Ein gewaltiges Bild wartet auf die Zuschauer in Freiburg: Die Bühne des Theaters ist erfüllt von sehr, sehr vielen Metallrohren, wie sie in weiterverarbeiteter Form als Orgelpfeifen Verwendung finden. Höchste Gewalteinwirkung scheint sie durcheinander gekegelt zu haben. Das Riesen-Mikadospiel erhebt und sortiert sich, bleibt in der Höhe drohend hängen über dem allegorischen Spiel von Geburt und Tod.
Es geht um den Eingang zur und den Ausgang aus der Welt. Der Orgel-Ton wurde ergänzt um den des doppelt aufgebotenen Harmoniums und ein Schlagwerk, das sich um klingende Röhren gruppiert. Der Komponist Carlos Santos entwickelte eine Theatermusik nach altbewährter Rezeptur. Teile des Textes, den die Dramaturgie aus dem großen "Welttheater"-Kontingent Calderóns übrig ließ, verarbeitete er unter Rückgriff auf ältere geistliche Musik zu spanisch gesungenen Gesangsnummern. Gesprochen wird im Übrigen deutsch. Der counternde Xavier Sabata, ein Kraftdarsteller, verleiht singend dem göttlichen Wohlbehagen an der absoluten Willkür Ausdruck und profiliert sich rücksichtslos als "Spielleiter".
Und das ist des Rudels Kern: Die Welt sei ein Theater, das ER, der "Schöpfer", sich erschaffen habe zu seinem Pläsier. Er setzt damit eine weit über den Theaterhorizont hinausreichende Versuchsanordnung in Gang. Für sie schafft die Mezzosopran singende Welten-Mutter die weiteren Voraussetzungen: Leandra Overmann repräsentiert dieses Prinzip Erde, stimmstark und in glaubhafter Weise bodenverhaftet. Ihre Brüste werden vom Schöpfer gründlich abgegriffen. Ihr beugen sich sechs typisierte Figuren – vom König bis zum Bettler – sowie drei allegorische Figuren. Das sind die in Gestalt von Iris Melamed leidende Weisheit, die von Nicole Reitzenstein dargestellte Schönheit und das Gesetz der Gnade, das Jana Havranová voluminös und mit nachdrücklicher Würde ausstattet. Clemens Flick wechselt virtuos vom Harmonium zur elektronischen Orgel, über deren Tastatur er die Finger flitzen lässt und der er mit höherer Hackkunst zusetzt. Mit ihm hat die Produktion zugleich einen Dirigenten gefunden, der die Zeitabläufe sicher im Griff hat, und den Sängern alle erdenkliche Hilfestellung gibt.
Calixto Bieito ließ eine große Plastikblase unter die Röhren-Installation rollen. Aus ihr pellen sich, den Geburtsvorgang stilisierend, neben dem König und dem armen auch der reiche Mann, der Bauer, die verirrte Seele und das Kind, das überhaupt nicht ins Leben gelangt. Alle werden sie in der gleichen Brühe im Zinkzuber gewaschen – und alle müssen am Ende in die Plastiksäcke, in denen sie den letzten Weg zurücklegen. Allen dünkt dies zu früh - bis auf den Bettler, der sich lediglich seines Elends entledigt. Bieito hat auch beim "Welttheater" gemacht, was er so gut wie allen anderen Stücken allemal zudenkt: Er hat Körper aufeinanderprallen lassen mit und ohne dramaturgischen Sinn und Verstand (z.Zt. vorzugsweise a tergo); er hat die Darsteller zum Schwitzen, Schreien und Bluten gebracht und damit vor allem auch den besser verdienenden Frauen so viel Freude bereitet, dass einzelne von ihnen den frenetischen Applaus mit hohen spitzen Schreien krönten.
Hinsichtlich der religiösen Botschaft des Werks verhielt sich die Inszenierung apologetisch - abgesehen vielleicht von einer Episode, bei welcher der omnipotente Schöpfer ausgerechnet die Weisheit zu Boden wirft und in der Wasserlache vergewaltigt. Der von Calderón gepredigte Quietismus, obschon durch die freizügige Bearbeitung des Textes gefiltert, erscheint Bieito nicht kritikwürdig – seine mechanisch hinzugesetzte Anstößigkeit erscheint sogar geeignet, die spanische Hof- und Inquisitions-Ideologie des Jahres 1655 wieder salonfähig zu machen.
