Graugrüne dornige Bäume, roter rissiger Boden, dürres Buschland. Kein bestellter Acker, kein Vieh weit und breit. Dutzende Kinder toben zwischen ein paar Lehmhütten über den staubigen Boden. Sie stürmen zum zentralen Platz zwischen den Hütten. Es ist Zeit für die tägliche Essensausgabe. Hier im Süden von Simbabwe, im Distrikt Chiredzi, bekocht eine einheimische Hilfsorganisation täglich 20.000 Kinder. Denn auf den einst florierenden Farmen herrscht Hunger – so wie auf dieser ehemaligen Wildfarm, die um die Jahresmitte 2000 im Zuge der umstrittenen Landreformen enteignet und an mittellose, landlose Kleinbauern übergeben wurde.
"Wir besaßen kein Land, also hat die Regierung uns hier angesiedelt. Aber hier geht es uns auch nicht besser als vorher. Wir haben nichts: kein Vieh, keine Ziegen. Das Feld bestellen können wir auch nicht, weil wir keine Pflüge haben. Mein Mann hat keinen Job. Wo sollen wir Geld herbekommen, um unsere Kinder zur Schule zu schicken?"
Ottilie Bandama lebt mit ihren fünf Kindern in einer selbst gebauten Rundhütte aus Lehm und Gras. Um sie herum nichts als dichtes Gestrüpp. Es ist so trocken, dass der Lehmboden tiefe Risse hat. Mais, Weizen und Gemüse können hier nicht angebaut werden, nicht mal für den Eigenbedarf. Hier zu überleben ist hart, erzählt die 42-jährige Lina Mandawu.
"Wir haben kein Wasser, wir müssen 7 Kilometer bis zum nächsten Bohrloch laufen, um Wasser zu holen. Die Regierung hatte uns Brunnen versprochen. Jetzt sind wir seit elf Jahren hier und haben immer noch nur ein Bohrloch für vier Dörfer mit jeweils über 70 Leuten. Ein Brunnen für 300 Menschen! Wir haben uns beschwert, aber die Regierung sagt immer nur, sie würden kommen. Wir haben keine Ahnung, wann das je geschehen wird."
Es ist hoffnungslos – hier kann niemand eine neue Existenz aus dem Boden stampfen. Dabei hatte die Regierung Bandama, Mandawu und Tausenden anderen Familien eine florierende Zukunft versprochen, als sie auf enteignete Farmen verfrachtet wurden. Stattdessen herrscht dort heute bittere Armut. Fast 200.000 Kinder in Simbabwe gehen laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF nicht zur Schule. 3,3 Millionen Kinder leben jenseits der Armutsgrenze und ein Drittel aller Mädchen und Jungen sind laut UNICEF unterernährt. Dennoch befürwortet Lina Mandawu, Mutter von einem Kind, die Landreformen.
"Die Landreformen waren gut für uns. Wir hatten vorher kein Land. Wir konnten unser Vieh nirgendwo weiden lassen, wir konnten weder Nüsse noch Baumwolle oder Sorghum anbauen, um sie dann zu verkaufen – jetzt geht das."
Zumindest für einige wenige. Lina Mandawu ist die Tochter des Dorfobersten. Die Dorfobersten gelten landesweit als Präsident Robert Mugabe treu ergeben. Durch regelmäßige Zuwendungen und Versprechungen hält er sie sich seit Jahrzehnten wohlgesonnen. So kommt es, dass die Mandawus fast 30 Kühe besitzen.
"Ach, uns geht es ganz gut. Uns gehört jetzt hier alles. Wir bauen Nüsse, Erdnüsse und Baumwolle an. Und es läuft okay. Erdnussbutter machen wir für den Eigenbedarf, ich habe Vieh, das gibt Milch und Fleisch und hin und wieder kann man etwas verkaufen. Es sind nur die, die kein Vieh haben, die kommen nicht an Geld ran und haben somit fast nichts zu essen."
Das betrifft allerdings die meisten der neu angesiedelten schwarzen Kleinbauern. Ohne finanzielle Unterstützung und ohne Werkzeuge, Maschinen und Bewässerungsanlagen können sie nicht einmal genug zum Überleben produzieren. 5300 hochproduktive Farmen wurden in den letzten 12 Jahren enteignet.
Nick Brooks Farm war eine der ersten Farmen, die die Regierung wegnahm. Zwei Jahre lang belagerten Mugabe treue Schlägertrupps sein Land und rückten ihm und seiner Familie bedrohlich auf die Pelle, es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und nachdem Jahre zuvor seine Eltern bereits auf der Farm umgebracht worden waren, gab Brooks auf. Heute leitet er eine Farm in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt Harare, die ausschließlich der Forschung dient.
