"Für mich ist er eine Art Haltepunkt in meinem Leben."
"Das Gefühl, dass Tag und Nacht jemand da ist, der sich um einen kümmert, für einen interessiert und einen liebt."
"Hatten wir auch, auch schön lange. Jetzt haben wir so eine Phase, wo wir von anderen Dingen ganz schön aufgebraucht werden, wo wir uns die Zweisamkeit organisieren müssen."
"Manchmal, wenn wir tagelang nicht diesen Austausch hatten, dann ist man sich schon fremd."
"Ich bin ja diejenige, die nicht ruhig bleibt, die auch ruhig viel mehr zuhören könnte oder ihm auch die Zeit gönnen müsste. Jetzt bist du dran mit Reden. Das habe ich von mir entdeckt, dass ich ihn gar nicht dazu kommen lasse."
"Die Gesellschaft zwingt uns immer mehr Kühle und Distanz auf, immer mehr Unverbindlichkeit und den Zwang zur Selbstverwirklichung und das Grundproblem besteht einfach darin: Kann die Familie, kann die Partnerschaft diese Kühle, Unverbindlichkeit, diese Distanzierung, die Selbstdarstellungszwänge, die die moderne Gesellschaft bringt, kann sie das ausgleichen, kann sie es kompensieren? Wenn sie es nicht kann, fliegt sie auseinander."
Professor Herbert Meyer, Leiter des Zentrums für Ethik in der Medizin in Thüringen. Er sieht das Glück in Liebesbeziehungen darin, wenn Partner einander Geborgenheit, Nähe und gegenseitigen Verständnis geben und den schroffen Wind der modernen Gesellschaft ausgleichen. Dabei sieht Meyer deutlich: Das Gleichgewicht in Familien ist labiler geworden.
"Wir haben im Jahr 1908 drei Prozent Scheidungsrate, heute 51,3. Das sollte man aber nicht nur negativ sehen."
Anders als vor hundert Jahren, wollen Frauen und Männer ihre Beziehung gestalten und sich selbst verwirklichen. Frauen verdienen heute in größerer Zahl ihr eigenes Geld und sind nicht mehr bereit, sich traditionellen Rollen zu beugen. Sie wollen und können sich emanzipieren.
Wie aber stellen sich Paare eine gute, erfüllte Partnerschaft vor? Welche Rolle spielt Geld dabei und was bedeutet das für Ungleichheiten in Paarbeziehungen? Danach fragten Soziologen vom Wissenschaftszentrum Berlin in dem Projekt "Gemeinsam leben, getrennt wirtschaften". Dr. Kathrin Leuze.
"Wir haben bei uns in der Forschung herausgefunden, dass es neue Vorstellungen davon gibt, was eine Partnerschaft ausmacht."
Drei Beziehungsformen entdeckten die Wissenschaftler. Zum einen noch immer das traditionelle Modell mit dem Mann als dem Ernährer und der Frau als Hausfrau und Mutter, ein Modell, das häufig auf Migrantenpaare passt. Überraschender Weise bezeichnen aber auch erneut junge Männer dies als ihr Wunschmodell, vermutlich, weil sie angesichts der Anforderungen im Arbeitsleben darin leichter Sicherheit finden, ohne sich neuen Herausforderungen stellen zu müssen.
Das zweite Modell nennen die Wissenschaftler das individualistische Beziehungskonzept.
"Jeder muss einen Job haben, jeder muss sein eigenes Geld verdienen, was daheim gemacht wird, muss aber auch geteilt werden. Wo versucht wird, die Egalität in allen Lebensbereichen auch umzusetzen, und das macht es extrem schwierig und stellt hohe Anforderungen an eine Partnerschaft. Da ist immer die Frage, was ist, wenn einer den Job verliert oder auf Grund von Mutterschaft seine Erwerbstätigkeit unterbricht. Was bedeutet es dann eigentlich für das Gleichgewicht. Und ich würde sagen, gerade für die individualistischen Paare ist das sehr fragil und sehr anfällig für Störungen von außen."
Viele Hochqualifizierte wählen dieses Modell, Frauen und Männer, für die der berufliche Erfolg äußert wichtig ist. Durch qualitative Interviews mit solchen Doppelkarrierepaaren fanden die Soziologen heraus, dass deren Idee des Gebens und Nehmens oft nicht aufgeht, wenn ein Kind geboren wird. Dann ist die Frage: Finden sie Unterstützung bei ihrem Arbeitgeber und sofort eine Kinderbetreuung? Und wenn einer der Partner zu Hause bleiben muss - ist der weiterhin Berufstätige bereit, die Familienleistung des anderen anzuerkennen und mit ihm zu kooperieren? Daran scheitern die Paare häufig und kommen neu auf die Grundfrage von Beziehungen zurück:
"Die Spannung, ich möchte ich sein und ich suche die Bindung. Das ist das Menschsein und das muss man immer aushandeln."
