April 1945. Der Krieg ist verloren. Die blonde Mutter verbrennt das Eiserne Mutterkreuz. Der desertierte Nazi-Vater erschießt seine Schäferhündin, ehe er von den Amerikanern exekutiert wird. Mittendrin fünf Kinder, das jüngste ein Baby, das älteste 16 Jahre alt, alle blond, das Sinnbild des Deutschen, der kein Sieger mehr ist, sondern vor einem riesigen Berg Lügen steht. So wie Lore, die Älteste dieser so deutschen Familie. Eines von Tausenden Täterkindern 1945, die mit dem Hitler-Fanatismus ihrer Eltern aufwuchsen und ein Leben zwischen den Fronten führen.
"Unser Führer ist tot. (Lore) Gehst Du ins Gefängnis? (Mutter) Du darfst nie vergessen, wer du bist."
Als die Mutter den braunen Lederkoffer packt und allein das Kriegsversteck in der idyllischen Schwarzwälder Berghütte verlässt, endet für Lore die behütete bürgerliche Kindheit. Die langen blonden Zöpfe, das kleine braune Gipsreh von der Kommode und die Fotos des posierenden Vaters in Uniform – alles plötzlich wertlos, ja verräterisch. Die Nazikinder – plötzlich ausgestoßen aus der Gesellschaft, auf der Suche nach einer Heimat, 900 Kilometer weit weg vom Schwarzwald auf einer Nordseeinsel bei der Großmutter.
Die deutsch-australische Autorin Rachel Seiffert beschrieb 2001 die Geschichte ihrer Familie, der Täterkinder, Erlebnisse, wie sie die wenig ältere deutsch-australische Regisseurin Cate Shortland aus ihrer Familie kannte:
"Ich wollte nicht einfach zeigen, die Gesellschaft hat diese Taten, den Holocaust begangen. Meine Hauptfigur Lore muss erkennen, dass ihre eigene Familie direkt beteiligt war. Langsam realisiert sie: Wir haben das getan. Was geht in so einem Kind vor, dass weiß, ein Kind von Tätern zu sein?"
"Wir haben ihn verraten. Er hat uns so geliebt."
Die Reise durch das besiegte Deutschland wird zum langen Abschied: von der Familie, von der verblendeten Gesellschaft. Eine Reise ins Erwachsenwerden, nicht nur buchstäblich wie für die Hauptfigur Lore.
"Unser Führer ist tot. (Lore) Gehst Du ins Gefängnis? (Mutter) Du darfst nie vergessen, wer du bist."
Als die Mutter den braunen Lederkoffer packt und allein das Kriegsversteck in der idyllischen Schwarzwälder Berghütte verlässt, endet für Lore die behütete bürgerliche Kindheit. Die langen blonden Zöpfe, das kleine braune Gipsreh von der Kommode und die Fotos des posierenden Vaters in Uniform – alles plötzlich wertlos, ja verräterisch. Die Nazikinder – plötzlich ausgestoßen aus der Gesellschaft, auf der Suche nach einer Heimat, 900 Kilometer weit weg vom Schwarzwald auf einer Nordseeinsel bei der Großmutter.
Die deutsch-australische Autorin Rachel Seiffert beschrieb 2001 die Geschichte ihrer Familie, der Täterkinder, Erlebnisse, wie sie die wenig ältere deutsch-australische Regisseurin Cate Shortland aus ihrer Familie kannte:
"Ich wollte nicht einfach zeigen, die Gesellschaft hat diese Taten, den Holocaust begangen. Meine Hauptfigur Lore muss erkennen, dass ihre eigene Familie direkt beteiligt war. Langsam realisiert sie: Wir haben das getan. Was geht in so einem Kind vor, dass weiß, ein Kind von Tätern zu sein?"
"Wir haben ihn verraten. Er hat uns so geliebt."
Die Reise durch das besiegte Deutschland wird zum langen Abschied: von der Familie, von der verblendeten Gesellschaft. Eine Reise ins Erwachsenwerden, nicht nur buchstäblich wie für die Hauptfigur Lore.
Der Film verliert nie den Blick für das Jahr 1945
Für den Film reiste Cate Shortland mit dem gesamten Team tatsächlich vom Schwarzwald bis an die Nordsee. Drehte in Berghütten und überwucherten Hausruinen, ließ ihre junge Hauptdarstellerin Saskia Rosendahl romantisch durch Blumenwiesen laufen. Das umfangreiche Making-of der jetzt erschienenen DVD zeigt eine Crew, die sich tief in den gesellschaftlichen Sumpf der Nachkriegszeit kniet, dabei aber nicht den Blick für den Frühling und Sommer 1945 verliert.
Nicht die schwarz-weiß Fotos der KZ-Überlebenden oder verstörenden Nahaufnahmen von Selbstmördern und Vergewaltigten dominieren den Film von Regisseurin Cate Shortland. Es sind die Naturaufnahmen, die das ungewöhnliche Roadmovie zu einer Ausnahmeerscheinung innerhalb der unzähligen Kriegs- und Nachkriegsfilme machen. Unscharfe Überblendungen wechseln sich ab mit wackligen Handkameraaufnahmen, lange Porträtaufnahmen gehen in Zeitlupe über. Doch nie wird die Grenze zum Banalen überschritten, zum Kitsch. Was im Kino nicht aufgeklärt wurde, erzählt Kate Shortland auf der DVD:
"Die im Film verwendeten Fotografien zeigen die Familie meines Mannes. Dieser Film ist also nicht irgendwie unpersönlich, sondern ist auch eine Verbindung zu meinen Verwandten, die den Holocaust überlebten."
Am Ziel der langen Reise im riedgedeckten Backsteinhaus der Großmutter entdeckt Lore, dass auch dort keine Heimat mehr sein kann. Die deutschen Konventionen, die deutsche Gründlichkeit sind fad geworden, zeigt dieser Film beeindruckend. Auch nach dem zweiten und dritten Mal.
Nicht die schwarz-weiß Fotos der KZ-Überlebenden oder verstörenden Nahaufnahmen von Selbstmördern und Vergewaltigten dominieren den Film von Regisseurin Cate Shortland. Es sind die Naturaufnahmen, die das ungewöhnliche Roadmovie zu einer Ausnahmeerscheinung innerhalb der unzähligen Kriegs- und Nachkriegsfilme machen. Unscharfe Überblendungen wechseln sich ab mit wackligen Handkameraaufnahmen, lange Porträtaufnahmen gehen in Zeitlupe über. Doch nie wird die Grenze zum Banalen überschritten, zum Kitsch. Was im Kino nicht aufgeklärt wurde, erzählt Kate Shortland auf der DVD:
"Die im Film verwendeten Fotografien zeigen die Familie meines Mannes. Dieser Film ist also nicht irgendwie unpersönlich, sondern ist auch eine Verbindung zu meinen Verwandten, die den Holocaust überlebten."
Am Ziel der langen Reise im riedgedeckten Backsteinhaus der Großmutter entdeckt Lore, dass auch dort keine Heimat mehr sein kann. Die deutschen Konventionen, die deutsche Gründlichkeit sind fad geworden, zeigt dieser Film beeindruckend. Auch nach dem zweiten und dritten Mal.