Während er mit dem Allradwagen über das Farmgelände rumpelt, erzählt er aus Angst vor weiteren Repressalien ganz kurz angebunden und widerwillig, dass er natürlich seine Farm gerne zurück hätte. Er sei Farmer, seine Familie hätte über Generationen hinweg Landwirtschaft betrieben. Es täte weh, nun nur zu Forschungszwecken eine Farm zu managen und noch dazu eben nicht mehr die eigene. Aber so sei es nun mal, er müsse die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Er glaube, dass die Landreformen lediglich von der Habgier einiger weniger Parteibonzen angetrieben werden. Mugabes Frau, die zwei an die Farm angrenzende Ländereien besitzt, habe diese Farm auch schon in Augenschein genommen seufzt Brooks.
In ganz Simbabwe gibt es heute nur noch etwa 300 Farmer, die kommerziell produzieren, lamentiert der Präsident der Farmergewerkschaft CFU, Charles Taffs.
"Niemand hat irgendwie von den Landreformen profitiert – außer einer kleinen politischen Elite. Es wurden über 4000 weiße Farmer vertrieben, zugleich haben auch die Farmarbeiter ihre Jobs verloren. Rund zwei Millionen Menschen lebten auf Farmen, die wurden zu Binnenflüchtlingen. Die Regierung sagt, sie habe 100.000 Familien neu angesiedelt - auf enteignetem Land. Eine Durchschnittsfamilie besteht aus einem fünfeinhalb Personen Haushalt, das heißt 550.000 Menschen haben angeblich profitiert. Bleiben immer noch 1,5 Millionen, die plötzlich kein Einkommen und kein Zuhause mehr haben – ein gewaltiges Problem. Die Regierung hat weniger Steuereinnahmen, keine Exporte mehr und unsere Produktionsketten sind abgerissen. Durch die Landreformen hat keiner etwas gewonnen."
Nach Angaben der Farmergewerkschaft hat das Land in diesem Jahr höchstens ein Drittel des landesweiten Maisbedarfs für die rund zwölf Millionen Simbabwer produziert. Die Regierung weigert sich dennoch, den Ernst der Lage offen zuzugeben. Für sie käme es einem Eingeständnis gleich, dass die im Jahr 2000 begonnenen sogenannten Landreformen gescheitert sind.
"Es ist eine Schande, unser Land, unsere Wirtschaft bricht zusammen. Wir stehen kurz vor einer Hungersnot, die Millionen betrifft."
Für Lebensmittelimporte fehlen die notwendigen finanziellen Mittel. Das Land im südlichen Afrika ist mit rund sieben Milliarden US Dollar im Ausland hoch verschuldet. Charles Taffs sieht auch für die Zukunft Simbabwes schwarz:
"Wir können nicht viel länger warten. Unser Land steckt ganz, ganz tief in der Patsche. Und je länger wir warten, desto schwerer wird der Wiederaufbau. Die gesamte Infrastruktur geht den Bach runter, da keinerlei Geld in sie gesteckt wird. Wir haben keine Zeit zu verlieren, wir müssen unsere Wirtschaft retten. Die Frage ist nur, würde sich etwas ändern, wenn wir einen anderen Präsidenten hätten? Das kann man nur hoffen. Aber keiner weiß es, ich mache mir große Sorgen. Um aus dem Schlamassel rauszukommen, bräuchten wir eine starke und durchgreifende Führung und die sehe ich nirgendwo."
Das Problem manifestiert sich in einer Person: Präsident Robert Mugabe, der zu keinerlei Diskussion über die Landfrage bereit ist. Dabei hätte die Gewerkschaft kommerzieller Farmer so viele pragmatische Rettungsansätze.
"Was wir der Regierung sagen ist: lasst uns den Wert des enteigneten Landes bestimmen. Wir haben das bereits von einem unabhängigen Konsortium machen lassen. Dann schlagen wir vor, dass die ehemaligen Landbesitzer ihre Eigentumsrechte abgeben und dafür eine Art Schuldschein von der Regierung erhalten - der müsste natürlich von einer Institution wie der Weltbank abgesichert sein. Nun könnte der frühere Landbesitzer wiederum mit diesem Schuldschein als Sicherheit auf dem internationalen Markt Geld aufnehmen und dieses im Land reinvestieren. Damit würde die Wirtschaft im Land wieder angekurbelt."
