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Das grüne Band Europa
Schatzkammer biologischer Artenvielfalt

Mitten durch unseren Kontinent - vom eisigen Nordmeer bis hinunter an die warmen Küsten des Mittelmeeres - zieht sich ein Streifen unberührter Natur: Das grüne Band Europa. Es ist eine Arche Noah der Artenvielfalt. Da, wo heute Natur ist, war früher eine streng bewachte Grenze.

Von Annika Zeitler |
    Das Grüne Band an der früheren innerdeutschen Grenze
    Das Grüne Band an der früheren innerdeutschen Grenze ist 1400 Kilometer lang, 177 Quadratkilometer groß und bietet mehr als 1200 gefährdeten Tier- und Pflanzenarten eine Heimat. (picture alliance / dpa)
    Julian Perry ist Brite, lebt aber schon seit Jahren in Bulgarien. Er führt Naturliebhaber und Touristen in die Rhodopen an der Grenze zu Griechenland.
    "Der Ökotourismus ist im Kommen und für die Menschen hier eine wichtige Einnahmequelle. Die Leute, wollen aber nicht nur wandern, sondern die einzigartige Natur beobachten, seltene Vögel, Schmetterlinge, ich habe auch schon Braunbären gesehen."
    Ökotourismus als Ennahmequelle
    Dass die Tiere am Grünen Band einen Rückzugsort gefunden haben, weiß auch Gabriel Schwaderer von der Stiftung Euronatur.
    "Es gibt schon relativ viele Braunbären in ganz Südosteuropa, aber wir stellen auch fest, dass es eine Konzentration gibt am Grünen Band. Wir wollen uns verstärkt mit den Braunbären befassen, denn wir haben auch festgestellt, es gibt ganz wenig systematisiertes Wissen über das Vorkommen der Braunbären, über ihre Bedrohungen und da wollen wir künftig einen Beitrag leisten."
    Braunbären am Grünen Band
    Für die Wissenschaft ist das Grüne Band Europa eine Forschungs-Oase. An der Grenze zu Griechenland und Mazedonien wurden bis heute 1.500 Pflanzenarten gefunden, darunter solche, die sonst in ganz Bulgarien nirgends vorkommen – wie zum Beispiel der Königsfarn oder die Albanische Lilie. Auch bedrohte Vogelarten wie Krauskopfpelikane oder Rötelfalken leben hier. Bis vor 25 Jahren war das Gebiet noch eine absolut "Verbotene Zone". Der Todesstreifen zwischen Ost und West zur Zeit des Kalten Kriegs.
    "Es ist ein trauriger und friedlicher Ort zugleich: Hier wurden Menschen auf der Flucht in den Westen erschossen. Tiere und Pflanzen konnten hier aber auch gerade deshalb lange Zeit ungestört sein, so dass es bis heute seltenen Arten wie zum Beispiel seltene Orchideen oder Vögel gibt."
    Die Naturschutzinitiative "Grünes Band Europa" will diese Schatzkammer biologischer Artenvielfalt auch in Zukunft sichern, der vom Eismeer im Norden Norwegens bis zum Schwarzen Meer an der Grenze zur Türkei verläuft.
    "Das Grenzgebiet zwischen Bulgarien und Griechenland sowie zwischen Bulgarien und der Türkei ist Adlerland, insbesondere für Kaiseradler, einer akut vorm Aussterben bedrohte Art ist dieses Gebiet ein Eldorado. Wir haben dort eine Konzentration von Kaiseradlern wie wir sie sonst fast nirgends mehr finden. Und das hat eben auch damit zu tun, das dieses Gebiet über Jahrzehnte nur sehr eingeschränkt genutzt werden konnte. Und wir wollen das dort auch künftig eine nachhaltige Nutzung möglich ist und umgesetzt wird, die Natur und Menschen gleichermaßen ein Überleben ermöglicht."
    Oft ist Korruption im Spiel
    Julian ist als Guide viel im Land unterwegs und weiß, dass es hier auch Konflikte gibt.
    "Es gibt viele kleine Dörfer mit Leuten denen das Land gehört und die wollen das natürlich bewirtschaften. Es wird aber problematisch, wenn Vögel in den Feldern Nistplätze suchen. Außerdem gibt es Investoren, die ganz andere Pläne mit dem Land haben. Leider ist dann auch oft Korruption mit im Spiel."
    In den vergangenen Jahren sind viele Wälder gerodet und abgeholzt worden, um Platz für Landwirtschaft und Tourismus zu schaffen.
    "Die bulgarische Schwarzmeerküste wurde in den letzten Jahren fast systematisch verwandelt in ein Betonmonster, ein Hotel nach dem anderen wurde hochgezogen und da wird von Investoren auch das Grüne Band Europa und ganz besonders der Naturpark Strandscha durchaus als Hindernis gesehen. Wir glauben aber, dass es notwendig ist zumindest ein paar kleine Gebiete am Schwarzen Meer in Bulgarien vor Bebauung zu schützen."