Ein stechender Geruch dringt in die Nase. Ammoniak liegt schwer in der Luft des Schweinestalls. Längst hat sich Sandra Düpjan daran gewöhnt. Seit fünf Jahren erforscht die Biologin das Verhalten der Schweine, ist fast täglich mit diesen Tieren zusammen. Und die gehen gern mal auf Tuchfühlung mit der 32-Jährigen.
"Wenn wir neue Versuchstiere kriegen, die gewöhnen wir ja dann an den Kontakt mit dem Menschen. Wenn dann die ersten ankommen, dann hat man hinterher wirklich alle da und muss schon aufpassen, dass die einen nicht auffressen, weil die auch relativ rabiat an einem herumnagen, weil das Schwein eben doch mit dem Rüssel, mit der Schnauze alles ergründet, was da ist."
Acht Wochen sind die Ferkel alt. Auf ihren rosafarbenen Rücken tragen sie tintenblaue Nummern, damit die Biologin die zwölf Tiere bei ihren Tests auseinanderhalten kann.
"Wir haben hier zwei Tiere ausgewählt, einmal danach, dass sie die Belohnung, die sie hinterher im Versuch bekommen, auch auf jeden Fall mögen. Dann habe ich dafür gesorgt: Das sind keine Vollgeschwister und haben eben auch alle ihr relativ durchschnittliches bis gutes Gewicht so um die 20 Kilo."
Eines der beiden ausgewählten Ferkel rollt Sandra Düpjan in einer Transportkiste über einen langen Flur vom Ferkel-Stall in den Versuchsraum. Das Schwein kennt die Tests, hat sie schon mehrmals mitgemacht.
"Dieses Tier jetzt hat gelernt: Wenn der Trog in der linken Ecke steht, ist eine Belohnung drin. Wenn der Trog in der rechten Ecke steht, ist die Belohnung drin, aber es ist ein Gitter drüber, die kommen nicht dran. Wenn die das gelernt haben, erkennt man schon am Verhalten der Tiere, wie schnell die zu dem Trog gehen, ob sie da Futter drin erwarten oder nicht."
Im Versuchs-Stall steht das Ferkel zunächst in einer kleinen Box. Es zuppelt und kaut auf einem Lappen herum. Den hat die Forscherin als Spielzeug an einen Strick gebunden, damit dem Tier nicht langweilig wird, bevor der Versuch beginnt.
"Tag elf, Tier drei, 1 a. Und Start."
Die Tür der Box öffnet sich. Das Ferkel läuft schnurstracks zum Trog in der linken Ecke des halbkreisförmigen Stalls.
"Das Tier weiß einfach, an der Stelle, da ist der Trog auf jeden Fall positiv, da lohnt es sich, sofort hinzugehen."
Denn dort wartet ein süßlich schmeckender Getreidebrei. Links: Belohnung: lecker. Zweiter Versuch: Der Trog steht in der rechten Ecke: keine Belohnung. Das Ferkel tappelt entsprechend verhalten zum Trog.
"Was wir erhoffen, ist dass wir, ähnlich wie bei der Ratte, in der Lage sind, über diesen Versuch die Stimmung von Tieren, von Schweinen zu messen, dass man einfach sagt: Positive Stimmung erkennen wir daran, dass das Tier sich hier optimistisch verhält. Negative Stimmung erkennen wir daran, dass es sich pessimistisch verhält."
Den Dummerstorfer Forschern des Leibniz-Instituts für Nutztierbiologie geht es also nicht darum zu zeigen, dass Schweine bzw. Tiere etwas fühlen. Davon gehen sie aus. Vielmehr wollen sie wissenschaftlich nachweisen, dass Schweine ihre Umwelt je nach Stimmungslage bewerten - abhängig von guten oder schlechten Erfahrungen, die sie gemacht haben. Der Leiter der Forschungsgruppe Birger Puppe.
"Und wir glauben, dass es solche Beziehungen gibt, dass sie ihr Leben, das sie bisher hatten, einschätzen können und daraufhin auch eine gewisse optimistische oder pessimistische Lebenshaltung aufbauen."
Hatten die Schweine Abwechslung im Stall? Wurde ihre Neugier spielerisch gestillt? Hat ihr Landwirt sie gut behandelt, jeden Tag mit ihnen gesprochen? Gab es regelmäßig zu fressen?
Den Untersuchungen der vergangenen anderthalb Jahre zufolge wirkt sich das - wie bei uns Menschen - nachweislich auf die Stimmung der Tiere aus. Und die beeinflusst ihre Gesundheit und folglich auch die Qualität des Fleisches.
Den abschließenden Beweis müssen die Wissenschaftler allerdings noch bringen, wenn die Versuchsreihe im Sommer beendet wird.
"Dass wir damit Leuten zeigen können, dass Schweine, die für unseren Nahrungserwerb gehalten werden, mindestens so intelligente, empfindsame und emotionale Säugetiere wie beispielsweise ein Hund sind. Dass man 1.natürlich auch wissenschaftliche Parameter hat, das zu charakterisieren. Aber andererseits haben wir auch festgestellt: wenn man Leute mit solchen Tatsachen konfrontiert, dass sie dann auch eine andere Einstellung diesen Tieren gegenüber haben und dass diese Einstellung helfen kann, die Haltung unserer Nutztiere auch insgesamt zu verbessern."
