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Das fast unendliche Universum

Kosmologie. – Der Blick ins All, dessen Grenzen wir noch nicht gesehen haben, hat etwas faszinierendes. Das gilt für den Laien genauso wie für den Fachmann. Doch das Faszinosum kann auch eine Falle sein. In die ist der Astronom Joseph Silk gegangen, weil er in seinem für die Allgemeinheit gedachten Buch, den Normalleser schnell verliert und sich in den Feinheiten seiner Wissenschaft verirrt.

Von Michael Lange |
    Gibt es außerhalb der Erde intelligentes Leben? Leben irgendwo im Universum Menschen wie wir? Wenn das Universum unendlich ist, dann gibt es daran überhaupt keinen Zweifel. Ganz gleich, wie unwahrscheinlich dieses Szenario sein mag, in einem unendlichen Universum ist es Realität. Mit dieser Aussage verblüfft Joseph Silk gleich zu Beginn seines Buches, und er geht sogar noch einen Schritt weiter: "In einem unendlichen Universum gäbe es in jedem Fall Kopien von uns, die jede unserer Handlungen und jedes Wort wiederholen." In einem unendlichen Universum ist alles, was möglich ist, auch Realität. Für uns Menschen ist das undenkbar, aber ist es deshalb unmöglich?

    Zu Beginn seines Buchs lässt Joseph Silk seine Leser staunen, macht Ausflüge in die Philosophie und verführt zum Nachdenken. Dann taucht der Oxford-Professor tief ein in die Einzelheiten seines Fachgebietes, der Astronomie. Sachlich und wohlgeordnet beschreibt er die Entstehung von Sternen, Schwarzen Löchern, von Galaxien und des Universums selbst. Immer mehr verliert er dabei jedoch die Nichtphysiker unter seinen Leser aus den Augen. Aus der Begeisterung vom Anfang wird Resignation. Die vielen Informationsbruchstücke wollen sich einfach nicht zu einem schlüssigen Gesamtbild vereinigen. Auch seinen Übersetzer hat Joseph Silk irgendwann zwischen Seite 50 und 100 verloren. Denn so mancher Satz ergibt auch beim mehrmaligen Lesen keinen Sinn. Begriffe wie "infinitesimal" oder "primordial" bleiben unerklärt. Dass der Krebsnebel durch wörtliche Übersetzung zum Krabbennebel wurde, ist da eher eine Kuriosität am Rande.

    Mehr Grafiken, anschauliche Bilder, auflockernde Geschichten, bessere Erklärungen und weniger Details hätten dem Buch gut getan. So bleiben ein Staunen und die Überzeugung, dass man die Erkundung des Universums, ob nun unendlich oder nicht, den Fachleuten überlassen sollte.
    Joseph Silk: Das fast unendliche Universum. Grenzfragen der Kosmologie
    ISBN: 978-3-406-54990-8
    C.H. Beck Verlag, 288 Seiten, 22,90 Euro