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Das Geheimnis der 100-Jährigen
"Wer im Leben nichts will, ist schon tot geboren"

Sie haben zwei Weltkriege erlebt, Flucht und Hunger und manche auch den Verlust von Partnern und Kindern. Kerstin Schweighöfer hat mit Hundertjährigen über die Höhen und Tiefen eines langen Lebens gesprochen und dabei Erstaunliches, Trauriges, vor allem aber Aufbauendes über das Geheimnis eines langen Lebens erfahren.

Kerstin Schweighöfer im Gespräch mit Britta Fecke |
    In Spanien feiert eine Frau ihren 110 Geburtstag
    Ihren 110. Geburtstag feierte diese spanische Frau, die allerdings nicht von Kerstin Schweighöfer interviewt wurde (dpa / picture alliance / Carlos Garcia )
    Die größten Einschnitte im Leben der Menschen, die zwei Weltkriege, Flucht und Hunger erlebt haben, seien immer wieder Verluste gewesen. "Solche Momente hinterlassen eine Kerbe auf dem Lebenslauf", sagte Kerstin Schweighöfer im Deutschlandfunk. Das zu akzeptieren und nach vorne zu schauen, loszulassen, sei ganz wichtig.
    Es gibt kein Recht auf Glück
    "Die Hundertjährigen haben mir klar gemacht, es gibt kein Recht auf Glück", betont die Autorin. "Wir sind nicht hier auf Erden, um dem Glück nachzujagen, sondern höchstens, um ein erfülltes, zufriedenes Leben zu führen. Das Leben ist nun mal nicht gerecht, auch das ist eine Tatsache, haben die Hundertjährigen gesagt, die man besser erkennen kann. Dass man sich damit abfindet, dass es keine ausgeglichene Gerechtigkeit gibt." Glück sei kein Dauerzustand, betonen die Betagten. "Es gibt höchstens Glücksmomente im Leben, die man aufreihen kann wie Perlen auf einer Perlenschnur und je mehr Perlen man hat, desto glücklicher ist man."
    Lebensmut ist wichtig
    Sechs Kernwerte konnte Kerstin Schweighöfer aus ihren Interviews mit Hundertjährigen destillieren: Liebe, Leidenschaft, Lebensmut, Freiheit, Freundschaft und Unvoreingenommenheit. Lebensmut sei enorm wichtig, so Schweighöfer. Nach vorne zu schauen, loszulassen und nicht zu klagen sei Teil ihres Geheimnisses gewesen. Alle zehn schienen das Jammern und Klagen aus ihrem Wortschatz verbannt zu haben, ergänzt die Autorin. "Es gibt nur eine, die dir wirklich helfen kann und das bist du selbst".
    Zum anderen sei Leidenschaft von zentraler Bedeutung. Nicht die sexuelle, hätten ihr die Interviewten gesagt, die werde überbewertet, sondern "die kleine Flamme, die in uns allen brennt, die Flamme für den Partner, die Familie, für das Hobby. Wir brauchen sie". Wer im Leben nichts wolle, sei schon tot geboren, hätte eine Hundertjährige ihr gesagt. "Wir brauchen eine Flamme, die uns unser Leben lang begleitet und dann können wir ein gutes, erfülltes Leben führen".
    Hinweis: Das Gespräch können Sie mindestens fünf Monate lang als Audio-on-demand abrufen.