"Good evening. I have addressed the Nation a number of times over the past two years on the problems of ending a war.”"
Am 15. August 1971 wandte sich der amerikanische Präsident Richard Nixon mit einer Fernsehansprache an die Öffentlichkeit. Das war eigentlich nichts Besonderes, hatte er sich doch immer wieder so zu Wort gemeldet, um über den Vietnamkrieg zu reden, den zu beenden er versprochen hatte. Doch zur Überraschung der amerikanischen und der Weltöffentlichkeit ging es an diesem Tag um etwas ganz anderes.
""Amerika hat die Chance, in diesem Jahrhundert zwei seiner größten Ziele zu erreichen: Ein Zeitalter des Friedens einzuleiten und neuen Wohlstand zu schaffen. Das erfordert nicht nur eine entschlossene Führung, es ist auch ein großer Appell an ein großes Volk.”"
Nach dieser Beschwörung folgte der Paukenschlag, der als "Nixon-Schock" in die Wirtschaftsgeschichte eingehen sollte.
""Ich ordne an, dass alle Preise und Löhne in den USA für 90 Tage eingefroren werden.”"
Auch wenn die Anordnung eigentlich eher ein Appell als ein Befehl war – die Regierung hatte gar nicht die Mittel, um so etwas durchzusetzen - bedeutete das einen Eingriff des Staates in die Wirtschaft, wie ihn die USA seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt hatten. Erklärtes Ziel der Maßnahme war es, die Lohn-Preis-Spirale zu durchbrechen und die Inflationsrate der USA, die 1970 bei fast sechs Prozent lag, wieder auf ein erträgliches Maß zu senken. Gleichzeitig sollte die amerikanische Wirtschaft durch eine zehnprozentige Steuer auf alle Importe gestärkt werden. Waren diese Maßnahmen in ihrer Dauer und Wirkung noch erkennbar begrenzt, erschütterte eine weitere einsame Entscheidung des Präsidenten das Fundament der Weltwirtschaft.
""Ich habe Finanzminister Connally angewiesen, die Konvertibilität des Dollar zeitweise auszusetzen und nur unter Bedingungen zu gestatten, die der Geldwertstabilität dienen und den Interessen der USA entsprechen.”"
Der Preis des Dollar wurde vom Gold abgekoppelt und damit die bisherige Basis des Weltwährungssystems aufgehoben. Seit Ende des Krieges hatte eine Feinunze Gold 35 US-Dollar gekostet. Diese Relation war 1944 auf der Konferenz von Bretton Woods fixiert worden, auf der die späteren Siegermächte die Wirtschafts- und Währungsordnung der Nachkriegszeit festlegten und den Dollar als Leit- und Reservewährung etablierten. Auf ihn bezogen sich die Währungen der anderen Länder, die untereinander wiederum durch ein System fester Wechselkurse verbunden waren. Als Garant der internationalen Währungsstabilität diente die US-Notenbank, die verpflichtet war, jedem Dollar-Besitzer sein Geld in Gold umzutauschen.
""Das Gold ist die Sonne, der Dollar der Mond, diese Distanz ist unveränderlich."
Hatte der amerikanische Finanzminister Henry Fowler noch 1968 erklärt. Dies hatte sich nun geändert, und der Mond begann zu trudeln, beziehungsweise zu "floaten", wie das freie Schwanken von Währungen gegeneinander in der Finanzwelt heißt.
"Das Floating des Dollar, der internationalen Leitwährung seit Jahrzehnten, macht die schon seit Monaten immer dringlicher werdende Frage, ob man das System von Bretton Woods auch offiziell als das behandeln müsste, was es wert ist, nämlich als ein Stück Papier und nichts weiter, zur Beantwortung reif."
Berichtete der USA Korrespondent des RIAS am Tag nach der Nixon Rede. Tatsächlich war das System schon lange ins Wanken geraten. Die USA hatten sowohl das aufwendige "Great Society Programm" von Präsident Johnson, als auch den immer teurer werdenden Vietnamkrieg zu einem guten Teil über die Notenpresse finanziert und die Welt mit Dollar überflutet – obwohl schon seit den 50er-Jahren klar war, dass die amerikanische Notenbank ihrer Goldeinlösepflicht nicht mehr nachkommen konnte. Als Frankreich 1969 dann die Probe aufs Exempel machte und Schiffe schickte, um sein Gold abzuholen, verweigerten die Amerikaner dies. Damit wurde für alle sichtbar, dass das Weltwährungssystem auf tönernen Füßen stand, und dass das Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft, das dieses System bisher noch aufrecht erhalten hatte, im Schwinden war. Die Aufkündigung der Goldbindung des Dollars war insofern erwartbar und folgerichtig.
"Diese Entscheidung, der im Zuge einer grundlegenden Neuordnung des Weltwährungssystems weitere folgen müssen, mag in Europa und im fernen Osten Turbulenzen verursachen, die den Blick auf das langfristig Notwendige trüben können. Nationale Eitelkeiten und nationale Wirtschaftsinteressen werden bei der jetzt hereinbrechenden Flut der Währungs- und Wirtschaftskonferenzen ihre Rolle spielen."
Sie spielten ihre Rolle, doch die Flut der Konferenzen führte 1973 schließlich dazu, dass sich alle wichtigen Wirtschaftsnationen vom System der festen Wechselkurse verabschiedeten. Seitdem wird der Wert der Währungen untereinander Tag für Tag auf den Devisenmärkten neu festgelegt, mit allen Vor- und Nachteilen, die das hat.
