Archiv


Das Ende der Ära Cromme

Milliardenverluste wegen der Stahlwerke in Übersee, diverse Kartellvorwürfe und Skandale um Luxusreisen – schon zum Jahreswechsel mussten einige Vorstände beim Stahlkonzern ThyssenKrupp ihren Hut nehmen. Nun legt auch der langjährige Aufsichtsratschef Gerhard Cromme sämtliche Ämter nieder.

Von Andreas Kolbe |
    Schon Ende des Monats will Gerhard Cromme sein Mandat als Aufsichtsratschef niederlegen und aus dem Kontrollgremium ausscheiden. Er wolle damit einen personellen Neuanfang auch im Aufsichtsrat ermöglichen, heißt es in einer Erklärung.

    Der Konzern war wegen zahlreicher Korruptions- und Kartellverfahren, vor allem aber wegen gigantischer Fehlinvestitionen in Brasilien und den USA in wirtschaftliche Schieflage geraten. Noch auf der Hauptversammlung im Januar hatte Cromme zwar Fehler eingeräumt, jedoch keine Bereitschaft erkennen lassen, daraus auch persönliche Konsequenzen zu ziehen.

    "Wenn Sie mich fragen, ob wir als Aufsichtsrat in der Vergangenheit etwas hätten besser machen können, dann will ich ehrlich sagen: Ja! Wir haben zu lange vertraut, wir hätten früher handeln können oder handeln müssen. Aber als wir erkannt haben, was passiert, haben wir gehandelt – immer dann, wenn entsprechende Fakten dies ermöglicht haben. Und wir haben konsequent gehandelt."

    Für ThyssenKrupp geht mit dem Rücktritt eine Ära zu Ende. Gerhard Cromme hatte in den 90er-Jahren die Fusion von Thyssen und Krupp mit eingefädelt. Seit 2001 stand er an der Spitze des Aufsichtsrats. Vor allem dank der Unterstützung der mächtigen Krupp-Stiftung, die gut 25 Prozent an dem Konzern hält.

    Cromme galt als designierter Nachfolger für den inzwischen 99-jährigen Stiftungschef Berthold Beitz. Doch auch daraus wird nun offenbar nichts. Denn Cromme wird auch in der Krupp-Stiftung all seine Ämter niederlegen.