Aber leider:
"Uns hört niemand zu, weil sie in einer politischen Schachmatt Situation sitzen. Die Regierung geht die akutesten Probleme nicht an, sie ist wie gelähmt. Die Koalitionspartner von Mugabes Zanu PF und Tsvangirais MDC müssen überall gleichermaßen repräsentiert sein, blockieren sich aber gegenseitig und somit werden gar keine Entscheidungen gefällt. Es ist eine Schande und das Land geht den Bach runter."
"Wir besaßen kein Land, also hat die Regierung uns hier angesiedelt. Aber hier geht es uns auch nicht besser als vorher. Wir haben nichts: kein Vieh, keine Ziegen. Das Feld bestellen können wir auch nicht, weil wir keine Pflüge haben. Mein Mann hat keinen Job. Wo sollen wir Geld herbekommen, um unsere Kinder zur Schule zu schicken?"
Ottilie Bandama lebt mit ihren fünf Kindern in einer selbst gebauten Rundhütte aus Lehm und Gras. Um sie herum nichts als dichtes Gestrüpp. Es ist so trocken, dass der Lehmboden tiefe Risse hat. Mais, Weizen und Gemüse können hier nicht angebaut werden, nicht mal für den Eigenbedarf. Hier zu überleben ist hart, erzählt die 42-jährige Lina Mandawu.
"Wir haben kein Wasser, wir müssen 7 Kilometer bis zum nächsten Bohrloch laufen, um Wasser zu holen. Die Regierung hatte uns Brunnen versprochen. Jetzt sind wir seit elf Jahren hier und haben immer noch nur ein Bohrloch für vier Dörfer mit jeweils über 70 Leuten. Ein Brunnen für 300 Menschen! Wir haben uns beschwert, aber die Regierung sagt immer nur, sie würden kommen. Wir haben keine Ahnung, wann das je geschehen wird."
Es ist hoffnungslos – hier kann niemand eine neue Existenz aus dem Boden stampfen. Dabei hatte die Regierung Bandama, Mandawu und Tausenden anderen Familien eine florierende Zukunft versprochen, als sie auf enteignete Farmen verfrachtet wurden. Stattdessen herrscht dort heute bittere Armut. Fast 200.000 Kinder in Simbabwe gehen laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF nicht zur Schule. 3,3 Millionen Kinder leben jenseits der Armutsgrenze und ein Drittel aller Mädchen und Jungen sind laut UNICEF unterernährt. Dennoch befürwortet Lina Mandawu, Mutter von einem Kind, die Landreformen.
"Die Landreformen waren gut für uns. Wir hatten vorher kein Land. Wir konnten unser Vieh nirgendwo weiden lassen, wir konnten weder Nüsse noch Baumwolle oder Sorghum anbauen, um sie dann zu verkaufen – jetzt geht das."
Zumindest für einige wenige. Lina Mandawu ist die Tochter des Dorfobersten. Die Dorfobersten gelten landesweit als Präsident Robert Mugabe treu ergeben. Durch regelmäßige Zuwendungen und Versprechungen hält er sie sich seit Jahrzehnten wohlgesonnen. So kommt es, dass die Mandawus fast 30 Kühe besitzen.
"Ach, uns geht es ganz gut. Uns gehört jetzt hier alles. Wir bauen Nüsse, Erdnüsse und Baumwolle an. Und es läuft okay. Erdnussbutter machen wir für den Eigenbedarf, ich habe Vieh, das gibt Milch und Fleisch und hin und wieder kann man etwas verkaufen. Es sind nur die, die kein Vieh haben, die kommen nicht an Geld ran und haben somit fast nichts zu essen."
Das betrifft allerdings die meisten der neu angesiedelten schwarzen Kleinbauern. Ohne finanzielle Unterstützung und ohne Werkzeuge, Maschinen und Bewässerungsanlagen können sie nicht einmal genug zum Überleben produzieren. 5300 hochproduktive Farmen wurden in den letzten 12 Jahren enteignet.
Nick Brooks Farm war eine der ersten Farmen, die die Regierung wegnahm. Zwei Jahre lang belagerten Mugabe treue Schlägertrupps sein Land und rückten ihm und seiner Familie bedrohlich auf die Pelle, es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und nachdem Jahre zuvor seine Eltern bereits auf der Farm umgebracht worden waren, gab Brooks auf. Heute leitet er eine Farm in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt Harare, die ausschließlich der Forschung dient.