Am 15. August 1971 wandte sich der amerikanische Präsident Richard Nixon mit einer Fernsehansprache an die Öffentlichkeit. Das war eigentlich nichts Besonderes, hatte er sich doch immer wieder so zu Wort gemeldet, um über den Vietnamkrieg zu reden, den zu beenden er versprochen hatte. Doch zur Überraschung der amerikanischen und der Weltöffentlichkeit ging es an diesem Tag um etwas ganz anderes.
""Amerika hat die Chance, in diesem Jahrhundert zwei seiner größten Ziele zu erreichen: Ein Zeitalter des Friedens einzuleiten und neuen Wohlstand zu schaffen. Das erfordert nicht nur eine entschlossene Führung, es ist auch ein großer Appell an ein großes Volk.”"
Nach dieser Beschwörung folgte der Paukenschlag, der als "Nixon-Schock" in die Wirtschaftsgeschichte eingehen sollte.
""Ich ordne an, dass alle Preise und Löhne in den USA für 90 Tage eingefroren werden.”"
Auch wenn die Anordnung eigentlich eher ein Appell als ein Befehl war – die Regierung hatte gar nicht die Mittel, um so etwas durchzusetzen - bedeutete das einen Eingriff des Staates in die Wirtschaft, wie ihn die USA seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt hatten. Erklärtes Ziel der Maßnahme war es, die Lohn-Preis-Spirale zu durchbrechen und die Inflationsrate der USA, die 1970 bei fast sechs Prozent lag, wieder auf ein erträgliches Maß zu senken. Gleichzeitig sollte die amerikanische Wirtschaft durch eine zehnprozentige Steuer auf alle Importe gestärkt werden. Waren diese Maßnahmen in ihrer Dauer und Wirkung noch erkennbar begrenzt, erschütterte eine weitere einsame Entscheidung des Präsidenten das Fundament der Weltwirtschaft.
""Ich habe Finanzminister Connally angewiesen, die Konvertibilität des Dollar zeitweise auszusetzen und nur unter Bedingungen zu gestatten, die der Geldwertstabilität dienen und den Interessen der USA entsprechen.”"
Der Preis des Dollar wurde vom Gold abgekoppelt und damit die bisherige Basis des Weltwährungssystems aufgehoben. Seit Ende des Krieges hatte eine Feinunze Gold 35 US-Dollar gekostet. Diese Relation war 1944 auf der Konferenz von Bretton Woods fixiert worden, auf der die späteren Siegermächte die Wirtschafts- und Währungsordnung der Nachkriegszeit festlegten und den Dollar als Leit- und Reservewährung etablierten. Auf ihn bezogen sich die Währungen der anderen Länder, die untereinander wiederum durch ein System fester Wechselkurse verbunden waren. Als Garant der internationalen Währungsstabilität diente die US-Notenbank, die verpflichtet war, jedem Dollar-Besitzer sein Geld in Gold umzutauschen.
""Das Gold ist die Sonne, der Dollar der Mond, diese Distanz ist unveränderlich."
Hatte der amerikanische Finanzminister Henry Fowler noch 1968 erklärt. Dies hatte sich nun geändert, und der Mond begann zu trudeln, beziehungsweise zu "floaten", wie das freie Schwanken von Währungen gegeneinander in der Finanzwelt heißt.
"Das Floating des Dollar, der internationalen Leitwährung seit Jahrzehnten, macht die schon seit Monaten immer dringlicher werdende Frage, ob man das System von Bretton Woods auch offiziell als das behandeln müsste, was es wert ist, nämlich als ein Stück Papier und nichts weiter, zur Beantwortung reif."
Berichtete der USA Korrespondent des RIAS am Tag nach der Nixon Rede. Tatsächlich war das System schon lange ins Wanken geraten. Die USA hatten sowohl das aufwendige "Great Society Programm" von Präsident Johnson, als auch den immer teurer werdenden Vietnamkrieg zu einem guten Teil über die Notenpresse finanziert und die Welt mit Dollar überflutet – obwohl schon seit den 50er-Jahren klar war, dass die amerikanische Notenbank ihrer Goldeinlösepflicht nicht mehr nachkommen konnte. Als Frankreich 1969 dann die Probe aufs Exempel machte und Schiffe schickte, um sein Gold abzuholen, verweigerten die Amerikaner dies. Damit wurde für alle sichtbar, dass das Weltwährungssystem auf tönernen Füßen stand, und dass das Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft, das dieses System bisher noch aufrecht erhalten hatte, im Schwinden war. Die Aufkündigung der Goldbindung des Dollars war insofern erwartbar und folgerichtig.
"Diese Entscheidung, der im Zuge einer grundlegenden Neuordnung des Weltwährungssystems weitere folgen müssen, mag in Europa und im fernen Osten Turbulenzen verursachen, die den Blick auf das langfristig Notwendige trüben können. Nationale Eitelkeiten und nationale Wirtschaftsinteressen werden bei der jetzt hereinbrechenden Flut der Währungs- und Wirtschaftskonferenzen ihre Rolle spielen."
Sie spielten ihre Rolle, doch die Flut der Konferenzen führte 1973 schließlich dazu, dass sich alle wichtigen Wirtschaftsnationen vom System der festen Wechselkurse verabschiedeten. Seitdem wird der Wert der Währungen untereinander Tag für Tag auf den Devisenmärkten neu festgelegt, mit allen Vor- und Nachteilen, die das hat.