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Das Ende der Firmen-E-Mail

Wie können soziale Netzwerke die Kommunikation innerhalb von Unternehmen verändern? Darüber hat nun der Münchner Kreis diskutiert. Ein Ergebnis: Unternehmensinterne soziale Netze könnten sehr bald den herkömmlichen E-Mail-Verkehr in Firmen ablösen.

Von Achim Killer |
    BYOD – Bring your own device – Bring dein eigenes Smartphone oder Tablet mit, sagen viele Unternehmen ihren Angestellten. Und die belassen es nicht dabei, sondern bringen auch gleich noch ihre Kommunikationsgewohnheiten mit. Das ist meist der Anlass, weshalb Unternehmen eigene – interne – soziale Netzwerke einführen, meint Professor Jörg Eberspächer von der TU München.

    "Zum ersten Mal in der Geschichte eigentlich der Kommunikation kommt ein Trend, ein Innovationstrend von der privaten Kommunikationsseite, also aus dem privaten Umfeld. Die Leute benutzen eben diese sozialen Netzwerke und auch neue Endgeräte und sagen dann: 'Warum kann ich das im Unternehmen nicht auch nutzen? Da bin ich dann sehr viel effizienter oder habe mehr Partner, mit denen ich Ideen austauschen kann.'"

    Dazu sind diese Netze gedacht und nicht für den digitalen Tratsch wie Facebook, versteht sich. Aber sie sind sehr wohl nach dessen Vorbild konstruiert. Denn Facebook, Twitter und ähnliche prägen die Kommunikation einer ganzen Generation, sagt Professor Hans-Bernd Brosius, Medienwissenschaftler an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Deshalb spricht er auch von...

    "Mediengenerationen: Generationen altern mit ihren Medien ist die These."

    Oder in anderen Worten: Die Prägung durch Facebook, SMS und Microblogging ist nachhaltig. Das verliert sich nicht mit dem Alter. Zukunftsorientierte Unternehmen müssen sich darauf einstellen. Und einen weiteren Grund gibt es. Die Markt- und Meinungsforscher von TNS Infratest haben verschiedene Kommunikationstypen im Internet ausgemacht. In westlichen Industriestaaten fallen die meisten unter die Kategorie "Functional". Das sind Googler und Wikipedia-Leser, also Leute, die gezielt nach Informationen suchen. Andere Kommunikationstypen sind hier in der Minderheit, sagt Dirk Steffen von TNS:

    "Wir nennen sie die Communicators, die kommunizieren wollen, also mit anderen Menschen in Verbindung bleiben wollen, vergleichbar auch hier das Segment der sogenannten Networker, die einfach Teil einer Gemeinschaft sein wollen und diese soziale Komponente sehr betonen."

    Just dieser Kommunikationstypus aber ist auf den einschlägigen Wachstumsmärkten vorherrschend. Ein Grund für expansionswillige Multis, sich darauf einzustellen.

    "Das mit Abstand größte Segment in China ist das Segment der Kommunikatoren. Also es ist dort sicherlich auch ein Zeichen der Kultur, dass man miteinander eben in Kontakt ist und in Kontakt bleibt. Und die hohe Relevanz auch der Gesamtgesellschaft, die natürlich von diesen Kommunikationstechnologien auch dann aufgegriffen wird und die man ausleben kann mit einer solchen Social-Media-Kommunikation."

    Den unternehmensinternen sozialen Netzen zum Opfer fällt vielerorts die E-Mail. Zwar ist auch dort Eins-zu-eins-Kommunikation weiterhin möglich, aber integriert in eine neue Plattform. Zero E-Mail lautet denn auch ein internes Organisationsziel von Atos, einem internationalen IT-Dienstleister.

    "Ende 2013 haben wir keine E-Mails mehr",

    so Deutschland-Chef Winfried Holz. E-Mails mit überlangen Verteilern und Spam-verdächtigen CCs hält er für kontraproduktiv. Andere Probleme kommen auf die sozial vernetzten Unternehmen zu. Ältere Beschäftigte müssen die neue Kommunikationsform annehmen. Die gehören schließlich auch einer Mediengeneration an.

    Üblicherweise sind Unternehmen hierarchisch organisiert und intern nicht bloß locker vernetzt. Konzerne sind häufig in Profit-Center gegliedert. Da darf die eine Abteilung nicht alles erfahren, was in der anderen diskutiert wird. Und vor allem darf nichts nach ganz draußen dringen, über die Unternehmensgrenzen hinweg. Ein weiteres Problem skizziert Monika Andrae vom Reifenhersteller Continental. Auch der knüpft an einem sozialen Netz. Einige Beschäftigte kennen das Vorbild Facebook nicht, sagt sie. Und einige von denen, die damit vertraut sind, sind auch skeptisch:

    "Die, die Facebook kennen und nutzen, haben dann durchaus Angst davor, dass wir mit den Daten von den Mitarbeitern genau das machen, was Facebook mit den Daten macht, was wir nicht tun."