"Es ist eben laut, wild, ein Chaos, ein Durcheinander: Wir haben das Ziel, wirklich zu verkaufen, im 1:1 Austausch mit dem Publikum."
Die Stilisierung eines afrikanischen Markts als begehbares Bühnenbild. Man kann hier tatsächlich feilschen, kaufen, sich informieren über die Wirtschaftskette europäischer Altkleider. Beabsichtigt ist aber nicht, dem Publikum eine Moralpredigt zu injizieren, sondern schon: Kunst zu machen.
"Also eine Verkaufsaktion, lautstark, deformiert sich plötzlich. Es kommt zu einem Streit mit dem Nachbarstand, und daraus ergibt sich dann eine künstliche Situation, in der ein Kampftanz stattfindet, zum Beispiel."
"I´m selling, performing, singing, dancing."
Musik und Tanz im transkulturellen Remix: Hier tanzt jemand "typisch afrikanisch", also dem Boden verhaftet in der Körpersprache, sagt die Choreografin, und parallel jemand "typisch europäisch", mit dem Ideal, schwerelos über dem Boden zu schweben. Dazu: Musiknummern und eben: Verkaufsgespräche. "Mitumba" soll eine Art Gesamtkunstwerk sein, ein Business Happening, das schillert zwischen Inszenierung und realem Leben.
"Also wir haben uns jetzt hier den Spaß gemacht, Ware dort unten einzukaufen und wieder hier her zu importieren. Um einfach mal aufzuzeigen, wie verrückt es sein kann, also wie die gleiche Ware fünf unterschiedliche Preise hat, die Perversität auch dieses Warentransfers."
Kleider als Metapher, man könnte auch Lebensmittel oder Unterhaltungselektronik hernehmen, um manche wirtschaftliche Dreistigkeit anzumahnen. Altkleider, die wir großherzig in Container werfen, landen meist nicht als Gratisspende bei bedürftigen Afrikanern, das will Stephanie Thiersch bewusst machen. Sie wird heute Abend die Probenbesucher bitten, ob sie nicht für die eigentliche Premiere Altkleider spenden wollen. In den Buden ihres nachgestellten afrikanischen Markts sei noch reichlich Platz.
"Das ist also das Ergebnis europäischer Wohltätigkeit", sagt Kepha Oiro, Tänzer und Schauspieler aus Kenia. Stefanie Thiersch hat ihn und andere Künstler in Nairobi kennengelernt und das Ensemble Mouvoir gegründet. Und auf dem Gikomba Market vor Ort, ein riesiges Areal, sieben Hektar groß, werden tatsächlich meist unsere vermeintlichen Spenden verkauft.
"Besser verarbeitet, sieht gut aus, Mitumba-Ware hat einfach auch ein gutes Image hier und ist 'in', notgedrungen" sagt der 30-jährige Oiro. Die Menschen, die hier Kleider verkaufen, haben früher in den Textilfabriken des Landes gearbeitet. Doch die sind inzwischen überwiegend geschlossen. Wie in Europa, lohnt es sich auch in afrikanischen Ländern kaum noch, Kleidung im eigenen Land herzustellen. Nur wer international handelt, profitiert.
Aber: Kepha Oiro trifft auf dem Markt in Nairobi immer mehr Modemacher, die sich behaupten. Die lassen afrikanische Folkloreelemente komplett weg und schneidern aus europäischen Altkleidern eine Mode, die die weiten Wege heutiger Textilien spiegelt. Da werden dann T-Shirts, Jeans und Marken Logos zusammengenäht zum Globalisierungs-Patchwork.
Und wenn man dann beim Mitumba Happening in Köln und Düsseldorf ein solches Kleidungsstück erwirbt, dann ist es, als hätte sich T-Shirt und Jeans-Mode, die überall auf der Welt gleich aussieht, neue Identität erobert. Man würde sagen: Dieses Stück habe ich beim Mitumba-Happening in Düsseldorf gekauft und mir seine Herkunft vom Händler-Performer genau erklären lassen.