Denn längst bewiesen ist: Wird das Schwein gut gehalten und hat wenig Stress, ist das Fleisch viel zarter und geschmackvoller.
"Wenn wir neue Versuchstiere kriegen, die gewöhnen wir ja dann an den Kontakt mit dem Menschen. Wenn dann die ersten ankommen, dann hat man hinterher wirklich alle da und muss schon aufpassen, dass die einen nicht auffressen, weil die auch relativ rabiat an einem herumnagen, weil das Schwein eben doch mit dem Rüssel, mit der Schnauze alles ergründet, was da ist."
Acht Wochen sind die Ferkel alt. Auf ihren rosafarbenen Rücken tragen sie tintenblaue Nummern, damit die Biologin die zwölf Tiere bei ihren Tests auseinanderhalten kann.
"Wir haben hier zwei Tiere ausgewählt, einmal danach, dass sie die Belohnung, die sie hinterher im Versuch bekommen, auch auf jeden Fall mögen. Dann habe ich dafür gesorgt: Das sind keine Vollgeschwister und haben eben auch alle ihr relativ durchschnittliches bis gutes Gewicht so um die 20 Kilo."
Eines der beiden ausgewählten Ferkel rollt Sandra Düpjan in einer Transportkiste über einen langen Flur vom Ferkel-Stall in den Versuchsraum. Das Schwein kennt die Tests, hat sie schon mehrmals mitgemacht.
"Dieses Tier jetzt hat gelernt: Wenn der Trog in der linken Ecke steht, ist eine Belohnung drin. Wenn der Trog in der rechten Ecke steht, ist die Belohnung drin, aber es ist ein Gitter drüber, die kommen nicht dran. Wenn die das gelernt haben, erkennt man schon am Verhalten der Tiere, wie schnell die zu dem Trog gehen, ob sie da Futter drin erwarten oder nicht."
Im Versuchs-Stall steht das Ferkel zunächst in einer kleinen Box. Es zuppelt und kaut auf einem Lappen herum. Den hat die Forscherin als Spielzeug an einen Strick gebunden, damit dem Tier nicht langweilig wird, bevor der Versuch beginnt.
"Tag elf, Tier drei, 1 a. Und Start."
Die Tür der Box öffnet sich. Das Ferkel läuft schnurstracks zum Trog in der linken Ecke des halbkreisförmigen Stalls.
"Das Tier weiß einfach, an der Stelle, da ist der Trog auf jeden Fall positiv, da lohnt es sich, sofort hinzugehen."
Denn dort wartet ein süßlich schmeckender Getreidebrei. Links: Belohnung: lecker. Zweiter Versuch: Der Trog steht in der rechten Ecke: keine Belohnung. Das Ferkel tappelt entsprechend verhalten zum Trog.
"Was wir erhoffen, ist dass wir, ähnlich wie bei der Ratte, in der Lage sind, über diesen Versuch die Stimmung von Tieren, von Schweinen zu messen, dass man einfach sagt: Positive Stimmung erkennen wir daran, dass das Tier sich hier optimistisch verhält. Negative Stimmung erkennen wir daran, dass es sich pessimistisch verhält."
Den Dummerstorfer Forschern des Leibniz-Instituts für Nutztierbiologie geht es also nicht darum zu zeigen, dass Schweine bzw. Tiere etwas fühlen. Davon gehen sie aus. Vielmehr wollen sie wissenschaftlich nachweisen, dass Schweine ihre Umwelt je nach Stimmungslage bewerten - abhängig von guten oder schlechten Erfahrungen, die sie gemacht haben. Der Leiter der Forschungsgruppe Birger Puppe.
"Und wir glauben, dass es solche Beziehungen gibt, dass sie ihr Leben, das sie bisher hatten, einschätzen können und daraufhin auch eine gewisse optimistische oder pessimistische Lebenshaltung aufbauen."
Hatten die Schweine Abwechslung im Stall? Wurde ihre Neugier spielerisch gestillt? Hat ihr Landwirt sie gut behandelt, jeden Tag mit ihnen gesprochen? Gab es regelmäßig zu fressen?
Den Untersuchungen der vergangenen anderthalb Jahre zufolge wirkt sich das - wie bei uns Menschen - nachweislich auf die Stimmung der Tiere aus. Und die beeinflusst ihre Gesundheit und folglich auch die Qualität des Fleisches.
Den abschließenden Beweis müssen die Wissenschaftler allerdings noch bringen, wenn die Versuchsreihe im Sommer beendet wird.
"Dass wir damit Leuten zeigen können, dass Schweine, die für unseren Nahrungserwerb gehalten werden, mindestens so intelligente, empfindsame und emotionale Säugetiere wie beispielsweise ein Hund sind. Dass man 1.natürlich auch wissenschaftliche Parameter hat, das zu charakterisieren. Aber andererseits haben wir auch festgestellt: wenn man Leute mit solchen Tatsachen konfrontiert, dass sie dann auch eine andere Einstellung diesen Tieren gegenüber haben und dass diese Einstellung helfen kann, die Haltung unserer Nutztiere auch insgesamt zu verbessern."
Denn längst bewiesen ist: Wird das Schwein gut gehalten und hat wenig Stress, ist das Fleisch viel zarter und geschmackvoller.