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"Das ist in erster Linie eine Frage an den "Stern", welche Beweise sie vorzubringen haben"

25. April 1983: Der Historiker Eberhard Jäckel im Gespräch mit Margarete Limberg zur Echtheit der Hitler-Tagebücher

    Limberg:
    "Die bundesdeutsche Illustrierte "Stern" will nach dreijährigen Recherchen die Tagebücher Adolf Hitlers, insgesamt 60 Bände, gefunden haben. Seit dies bekannt geworden ist, hat sich eine heftige Diskussion über die Frage entwickelt, ob diese Tagebücher echt sein können oder ob es sich um ein gigantisches Täuschungswerk handelt."

    Jäckel:
    "Ich bin außerordentlich skeptisch aus zwei Gründen: aus der Kenntnis der Person Hitlers, der immer eine Abneigung hatte, überflüssige Dinge aufs Papier zu bringen, und zweitens aus meiner Kenntnis des Materials der Quelle. Ich habe vor ungefähr fünf Jahren einen Band dieser Tagebücher gesehen und ich weiß, dass im Umkreis dieser Quelle andere Dokumente sind, die das lebhafteste Misstrauen verdienen, die mit großer Sicherheit Fälschungen sind."

    Limberg:
    "Der britische Historiker Trevor-Roper hat die Tagebücher inspiziert. Er hielt sie nach ersten Äußerungen für echt, inzwischen räumt er jedoch Schwierigkeiten ein bei der Feststellung, dies auch zu verifizieren. Welche Bedeutung messen Sie seiner Meinung bei?"

    Jäckel:
    "Das Urteil von Herrn Trevor-Roper, der ein sehr geschätzter Kollege von mir ist, macht mich natürlich nachdenklich in meiner Skepsis. Man wird abwarten müssen, welche Beweise denn nun diejenigen, die die Echtheit behaupten – das ist in erster Linie eine Frage an den "Stern" –, welche Beweise sie vorzubringen haben."

    Sendezeichen aus 50 Jahren DLF
    50 Jahre Deutschlandfunk