"Sponsoring, das Wort kannte man damals gar nicht. Es gab überhaupt kein Geld, man rechnete Fahrtkosten ab, das war alles, was man verdienen konnte, wenn man in einem VW-Käfer zu dritt fuhr, und dann die Bundesbahnkarte 3. Klasse dreimal abrechnete, mehr war damals nicht drin."
Für Manfred Germar, den 200-Meter-Europameister von 1958, war Sport die schönste Abwechslung: Er reiste durch die Welt und erntete Applaus. Hier ein Siegerfoto in der Zeitung, dort ein netter Dreispalter - das war alles. Jahrzehntelang wurde den Olympioniken eingeimpft, kein Geld mit ihrem Sport zu verdienen. Über den Amateurstatus wachte – seit Beginn der modernen Olympischen Bewegung 1896 - das Internationale Olympische Komitee. Schon kleine Verfehlungen wurden hart geahndet. Sporthistoriker Professor Stefan Wassong:
"Jim Thorpe startete 1912 bei den Olympischen Spielen in Stockholm, er war Goldmedaillengewinner im Zehnkampf und Pentalon. Ihm wurden seine Goldmedaillen aberkannt und der Amateurstatus entzogen, weil herausgekommen ist, dass er semi-professionell Baseball in den USA gespielt hat."
Bei Jim Thorpe ging es um gerade einmal 80 bis 100 Dollar für Baseball-Spielen. Trotzdem kannte das IOC keine Gnade. Seinen langen Arm bekam auch Paavo Nurmi in den 30er Jahren zu spüren: Der finnische Ausnahmeläufer hatte 1930 Spesengelder für einen Wettkampf angenommen. 1932 wurde er lebenslang gesperrt!
"Paavo Nurmi – das Symbol von Finnland!"
Als Nurmi 20 Jahre später die Olympische Fackel ins Stadion von Helsinki trug, geriet das IOC in Rage! Sporthistoriker Karl Lennartz:
"Das finnische Publikum feierte ihn enthusiastisch, er entzündete das olympische Feuer und noch Jahre später schrieb der Generalsekretär des IOCs, Meier, dass ein alter kahlköpfiger Profi das Feuer entweiht hätte, als er mit der Fackel ins Stadion lief."
Spätestens seit den 60er Jahren passte die Lebenswirklichkeit von Sportlern kaum noch zum Amateur-Statut. Immer mehr Trainingszeit wurde nötig, um international mithalten zu können. Im Ostblock lebten Staats-Amateure, die der Staat versorgte. In den USA wuchs das Pendant: so genannten College-Studenten. Unter der Hand wurde für Spitzensport häufig Geld gezahlt. Wirkliche Amateure unter Topathleten wurden rar. Die Zeichen der Zeit erkannte endlich auch das IOC: Ende September 1981 - auf dem 11. IOC-Kongress in Baden-Baden – entschied es schließlich, den Amateurparagraphen der Olympischen Charta zu lockern.
"Am Ende des Kongresses sprach man sich für eine Libera-lisierung der Zulassungsregel 26 aus, gleichzeitig erhob man noch den moralischen Zeigefinger und legte Wert darauf, dass das nicht gleichzusetzen sei mit einer grenzenlosen Öffnung der Olympischen Spiele für Kommerz und Professionalisierung!"
Das IOC öffnete sich nun der Kommerzialisierung. Schließlich ging es IOC-Präsident Antonio Samaranch auch darum, dass die besten Sportler zu den Spielen kamen.
Erstmalig spürte man die Folgen der IOC-Reform im Januar 1984 in Sarajewo. Dort gab es die ersten Winterspiele, die kommerziellen Erfolg brachten – geschätzte 100 Millionen Dollar Fernsehgelder! Und trotzdem spukte der Geist des Amateur-Zeitalters noch herum, was die Athleten reichlich verwirrte, betont Sporthistoriker Stefan Wassong.
"In Sarajewo war es so, dass Ingmar Stenmark, der in Lake Placid noch zweifacher Goldmedaillengewinner gewesen ist, von den Spielen ausgeschlossen wurde, weil er – ich drücke es vorsichtig aus- es versäumt hatte, seine Gelder anzuzeigen. Er durfte aber dennoch, das ist das Paradoxe dabei, weiterhin im Weltcup starten. Die beiden amerikanischen Skiläufer Mahre, die beide durch ihren Sport fünfstellige Summen verdienten, das aber bei ihrem Verband angezeigt hatten, waren dagegen startberechtigt in Sarajewo!"
Mit dieser Halbherzigkeit war 1988 - bei den nächsten Olympischen Spielen - endlich Schluss. In Seoul kam - nach 64 Jahren Pause - wieder Tennis - und damit auch die siegreiche Steffi Graf ins Olympia-Programm. Nicht die einzige Sportart, in der Millionäre und fünf Ringe unter einen Hut gebracht wurden: 1992 in Barcelona deklassierte eine Auswahl US-Amerikanischer NBA-Profis, das so genannte Dream-Team, den Rest der Basketball-Welt. Fortan wurden Geldeinnahmen für Olympia-Sportler selbstverständlich. Die totale Kommerzialisier-ung von Olympia nahm unter IOC-Obhut ihren Lauf. Aussagen wie die von Christel Schulz, Weitsprung-Weltrekordlerin von 1939 - wären von Sportlern aus der heutigen Zeit schlicht undenkbar!
