Kerstin Riemenschneider kann sich genau erinnern, wie es losging. Das ist über 20 Jahre her, sie studierte damals Sport und Geografie. Ihre Wahrnehmung von der Welt änderte sich plötzlich. So bekamen Worte, die sie hörte, eine andere Bedeutung.
"Das war eine Exkursion im Bereich meines Geografiestudiums, da ging es sehr viel um Landwirtschaft und dieses Wort wurde sehr oft benutzt. Ich habe das Wort Landwirtschaft auseinander genommen. Ich habe also den Landwirt, den Menschen gesehen, den arbeitenden Menschen, mit Maschinen, ohne Maschinen und ne Wirtschaft, das ist eine Kneipe gewesen. Ich habe die Wörter auseinandergenommen und da meine Bilder zu gehabt."
Heute weiß sie, dass es ihre erste Psychose war. Sie begann, innerlich in einer anderen Welt zu leben. Auch ihre visuellen Wahrnehmungen waren zunehmend gestört.
"Als wir dann sehr oft in die Städte gegangen sind, die Stadtentwicklung gemacht haben, uns die Häuser angeguckt haben, ging mein Blick immer auf die Fenster. Und das waren viele Fenster, die unterteilt waren durch einen senkrechten und einen waagerechten Balken. Und so ein senkrechter und waagerechter Balken, das ist ein Kreuz. Und so habe ich in ganz vielen Fenstern das Kreuz gesehen und auch in Türen. Und das hat mich wieder zurückgeholt in diese Traumwelt: Irgendwas ist anders."
Sie fing schließlich an, Worte auf Zettel zu schreiben, die sie selbst nicht mehr entziffern konnte und hielt das für ihre Diplomarbeit.
"Dann war es aber so, dass nach einigen Tagen meine Eltern mich dazu gebracht haben, zum Psychiater zu gehen und da habe ich mich dann einfach hingelegt, bin dann mit dem Krankenwagen sozusagen eingewiesen worden und hatte dann auch für sechs Wochen so einen Beschluss in der Klinik."
Die Diagnose lautete Schizophrenie. Und im Laufe der nächsten Jahre durchlebte sie weitere Psychosen, Phasen, in denen sie – wie sie es selbst ausdrückt - "verrückt" war. Für viele Betroffene sind Psychosen eher eine Art Horrortrip. Anders bei Kerstin Riemenschneider:
"Hinter den Vorhang zu schauen, dieses Gefühl zu haben, jetzt habe ich die Welt durchschaut, jetzt habe ich den Menschen durchschaut, jetzt verstehe ich die Zusammenhänge, das war sehr positiv bei mir. Im Nachhinein: Diese Psychose war wirklich ein geiles Erlebnis."
Doch danach folgte jedes Mal ein tiefer Fall. Sie erlitt postpsychotische Depressionen, aus denen sie nur schwer wieder herauskam. Viele Medikamente, Klinikaufenthalte und Therapien halfen ihr aber schließlich, den Weg in ein fast normales Leben zurückzufinden. Kerstin Riemenschneider ist jetzt seit 15 Jahren ohne Psychose, sie schloss ihr Sportstudium ab und hat seit Jahren eine feste Arbeitsstelle. Sie fühlt sich auf einem guten Weg, wie sie sagt. Der geht allerdings noch nicht ganz ohne Unterstützung.
"Was ich jetzt noch nehme ist ein atypisches Neuroleptikum in einer ganz geringen Dosierung, wo ich sage: Ich nehme das noch als Stütze oder als Anker, aber stehe auch dazu."
"Das war eine Exkursion im Bereich meines Geografiestudiums, da ging es sehr viel um Landwirtschaft und dieses Wort wurde sehr oft benutzt. Ich habe das Wort Landwirtschaft auseinander genommen. Ich habe also den Landwirt, den Menschen gesehen, den arbeitenden Menschen, mit Maschinen, ohne Maschinen und ne Wirtschaft, das ist eine Kneipe gewesen. Ich habe die Wörter auseinandergenommen und da meine Bilder zu gehabt."
Heute weiß sie, dass es ihre erste Psychose war. Sie begann, innerlich in einer anderen Welt zu leben. Auch ihre visuellen Wahrnehmungen waren zunehmend gestört.
"Als wir dann sehr oft in die Städte gegangen sind, die Stadtentwicklung gemacht haben, uns die Häuser angeguckt haben, ging mein Blick immer auf die Fenster. Und das waren viele Fenster, die unterteilt waren durch einen senkrechten und einen waagerechten Balken. Und so ein senkrechter und waagerechter Balken, das ist ein Kreuz. Und so habe ich in ganz vielen Fenstern das Kreuz gesehen und auch in Türen. Und das hat mich wieder zurückgeholt in diese Traumwelt: Irgendwas ist anders."
Sie fing schließlich an, Worte auf Zettel zu schreiben, die sie selbst nicht mehr entziffern konnte und hielt das für ihre Diplomarbeit.
"Dann war es aber so, dass nach einigen Tagen meine Eltern mich dazu gebracht haben, zum Psychiater zu gehen und da habe ich mich dann einfach hingelegt, bin dann mit dem Krankenwagen sozusagen eingewiesen worden und hatte dann auch für sechs Wochen so einen Beschluss in der Klinik."
Die Diagnose lautete Schizophrenie. Und im Laufe der nächsten Jahre durchlebte sie weitere Psychosen, Phasen, in denen sie – wie sie es selbst ausdrückt - "verrückt" war. Für viele Betroffene sind Psychosen eher eine Art Horrortrip. Anders bei Kerstin Riemenschneider:
"Hinter den Vorhang zu schauen, dieses Gefühl zu haben, jetzt habe ich die Welt durchschaut, jetzt habe ich den Menschen durchschaut, jetzt verstehe ich die Zusammenhänge, das war sehr positiv bei mir. Im Nachhinein: Diese Psychose war wirklich ein geiles Erlebnis."
Doch danach folgte jedes Mal ein tiefer Fall. Sie erlitt postpsychotische Depressionen, aus denen sie nur schwer wieder herauskam. Viele Medikamente, Klinikaufenthalte und Therapien halfen ihr aber schließlich, den Weg in ein fast normales Leben zurückzufinden. Kerstin Riemenschneider ist jetzt seit 15 Jahren ohne Psychose, sie schloss ihr Sportstudium ab und hat seit Jahren eine feste Arbeitsstelle. Sie fühlt sich auf einem guten Weg, wie sie sagt. Der geht allerdings noch nicht ganz ohne Unterstützung.
"Was ich jetzt noch nehme ist ein atypisches Neuroleptikum in einer ganz geringen Dosierung, wo ich sage: Ich nehme das noch als Stütze oder als Anker, aber stehe auch dazu."