Es geht um den Eingang zur und den Ausgang aus der Welt. Der Orgel-Ton wurde ergänzt um den des doppelt aufgebotenen Harmoniums und ein Schlagwerk, das sich um klingende Röhren gruppiert. Der Komponist Carlos Santos entwickelte eine Theatermusik nach altbewährter Rezeptur. Teile des Textes, den die Dramaturgie aus dem großen "Welttheater"-Kontingent Calderóns übrig ließ, verarbeitete er unter Rückgriff auf ältere geistliche Musik zu spanisch gesungenen Gesangsnummern. Gesprochen wird im Übrigen deutsch. Der counternde Xavier Sabata, ein Kraftdarsteller, verleiht singend dem göttlichen Wohlbehagen an der absoluten Willkür Ausdruck und profiliert sich rücksichtslos als "Spielleiter".
Und das ist des Rudels Kern: Die Welt sei ein Theater, das ER, der "Schöpfer", sich erschaffen habe zu seinem Pläsier. Er setzt damit eine weit über den Theaterhorizont hinausreichende Versuchsanordnung in Gang. Für sie schafft die Mezzosopran singende Welten-Mutter die weiteren Voraussetzungen: Leandra Overmann repräsentiert dieses Prinzip Erde, stimmstark und in glaubhafter Weise bodenverhaftet. Ihre Brüste werden vom Schöpfer gründlich abgegriffen. Ihr beugen sich sechs typisierte Figuren – vom König bis zum Bettler – sowie drei allegorische Figuren. Das sind die in Gestalt von Iris Melamed leidende Weisheit, die von Nicole Reitzenstein dargestellte Schönheit und das Gesetz der Gnade, das Jana Havranová voluminös und mit nachdrücklicher Würde ausstattet. Clemens Flick wechselt virtuos vom Harmonium zur elektronischen Orgel, über deren Tastatur er die Finger flitzen lässt und der er mit höherer Hackkunst zusetzt. Mit ihm hat die Produktion zugleich einen Dirigenten gefunden, der die Zeitabläufe sicher im Griff hat, und den Sängern alle erdenkliche Hilfestellung gibt.
Calixto Bieito ließ eine große Plastikblase unter die Röhren-Installation rollen. Aus ihr pellen sich, den Geburtsvorgang stilisierend, neben dem König und dem armen auch der reiche Mann, der Bauer, die verirrte Seele und das Kind, das überhaupt nicht ins Leben gelangt. Alle werden sie in der gleichen Brühe im Zinkzuber gewaschen – und alle müssen am Ende in die Plastiksäcke, in denen sie den letzten Weg zurücklegen. Allen dünkt dies zu früh - bis auf den Bettler, der sich lediglich seines Elends entledigt. Bieito hat auch beim "Welttheater" gemacht, was er so gut wie allen anderen Stücken allemal zudenkt: Er hat Körper aufeinanderprallen lassen mit und ohne dramaturgischen Sinn und Verstand (z.Zt. vorzugsweise a tergo); er hat die Darsteller zum Schwitzen, Schreien und Bluten gebracht und damit vor allem auch den besser verdienenden Frauen so viel Freude bereitet, dass einzelne von ihnen den frenetischen Applaus mit hohen spitzen Schreien krönten.
Hinsichtlich der religiösen Botschaft des Werks verhielt sich die Inszenierung apologetisch - abgesehen vielleicht von einer Episode, bei welcher der omnipotente Schöpfer ausgerechnet die Weisheit zu Boden wirft und in der Wasserlache vergewaltigt. Der von Calderón gepredigte Quietismus, obschon durch die freizügige Bearbeitung des Textes gefiltert, erscheint Bieito nicht kritikwürdig – seine mechanisch hinzugesetzte Anstößigkeit erscheint sogar geeignet, die spanische Hof- und Inquisitions-Ideologie des Jahres 1655 wieder salonfähig zu machen.