Dr. Martin Merbach, Psychologe und Paartherapeut am Evangelischen Zentralinstitut für Familienplanung Berlin.
"In Zeiten, wo die Autonomie gesellschaftlich sehr akzeptiert ist, wo man Arbeitsstellen wechselt, dann getrennt lebt, wie das Einfluss hat auf die andere Seite, auf das Bindungsbedürfnis, das man praktisch jemand sucht, der einen sehr, sehr versteht. Da muss man noch überlegen, sucht man den, um sich selber zu verstehen, und was heißt 'verstehen' in dem Kontext. Sucht man jemand, der ja sagt, einen unterstützt, einen spiegelt oder jemand, der einen kritisiert, so ein verstehen, eine Reibung."
Oft führen Paare über viele Jahre eine Beziehung, ohne wirklich zu wissen, welche Bedürfnisse sie einander erfüllen, und ob das etwas mit ihrer Herkunftsfamilie oder ihrem Leben heute zu tun hat. Deshalb haben sie auch keine Ahnung, wie sie die Beziehung lebendig erhalten können. Dabei gäbe es Wege, das herauszufinden:
"Man könnte im Fach Ethik mehr über Partnerschaften vermitteln","
so der Soziologe und Philosoph Herbert Meyer.
""Man könnte erläutern, dass Partnerschaften nicht romantische Liebe bedeuten. Das ist ja nur die erste Phase. Projektionen, Idealisierung, Schmetterlinge im Bauch, ich sage immer etwas hässlich, meist sind es sowieso Kohlweißlinge."
Nach der Verliebtheit kommt nach Auffassung der Paarpsychologie die Phase der sexuellen Anziehung, gefolgt von der Zeit, in der man Gemeinsamkeit pflegt. Höhepunkt wäre die altruistische Liebe, in der jedem das Wohlergehen des Partners wichtiger ist, als das eigene.
Diese Phasen müssen keine Stufen sein, die die Paare erklimmen sollten. Vielmehr - so die Erkenntnis der Forscher vom Wissenschaftszentrums Berlin - entscheiden sich Paare in dieser oder jener Form von Partnerschaft zusammenzuleben. Denn sie fanden ihre drei Beziehungskonzepte sowohl zu Beginn der Partnerschaft als auch nach längerer Gemeinschaft, bei jüngeren wie bei älteren Leuten. Das, was Psychologen altruistische Liebe nennen, beschreibt Kathrin Leuze als ihr drittes, ein kollektivistisches Beziehungskonzept.
"Es ist ganz wichtig, dass man viel gemeinsam machen kann. Man definiert sich über gemeinsame Freizeitaktivitäten. Man definiert sich, was man gemeinsam erschaffen kann. Dass das Wir in ganz vielen Aktivitäten des Alltags, sei es Privatheit, sei es die Arbeit, die im Vordergrund steht. Das finde ich interessant, im Vergleich zu anderen Paaren, wo sie viel stärker dieses 'Ich will mich selber verwirklichen', während bei dem anderen Typus steht immer 'Wir machen das gemeinsam jetzt'. Da kann man dann eher sagen, wenn ich jetzt bei den Kindern daheim bleib, dann musst du dann später ermöglichen, dass ich dann meiner Karriere wieder nachgehen kann. Da geht es eher, dass es sich langfristig ausgleicht."
Mitunter - so die Erfahrung des Psychologen Martin Mehrbac -, brauchen Paare von außen einem Impuls, um für sich zu klären, wie sie miteinander glücklich zusammenleben wollen. Sie brauchen nicht nur familienunterstützende Leistungen. Sie brauchen auch Hilfe, ihre Paarbeziehung zu stabilisieren. Paarberatung könnte das leisten, auch wenn sich heute nur etwa 40 Prozent der Familienberatungen um die Beziehung der Eltern zueinander dreht.
"Was ich spannend für Paare - gemeinsam paddeln und dabei die Positionen wechseln - und das finde ich zum Beispiel was unheimlich Animierendes. Also: Wie lebt man Partnerschaften - darüber nachzudenken, wer führt und wer lässt sich führen und wie ist es, wenn man sich nicht führen lässt. Gerade wenn man als Paar was gemeinsam tut, wo man noch mal die Horizonte erweitern könnte. Also eine Neugier haben."
