Geschwächt unter Eukalyptusbäumen sitzende Koalabären - in manchen Regionen Australiens inzwischen ein alltäglicher Anblick. Schuld ist das Koala Retrovirus, so Dr. Joachim Denner, Virologe am Berliner Robert-Koch-Institut.
"Das ist im Moment ein fortschreitender Prozess. Dieses Koalavirus fängt an, von der Nordküste Australiens die Tiere zu infizieren. Dort im Norden sind etwa 100 Prozent der Tiere infiziert, während im Süden noch große Bereiche überhaupt kein Virus gesehen haben."
Wahrscheinlich ist das Virus mit Ratten aus Asien gekommen, und hat nun in den Koalas einen neuen Wirt gefunden. Bei einigen Tieren löst das Kolaretrovirus einen tödlichen Blutkrebs aus, bei den anderen eine Immunschwäche, die sich durchaus mit Aids vergleichen lässt. Das Retrovirus öffnet sozusagen anderen Erregern, vor allem Bakterien, die Tür.
"Manche sterben dann an diesen Infektionen. Und manche, die zum Beispiel die Chalmydien-Infektionen haben, die sind dann steril und können sich nicht mehr fortpflanzen. "
Eigentlich ist Joachim Denner gar nicht für Koalas zuständig. Er beschäftigt sich mit der Xenotransplantation, mit der Übertragung von Organen des Schweines auf menschliche Patienten. Eines der vielen Probleme dabei sind Retroviren im Erbgut der Tiere, die theoretisch künftige Transplantat-Empfänger gefährden könnten. Am Robert Koch Institut wurde deshalb ein Impfstoff gegen die Porcinen, also Schweine-Retroviren entwickelt. Er richtet sich gegen ein Eiweiß, das ähnlich wie ein Klappmesser funktioniert. Normalerweise ist es offen, die Spitze ragt nach außen. Wenn das Virus aber in die Nähe einer Zelle kommt, bohrt sich die Spitze in deren Hülle, das Eiweiß schnappt zusammen und bringt so Virus und Zelle in engen Kontakt: Die Infektion kann beginnen. Mit Antikörpern, die das molekulare Klappmesser erkennen, lässt sich die Infektion verhindern, zumindest in der Petrischale. Joachim Denner wollte seinen Impfstoff gegen die Porcinen, die Schweine-Retroviren, aber weiter testen.
"Da wir bei den procinen endogenen Retrovieren kein Tiermodell hatten, haben wir uns dann umgeschaut, welches Virus am nächsten verwandt ist zu den procinen endogenen Retroviren und haben das Koala-Virus gefunden."
Bei einem Koala im Duisburger Zoo gelang es dem Team vom Robert-Koch-Institut, Koala-Retroviren zu isolieren und zuerst in der Zellkultur und dann auch in Ratten zu vermehren. Damit hatten die Forscher ein Tiermodell für ihren Impfstoff. Und tatsächlich: Antikörper gegen das Klappmesser Eiweiß des Koala-Virus konnten dessen Vermehrung stoppen.
"Wenn es uns gelänge, den Impfstoff, den wir im Moment haben zu verbessern und dann an Koalas zu testen, könnte ich mir vorstellen, dass man da bei den Koalas einen guten Schutz erreichen kann."
Noch hat Australien aber kein Geld für die Weiterentwicklung zur Verfügung gestellt. Joachim Denner konzentriert sich derzeit auf die Xenotransplantation und die Kontrolle der Schweine-Retroviren. Und er kümmert sich um HIV. Dieses menschliche Retrovirus ist viel komplizierter aufgebaut, als die der Schweine und Koalas. Aber auch HIV verfügt über ein molekulares Klappmesser, für die Infektion der Zellen, das in seinen wichtigen Teilen kaum von dem des Koalas zu unterschieden ist. Mehr noch, aus zwei Patienten konnten Antikörper gegen diese Klappmesserstruktur isoliert werden. Sie wirken gegen eine Vielzahl von HIV-Typen. Leider ist es bislang noch nicht gelungen, die Bildung solch breit schützender Antikörper auch mit einem Impfstoff anzuregen. Und hier kommen wieder die Koalaviren ins Spiel. An diesem einfachen Modell untersucht Joachim Denner, wie sich Antikörper gegen das molekulare Klappmesser am effektivsten erzeugen lassen.
"Beim Koala-Virus funktioniert das, beim Koala-Virus können wir ganz einfach neutralisierende Antikörper induzieren. Bei HIV ist das weitaus schwieriger mit diesen Strukturen, die wir bislang verwendet haben."