Während er mit dem Allradwagen über das Farmgelände rumpelt, erzählt er aus Angst vor weiteren Repressalien ganz kurz angebunden und widerwillig, dass er natürlich seine Farm gerne zurück hätte. Er sei Farmer, seine Familie hätte über Generationen hinweg Landwirtschaft betrieben. Es täte weh, nun nur zu Forschungszwecken eine Farm zu managen und noch dazu eben nicht mehr die eigene. Aber so sei es nun mal, er müsse die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Er glaube, dass die Landreformen lediglich von der Habgier einiger weniger Parteibonzen angetrieben werden. Mugabes Frau, die zwei an die Farm angrenzende Ländereien besitzt, habe diese Farm auch schon in Augenschein genommen seufzt Brooks.
In ganz Simbabwe gibt es heute nur noch etwa 300 Farmer, die kommerziell produzieren, lamentiert der Präsident der Farmergewerkschaft CFU, Charles Taffs.
"Niemand hat irgendwie von den Landreformen profitiert – außer einer kleinen politischen Elite. Es wurden über 4000 weiße Farmer vertrieben, zugleich haben auch die Farmarbeiter ihre Jobs verloren. Rund zwei Millionen Menschen lebten auf Farmen, die wurden zu Binnenflüchtlingen. Die Regierung sagt, sie habe 100.000 Familien neu angesiedelt - auf enteignetem Land. Eine Durchschnittsfamilie besteht aus einem fünfeinhalb Personen Haushalt, das heißt 550.000 Menschen haben angeblich profitiert. Bleiben immer noch 1,5 Millionen, die plötzlich kein Einkommen und kein Zuhause mehr haben – ein gewaltiges Problem. Die Regierung hat weniger Steuereinnahmen, keine Exporte mehr und unsere Produktionsketten sind abgerissen. Durch die Landreformen hat keiner etwas gewonnen."
Nach Angaben der Farmergewerkschaft hat das Land in diesem Jahr höchstens ein Drittel des landesweiten Maisbedarfs für die rund zwölf Millionen Simbabwer produziert. Die Regierung weigert sich dennoch, den Ernst der Lage offen zuzugeben. Für sie käme es einem Eingeständnis gleich, dass die im Jahr 2000 begonnenen sogenannten Landreformen gescheitert sind.
"Es ist eine Schande, unser Land, unsere Wirtschaft bricht zusammen. Wir stehen kurz vor einer Hungersnot, die Millionen betrifft."
Für Lebensmittelimporte fehlen die notwendigen finanziellen Mittel. Das Land im südlichen Afrika ist mit rund sieben Milliarden US Dollar im Ausland hoch verschuldet. Charles Taffs sieht auch für die Zukunft Simbabwes schwarz:
"Wir können nicht viel länger warten. Unser Land steckt ganz, ganz tief in der Patsche. Und je länger wir warten, desto schwerer wird der Wiederaufbau. Die gesamte Infrastruktur geht den Bach runter, da keinerlei Geld in sie gesteckt wird. Wir haben keine Zeit zu verlieren, wir müssen unsere Wirtschaft retten. Die Frage ist nur, würde sich etwas ändern, wenn wir einen anderen Präsidenten hätten? Das kann man nur hoffen. Aber keiner weiß es, ich mache mir große Sorgen. Um aus dem Schlamassel rauszukommen, bräuchten wir eine starke und durchgreifende Führung und die sehe ich nirgendwo."
Das Problem manifestiert sich in einer Person: Präsident Robert Mugabe, der zu keinerlei Diskussion über die Landfrage bereit ist. Dabei hätte die Gewerkschaft kommerzieller Farmer so viele pragmatische Rettungsansätze.
"Was wir der Regierung sagen ist: lasst uns den Wert des enteigneten Landes bestimmen. Wir haben das bereits von einem unabhängigen Konsortium machen lassen. Dann schlagen wir vor, dass die ehemaligen Landbesitzer ihre Eigentumsrechte abgeben und dafür eine Art Schuldschein von der Regierung erhalten - der müsste natürlich von einer Institution wie der Weltbank abgesichert sein. Nun könnte der frühere Landbesitzer wiederum mit diesem Schuldschein als Sicherheit auf dem internationalen Markt Geld aufnehmen und dieses im Land reinvestieren. Damit würde die Wirtschaft im Land wieder angekurbelt."
Aber leider:
"Uns hört niemand zu, weil sie in einer politischen Schachmatt Situation sitzen. Die Regierung geht die akutesten Probleme nicht an, sie ist wie gelähmt. Die Koalitionspartner von Mugabes Zanu PF und Tsvangirais MDC müssen überall gleichermaßen repräsentiert sein, blockieren sich aber gegenseitig und somit werden gar keine Entscheidungen gefällt. Es ist eine Schande und das Land geht den Bach runter."