""Als Hobby gefällt mir das gut, aber nicht als Beruf, solange da Geld mit drin ist. Wir haben das nur aus Spaß gemacht!""
Für Manfred Germar, den 200-Meter-Europameister von 1958, war Sport die schönste Abwechslung: Er reiste durch die Welt und erntete Applaus. Hier ein Siegerfoto in der Zeitung, dort ein netter Dreispalter - das war alles. Jahrzehntelang wurde den Olympioniken eingeimpft, kein Geld mit ihrem Sport zu verdienen. Über den Amateurstatus wachte – seit Beginn der modernen Olympischen Bewegung 1896 - das Internationale Olympische Komitee. Schon kleine Verfehlungen wurden hart geahndet. Sporthistoriker Professor Stefan Wassong:
"Jim Thorpe startete 1912 bei den Olympischen Spielen in Stockholm, er war Goldmedaillengewinner im Zehnkampf und Pentalon. Ihm wurden seine Goldmedaillen aberkannt und der Amateurstatus entzogen, weil herausgekommen ist, dass er semi-professionell Baseball in den USA gespielt hat."
Bei Jim Thorpe ging es um gerade einmal 80 bis 100 Dollar für Baseball-Spielen. Trotzdem kannte das IOC keine Gnade. Seinen langen Arm bekam auch Paavo Nurmi in den 30er Jahren zu spüren: Der finnische Ausnahmeläufer hatte 1930 Spesengelder für einen Wettkampf angenommen. 1932 wurde er lebenslang gesperrt!
"Paavo Nurmi – das Symbol von Finnland!"
Als Nurmi 20 Jahre später die Olympische Fackel ins Stadion von Helsinki trug, geriet das IOC in Rage! Sporthistoriker Karl Lennartz:
"Das finnische Publikum feierte ihn enthusiastisch, er entzündete das olympische Feuer und noch Jahre später schrieb der Generalsekretär des IOCs, Meier, dass ein alter kahlköpfiger Profi das Feuer entweiht hätte, als er mit der Fackel ins Stadion lief."
Spätestens seit den 60er Jahren passte die Lebenswirklichkeit von Sportlern kaum noch zum Amateur-Statut. Immer mehr Trainingszeit wurde nötig, um international mithalten zu können. Im Ostblock lebten Staats-Amateure, die der Staat versorgte. In den USA wuchs das Pendant: so genannten College-Studenten. Unter der Hand wurde für Spitzensport häufig Geld gezahlt. Wirkliche Amateure unter Topathleten wurden rar. Die Zeichen der Zeit erkannte endlich auch das IOC: Ende September 1981 - auf dem 11. IOC-Kongress in Baden-Baden – entschied es schließlich, den Amateurparagraphen der Olympischen Charta zu lockern.
"Am Ende des Kongresses sprach man sich für eine Libera-lisierung der Zulassungsregel 26 aus, gleichzeitig erhob man noch den moralischen Zeigefinger und legte Wert darauf, dass das nicht gleichzusetzen sei mit einer grenzenlosen Öffnung der Olympischen Spiele für Kommerz und Professionalisierung!"
Das IOC öffnete sich nun der Kommerzialisierung. Schließlich ging es IOC-Präsident Antonio Samaranch auch darum, dass die besten Sportler zu den Spielen kamen.
Erstmalig spürte man die Folgen der IOC-Reform im Januar 1984 in Sarajewo. Dort gab es die ersten Winterspiele, die kommerziellen Erfolg brachten – geschätzte 100 Millionen Dollar Fernsehgelder! Und trotzdem spukte der Geist des Amateur-Zeitalters noch herum, was die Athleten reichlich verwirrte, betont Sporthistoriker Stefan Wassong.
"In Sarajewo war es so, dass Ingmar Stenmark, der in Lake Placid noch zweifacher Goldmedaillengewinner gewesen ist, von den Spielen ausgeschlossen wurde, weil er – ich drücke es vorsichtig aus- es versäumt hatte, seine Gelder anzuzeigen. Er durfte aber dennoch, das ist das Paradoxe dabei, weiterhin im Weltcup starten. Die beiden amerikanischen Skiläufer Mahre, die beide durch ihren Sport fünfstellige Summen verdienten, das aber bei ihrem Verband angezeigt hatten, waren dagegen startberechtigt in Sarajewo!"
Mit dieser Halbherzigkeit war 1988 - bei den nächsten Olympischen Spielen - endlich Schluss. In Seoul kam - nach 64 Jahren Pause - wieder Tennis - und damit auch die siegreiche Steffi Graf ins Olympia-Programm. Nicht die einzige Sportart, in der Millionäre und fünf Ringe unter einen Hut gebracht wurden: 1992 in Barcelona deklassierte eine Auswahl US-Amerikanischer NBA-Profis, das so genannte Dream-Team, den Rest der Basketball-Welt. Fortan wurden Geldeinnahmen für Olympia-Sportler selbstverständlich. Die totale Kommerzialisier-ung von Olympia nahm unter IOC-Obhut ihren Lauf. Aussagen wie die von Christel Schulz, Weitsprung-Weltrekordlerin von 1939 - wären von Sportlern aus der heutigen Zeit schlicht undenkbar!
""Als Hobby gefällt mir das gut, aber nicht als Beruf, solange da Geld mit drin ist. Wir haben das nur aus Spaß gemacht!""