Aber er ist optimistisch, dass er auf lange Sicht über den Umweg vom Schwein über den Koala letztlich auch den Menschen helfen kann.
"Das ist im Moment ein fortschreitender Prozess. Dieses Koalavirus fängt an, von der Nordküste Australiens die Tiere zu infizieren. Dort im Norden sind etwa 100 Prozent der Tiere infiziert, während im Süden noch große Bereiche überhaupt kein Virus gesehen haben."
Wahrscheinlich ist das Virus mit Ratten aus Asien gekommen, und hat nun in den Koalas einen neuen Wirt gefunden. Bei einigen Tieren löst das Kolaretrovirus einen tödlichen Blutkrebs aus, bei den anderen eine Immunschwäche, die sich durchaus mit Aids vergleichen lässt. Das Retrovirus öffnet sozusagen anderen Erregern, vor allem Bakterien, die Tür.
"Manche sterben dann an diesen Infektionen. Und manche, die zum Beispiel die Chalmydien-Infektionen haben, die sind dann steril und können sich nicht mehr fortpflanzen. "
Eigentlich ist Joachim Denner gar nicht für Koalas zuständig. Er beschäftigt sich mit der Xenotransplantation, mit der Übertragung von Organen des Schweines auf menschliche Patienten. Eines der vielen Probleme dabei sind Retroviren im Erbgut der Tiere, die theoretisch künftige Transplantat-Empfänger gefährden könnten. Am Robert Koch Institut wurde deshalb ein Impfstoff gegen die Porcinen, also Schweine-Retroviren entwickelt. Er richtet sich gegen ein Eiweiß, das ähnlich wie ein Klappmesser funktioniert. Normalerweise ist es offen, die Spitze ragt nach außen. Wenn das Virus aber in die Nähe einer Zelle kommt, bohrt sich die Spitze in deren Hülle, das Eiweiß schnappt zusammen und bringt so Virus und Zelle in engen Kontakt: Die Infektion kann beginnen. Mit Antikörpern, die das molekulare Klappmesser erkennen, lässt sich die Infektion verhindern, zumindest in der Petrischale. Joachim Denner wollte seinen Impfstoff gegen die Porcinen, die Schweine-Retroviren, aber weiter testen.
"Da wir bei den procinen endogenen Retrovieren kein Tiermodell hatten, haben wir uns dann umgeschaut, welches Virus am nächsten verwandt ist zu den procinen endogenen Retroviren und haben das Koala-Virus gefunden."
Bei einem Koala im Duisburger Zoo gelang es dem Team vom Robert-Koch-Institut, Koala-Retroviren zu isolieren und zuerst in der Zellkultur und dann auch in Ratten zu vermehren. Damit hatten die Forscher ein Tiermodell für ihren Impfstoff. Und tatsächlich: Antikörper gegen das Klappmesser Eiweiß des Koala-Virus konnten dessen Vermehrung stoppen.
"Wenn es uns gelänge, den Impfstoff, den wir im Moment haben zu verbessern und dann an Koalas zu testen, könnte ich mir vorstellen, dass man da bei den Koalas einen guten Schutz erreichen kann."
Noch hat Australien aber kein Geld für die Weiterentwicklung zur Verfügung gestellt. Joachim Denner konzentriert sich derzeit auf die Xenotransplantation und die Kontrolle der Schweine-Retroviren. Und er kümmert sich um HIV. Dieses menschliche Retrovirus ist viel komplizierter aufgebaut, als die der Schweine und Koalas. Aber auch HIV verfügt über ein molekulares Klappmesser, für die Infektion der Zellen, das in seinen wichtigen Teilen kaum von dem des Koalas zu unterschieden ist. Mehr noch, aus zwei Patienten konnten Antikörper gegen diese Klappmesserstruktur isoliert werden. Sie wirken gegen eine Vielzahl von HIV-Typen. Leider ist es bislang noch nicht gelungen, die Bildung solch breit schützender Antikörper auch mit einem Impfstoff anzuregen. Und hier kommen wieder die Koalaviren ins Spiel. An diesem einfachen Modell untersucht Joachim Denner, wie sich Antikörper gegen das molekulare Klappmesser am effektivsten erzeugen lassen.
"Beim Koala-Virus funktioniert das, beim Koala-Virus können wir ganz einfach neutralisierende Antikörper induzieren. Bei HIV ist das weitaus schwieriger mit diesen Strukturen, die wir bislang verwendet haben."
Aber er ist optimistisch, dass er auf lange Sicht über den Umweg vom Schwein über den Koala letztlich auch den Menschen helfen kann.