Die Stilisierung eines afrikanischen Markts als begehbares Bühnenbild. Man kann hier tatsächlich feilschen, kaufen, sich informieren über die Wirtschaftskette europäischer Altkleider. Beabsichtigt ist aber nicht, dem Publikum eine Moralpredigt zu injizieren, sondern schon: Kunst zu machen.
"Also eine Verkaufsaktion, lautstark, deformiert sich plötzlich. Es kommt zu einem Streit mit dem Nachbarstand, und daraus ergibt sich dann eine künstliche Situation, in der ein Kampftanz stattfindet, zum Beispiel."
"I´m selling, performing, singing, dancing."
Musik und Tanz im transkulturellen Remix: Hier tanzt jemand "typisch afrikanisch", also dem Boden verhaftet in der Körpersprache, sagt die Choreografin, und parallel jemand "typisch europäisch", mit dem Ideal, schwerelos über dem Boden zu schweben. Dazu: Musiknummern und eben: Verkaufsgespräche. "Mitumba" soll eine Art Gesamtkunstwerk sein, ein Business Happening, das schillert zwischen Inszenierung und realem Leben.
"Also wir haben uns jetzt hier den Spaß gemacht, Ware dort unten einzukaufen und wieder hier her zu importieren. Um einfach mal aufzuzeigen, wie verrückt es sein kann, also wie die gleiche Ware fünf unterschiedliche Preise hat, die Perversität auch dieses Warentransfers."
Kleider als Metapher, man könnte auch Lebensmittel oder Unterhaltungselektronik hernehmen, um manche wirtschaftliche Dreistigkeit anzumahnen. Altkleider, die wir großherzig in Container werfen, landen meist nicht als Gratisspende bei bedürftigen Afrikanern, das will Stephanie Thiersch bewusst machen. Sie wird heute Abend die Probenbesucher bitten, ob sie nicht für die eigentliche Premiere Altkleider spenden wollen. In den Buden ihres nachgestellten afrikanischen Markts sei noch reichlich Platz.
"Das ist also das Ergebnis europäischer Wohltätigkeit", sagt Kepha Oiro, Tänzer und Schauspieler aus Kenia. Stefanie Thiersch hat ihn und andere Künstler in Nairobi kennengelernt und das Ensemble Mouvoir gegründet. Und auf dem Gikomba Market vor Ort, ein riesiges Areal, sieben Hektar groß, werden tatsächlich meist unsere vermeintlichen Spenden verkauft.
"Besser verarbeitet, sieht gut aus, Mitumba-Ware hat einfach auch ein gutes Image hier und ist 'in', notgedrungen" sagt der 30-jährige Oiro. Die Menschen, die hier Kleider verkaufen, haben früher in den Textilfabriken des Landes gearbeitet. Doch die sind inzwischen überwiegend geschlossen. Wie in Europa, lohnt es sich auch in afrikanischen Ländern kaum noch, Kleidung im eigenen Land herzustellen. Nur wer international handelt, profitiert.
Aber: Kepha Oiro trifft auf dem Markt in Nairobi immer mehr Modemacher, die sich behaupten. Die lassen afrikanische Folkloreelemente komplett weg und schneidern aus europäischen Altkleidern eine Mode, die die weiten Wege heutiger Textilien spiegelt. Da werden dann T-Shirts, Jeans und Marken Logos zusammengenäht zum Globalisierungs-Patchwork.
Und wenn man dann beim Mitumba Happening in Köln und Düsseldorf ein solches Kleidungsstück erwirbt, dann ist es, als hätte sich T-Shirt und Jeans-Mode, die überall auf der Welt gleich aussieht, neue Identität erobert. Man würde sagen: Dieses Stück habe ich beim Mitumba-Happening in Düsseldorf gekauft und mir seine Herkunft vom Händler-Performer genau erklären lassen.