"Das Gefühl, dass Tag und Nacht jemand da ist, der sich um einen kümmert, für einen interessiert und einen liebt."
"Hatten wir auch, auch schön lange. Jetzt haben wir so eine Phase, wo wir von anderen Dingen ganz schön aufgebraucht werden, wo wir uns die Zweisamkeit organisieren müssen."
"Manchmal, wenn wir tagelang nicht diesen Austausch hatten, dann ist man sich schon fremd."
"Ich bin ja diejenige, die nicht ruhig bleibt, die auch ruhig viel mehr zuhören könnte oder ihm auch die Zeit gönnen müsste. Jetzt bist du dran mit Reden. Das habe ich von mir entdeckt, dass ich ihn gar nicht dazu kommen lasse."
"Die Gesellschaft zwingt uns immer mehr Kühle und Distanz auf, immer mehr Unverbindlichkeit und den Zwang zur Selbstverwirklichung und das Grundproblem besteht einfach darin: Kann die Familie, kann die Partnerschaft diese Kühle, Unverbindlichkeit, diese Distanzierung, die Selbstdarstellungszwänge, die die moderne Gesellschaft bringt, kann sie das ausgleichen, kann sie es kompensieren? Wenn sie es nicht kann, fliegt sie auseinander."
Professor Herbert Meyer, Leiter des Zentrums für Ethik in der Medizin in Thüringen. Er sieht das Glück in Liebesbeziehungen darin, wenn Partner einander Geborgenheit, Nähe und gegenseitigen Verständnis geben und den schroffen Wind der modernen Gesellschaft ausgleichen. Dabei sieht Meyer deutlich: Das Gleichgewicht in Familien ist labiler geworden.
"Wir haben im Jahr 1908 drei Prozent Scheidungsrate, heute 51,3. Das sollte man aber nicht nur negativ sehen."
Anders als vor hundert Jahren, wollen Frauen und Männer ihre Beziehung gestalten und sich selbst verwirklichen. Frauen verdienen heute in größerer Zahl ihr eigenes Geld und sind nicht mehr bereit, sich traditionellen Rollen zu beugen. Sie wollen und können sich emanzipieren.
Wie aber stellen sich Paare eine gute, erfüllte Partnerschaft vor? Welche Rolle spielt Geld dabei und was bedeutet das für Ungleichheiten in Paarbeziehungen? Danach fragten Soziologen vom Wissenschaftszentrum Berlin in dem Projekt "Gemeinsam leben, getrennt wirtschaften". Dr. Kathrin Leuze.
"Wir haben bei uns in der Forschung herausgefunden, dass es neue Vorstellungen davon gibt, was eine Partnerschaft ausmacht."
Drei Beziehungsformen entdeckten die Wissenschaftler. Zum einen noch immer das traditionelle Modell mit dem Mann als dem Ernährer und der Frau als Hausfrau und Mutter, ein Modell, das häufig auf Migrantenpaare passt. Überraschender Weise bezeichnen aber auch erneut junge Männer dies als ihr Wunschmodell, vermutlich, weil sie angesichts der Anforderungen im Arbeitsleben darin leichter Sicherheit finden, ohne sich neuen Herausforderungen stellen zu müssen.
Das zweite Modell nennen die Wissenschaftler das individualistische Beziehungskonzept.
"Jeder muss einen Job haben, jeder muss sein eigenes Geld verdienen, was daheim gemacht wird, muss aber auch geteilt werden. Wo versucht wird, die Egalität in allen Lebensbereichen auch umzusetzen, und das macht es extrem schwierig und stellt hohe Anforderungen an eine Partnerschaft. Da ist immer die Frage, was ist, wenn einer den Job verliert oder auf Grund von Mutterschaft seine Erwerbstätigkeit unterbricht. Was bedeutet es dann eigentlich für das Gleichgewicht. Und ich würde sagen, gerade für die individualistischen Paare ist das sehr fragil und sehr anfällig für Störungen von außen."
Viele Hochqualifizierte wählen dieses Modell, Frauen und Männer, für die der berufliche Erfolg äußert wichtig ist. Durch qualitative Interviews mit solchen Doppelkarrierepaaren fanden die Soziologen heraus, dass deren Idee des Gebens und Nehmens oft nicht aufgeht, wenn ein Kind geboren wird. Dann ist die Frage: Finden sie Unterstützung bei ihrem Arbeitgeber und sofort eine Kinderbetreuung? Und wenn einer der Partner zu Hause bleiben muss - ist der weiterhin Berufstätige bereit, die Familienleistung des anderen anzuerkennen und mit ihm zu kooperieren? Daran scheitern die Paare häufig und kommen neu auf die Grundfrage von Beziehungen zurück:
"Die Spannung, ich möchte ich sein und ich suche die Bindung. Das ist das Menschsein und das muss man immer aushandeln."
