenhauskette Karstadt schlecht. Denn immer wieder gibt es Berichte über sinkende Umsätze, während dafür die Kritik am Eigentümer Nicolas Berggruen zunimmt.

Von Denise Friese | 21.05.2013
    Sommer 2010: Der Milliardär Nicolas Berggruen erhält nach monatelangen Verhandlungen den Zuschlag für die insolvente Karstadt Warenhausgruppe. Berggruen gilt als Retter und will die Marke wieder nach vorne bringen:

    "Wir sind an Karstadt, sagen wir, emotionell sehr gebunden. Und ich bin hier, ich würde sagen, sehr aufgeregt, sehr optimistisch, dass wir hier etwas Gutes für Karstadt und am Ende auch für Deutschland machen."

    Das haben auch die Beschäftigten gehofft. Doch bis heute hat Nicolas Berggruen in die Sanierung der 86 Warenhäuser keinen Cent investiert. Alles muss aus der Karstadt-Kasse bezahlt werden. Deshalb dauert die Sanierung viel zu lange, bemängeln Handelsexperten und die Gewerkschaft Verdi. Etwa 30 Kaufhäuser müssen bundesweit noch auf Vordermann gebracht werden. Dringend.

    Und die Unternehmensstrategie, mit neuen Modemarken Kunden anzulocken, geht offenbar auch nicht auf. Über Umsatzrückgänge wird immer wieder berichtet. Das Handelsblatt schreibt heute über einen Verlust von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Karstadt schweigt. Doch in der vergangenen Woche hat sich das Management ein Stück weit verraten. Denn wieder einmal müssen die 20.000 Beschäftigten zurückstecken: Zwei Jahre sollen die Löhne und Gehälter eingefroren werden. Den Warnstreik im Einzelhandel haben deshalb viele Karstädter im Ruhrgebiet schon genutzt, um ihrem Ärger Luft zu machen:

    "-"Wer will schon auf Lohn verzichten? Immer wieder verzichten wir schon seit Jahren."
    - "Und jetzt haben wir einen Chef, der Multimilliardär ist. Finde ich traurig, was da abgeht jetzt bei uns."
    - "Ich finde das nicht okay, wenn wir aus dem Manteltarifvertrag aussteigen sollten."
    - "Also die Stimmung ist irgendwie Verzweiflung. Wir müssen was dagegen tun.""

    Heute streiken auch die Beschäftigten im hessischen Sulzbach und Verdi will nicht locker lassen. Die Gewerkschaft fordert das Karstadt-Management auf, den Lohn- und Gehaltstarifvertrag wieder anzuerkennen, damit die Verkäufer und Abteilungsleiter von den laufenden Tarifverhandlungen am Ende profitieren können. Bis jetzt verweigert Karstadt aber Gespräche.

    Dass es ein hartes Jahr werden wird, kündigte Karstadt-Vorstand Andrew Jennings bereits im März an. Die Sanierung sei schließlich bis 2015 geplant und nicht jetzt abgeschlossen, sagte er in einem Interview. Wie es im Detail bei Karstadt läuft, ist nicht bekannt. Geschäftszahlen muss das Unternehmen als GmbH nicht mehr zeitnah offenlegen.

    Seitdem Nicolas Berggruen Karstadt übernommen, wird eisern geschwiegen. Bisher haben sich auch die Beschäftigten daran gehalten. Doch im Moment scheint den meisten nicht mehr nach Schweigen zumute zu sein.