Dr. Martin Merbach, Psychologe und Paartherapeut am Evangelischen Zentralinstitut für Familienplanung Berlin.
"In Zeiten, wo die Autonomie gesellschaftlich sehr akzeptiert ist, wo man Arbeitsstellen wechselt, dann getrennt lebt, wie das Einfluss hat auf die andere Seite, auf das Bindungsbedürfnis, das man praktisch jemand sucht, der einen sehr, sehr versteht. Da muss man noch überlegen, sucht man den, um sich selber zu verstehen, und was heißt 'verstehen' in dem Kontext. Sucht man jemand, der ja sagt, einen unterstützt, einen spiegelt oder jemand, der einen kritisiert, so ein verstehen, eine Reibung."
Oft führen Paare über viele Jahre eine Beziehung, ohne wirklich zu wissen, welche Bedürfnisse sie einander erfüllen, und ob das etwas mit ihrer Herkunftsfamilie oder ihrem Leben heute zu tun hat. Deshalb haben sie auch keine Ahnung, wie sie die Beziehung lebendig erhalten können. Dabei gäbe es Wege, das herauszufinden:
"Man könnte im Fach Ethik mehr über Partnerschaften vermitteln","
so der Soziologe und Philosoph Herbert Meyer.
""Man könnte erläutern, dass Partnerschaften nicht romantische Liebe bedeuten. Das ist ja nur die erste Phase. Projektionen, Idealisierung, Schmetterlinge im Bauch, ich sage immer etwas hässlich, meist sind es sowieso Kohlweißlinge."
Nach der Verliebtheit kommt nach Auffassung der Paarpsychologie die Phase der sexuellen Anziehung, gefolgt von der Zeit, in der man Gemeinsamkeit pflegt. Höhepunkt wäre die altruistische Liebe, in der jedem das Wohlergehen des Partners wichtiger ist, als das eigene.
Diese Phasen müssen keine Stufen sein, die die Paare erklimmen sollten. Vielmehr - so die Erkenntnis der Forscher vom Wissenschaftszentrums Berlin - entscheiden sich Paare in dieser oder jener Form von Partnerschaft zusammenzuleben. Denn sie fanden ihre drei Beziehungskonzepte sowohl zu Beginn der Partnerschaft als auch nach längerer Gemeinschaft, bei jüngeren wie bei älteren Leuten. Das, was Psychologen altruistische Liebe nennen, beschreibt Kathrin Leuze als ihr drittes, ein kollektivistisches Beziehungskonzept.
"Es ist ganz wichtig, dass man viel gemeinsam machen kann. Man definiert sich über gemeinsame Freizeitaktivitäten. Man definiert sich, was man gemeinsam erschaffen kann. Dass das Wir in ganz vielen Aktivitäten des Alltags, sei es Privatheit, sei es die Arbeit, die im Vordergrund steht. Das finde ich interessant, im Vergleich zu anderen Paaren, wo sie viel stärker dieses 'Ich will mich selber verwirklichen', während bei dem anderen Typus steht immer 'Wir machen das gemeinsam jetzt'. Da kann man dann eher sagen, wenn ich jetzt bei den Kindern daheim bleib, dann musst du dann später ermöglichen, dass ich dann meiner Karriere wieder nachgehen kann. Da geht es eher, dass es sich langfristig ausgleicht."
Mitunter - so die Erfahrung des Psychologen Martin Mehrbac -, brauchen Paare von außen einem Impuls, um für sich zu klären, wie sie miteinander glücklich zusammenleben wollen. Sie brauchen nicht nur familienunterstützende Leistungen. Sie brauchen auch Hilfe, ihre Paarbeziehung zu stabilisieren. Paarberatung könnte das leisten, auch wenn sich heute nur etwa 40 Prozent der Familienberatungen um die Beziehung der Eltern zueinander dreht.
"Was ich spannend für Paare - gemeinsam paddeln und dabei die Positionen wechseln - und das finde ich zum Beispiel was unheimlich Animierendes. Also: Wie lebt man Partnerschaften - darüber nachzudenken, wer führt und wer lässt sich führen und wie ist es, wenn man sich nicht führen lässt. Gerade wenn man als Paar was gemeinsam tut, wo man noch mal die Horizonte erweitern könnte. Also eine Neugier haben."