Britta Fecke: Die Mengen des ausgetretenen Rohöls sind überhaupt nicht zu vergleichen, aber dennoch fühlen sich viele erinnert an die Katastrophe im Golf von Mexiko, denn auch dort wurde auf hoher See nach Öl gebohrt, und auch dort kam der Betreiber nicht an die Leckage am Meeresgrund. Nach der Ölkatastrophe der Deepwater Horizon wurde eine Verschärfung der Sicherheitsauflagen gefordert, zudem wurde immer behauptet, dass so ein Unglück in der Nordsee nicht passieren könnte. Ich bin jetzt verbunden mit Professor Kurt Reinicke vom Institut für Erdöl- und Erdgastechnik von der Technischen Universität Clausthal. Herr Reinicke, wenn auch die Mengen des ausgetretenen Öls nicht vergleichbar sind, so stellt sich doch die Frage, ob es eine Parallele gibt, denn auch bei der Shell-Plattform strömt weiter unkontrolliert aus einem zweiten Leck Rohöl ins Meer.
Kurt Reinicke: Guten Tag, Frau Fecke! Es gibt sehr wohl einen sehr großen Unterschied zwischen den Vorkommnissen, die es im Golf von Mexiko gegeben hat und der jetzigen Leckage in der Nordsee, und das ist nicht nur die Größe, sondern das ist insbesondere auch der Hergang dieses Unfalls. Das, was in Macondo passiert ist, das ist, dass eine Bohrung außer Kontrolle geraten ist, dass sämtliche Sicherheitsvorkehrungen versagt haben und dass diese Bohrung für drei Monate lang unkontrolliert Öl ins Meer abgelassen hat. Das, was hier passiert ist, das ist ein Fall, in der die Sicherheitsvorkehrungen oder die Sicherheitseinrichtungen angesprochen waren: Es ist zu einem Leck gekommen, das Leck ist erkannt worden, die Leitung ist isoliert worden, und was jetzt passiert ist, dass diese Leitung leerläuft und dieses Öl, das in der Leitung drin war, das sehen wir jetzt an der Oberfläche.
Fecke: Dennoch gibt es ein zweites Leck.
Reinicke: Es ist bedauerlich, dass über dieses zweite Leck beziehungsweise überhaupt über den ganzen Hergang da sehr zurückhaltend informiert wird. Es ist also nicht ganz genau bekannt, ob dieses zweite Leck in dem gleichen Segment aufgetreten ist, es könnte also durchaus sein, dass diese Sicherheitsarmatur, die angeblich undicht sein soll, dass diese Sicherheitsarmatur angesprochen hat, als man versucht hat, diese Leitung zu isolieren.
Fecke: Nun wurde ja immer gesagt, in der Nordsee kann es nicht zu einer so großen Katastrophe kommen wie im Golf von Mexiko. Das wurde auch deshalb gesagt, weil nicht so tief gebohrt wird in der Nordsee wie im Golf von Mexiko. Auf welcher Höhe oder Tiefe müssen wir uns denn diese Leckage vorstellen?
Reinicke: In Macondo, also im Golf von Mexiko, da war die Wassertiefe 1500 Meter, diese Wassertiefe wäre also unerreichbar für irgendwelche Taucher. Hier in der Nordsee ist es so, dass diese Leckage sich abspielt in einer Wassertiefe von 100, die von Tauchern noch erreicht werden kann.
Fecke: Und die sind auch schon unten gewesen?
Reinicke: Die sind auch schon unten, ja.
Fecke: Es wurde nach der Katastrophe im Golf von Mexiko immer davon gesprochen, dass die Sicherheitsauflagen verschärft werden sollen. Hat sich seitdem etwas getan in der Richtung?
Reinicke: Also es hat sich eine ganze Menge getan eigentlich. Man ist also in dieser Beratergruppe zur Bekämpfung von Ölteppichen im Meer, hat man dort Technologieentwicklungen vorangetrieben, um dort zu Abdeckhauben zu kommen, die dann eben funktionieren, und so Reserveauslösemechanismen für die ganzen Absperrarmaturen; die Bergbehörden haben sich zusammengefunden und haben multinationale Inspektionen der Sicherheitssysteme auf den Plattformen vereinbart und auch schon durchgeführt; auf der EU-Ebene arbeitet man an einem Vorgabesystem, und auch in Deutschland ist ein Fragenkatalog ergangen an die in Deutschland tätigen Ölfirmen, in denen die Probleme aufgegriffen worden sind von Macondo. Diese Fragen sind beantwortet worden durch die Industrie und sie werden jetzt gerade ausgearbeitet, und ich bin sicher, dass es da auch Änderungen in dem ganzen Vorgabesystem bei uns geben wird.
Fecke: Dennoch scheint es uns ja, dass wir schon recht lange warten auf diese EU-Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheit auf den Ölplattformen, oder ist das ein normal langer Vorgang?
Reinicke: Also sagen wir mal so: Diese EU-Hearings, die waren im Mai gewesen, das ist eigentlich, sagen wir mal, ein relativ normaler Vorgang, dass das so in der Größenordnung, wenn es also um EU geht beziehungsweise um nationale Vorgaben geht, dass das so ungefähr in der Größenordnung ein bis zwei Jahre dauert.
Fecke: Vielen Dank dafür, dass Sie uns die Größenordnung zwischen dem Golf von Mexiko und der Nordsee und dem dort ausgetretenen Öl eingeordnet haben. Ich sprach mit Professor Kurt Reinicke vom Institut für Erdöl- und Erdgastechnik von der TU Clausthal.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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Fecke: Dennoch gibt es ein zweites Leck.
Reinicke: Es ist bedauerlich, dass über dieses zweite Leck beziehungsweise überhaupt über den ganzen Hergang da sehr zurückhaltend informiert wird. Es ist also nicht ganz genau bekannt, ob dieses zweite Leck in dem gleichen Segment aufgetreten ist, es könnte also durchaus sein, dass diese Sicherheitsarmatur, die angeblich undicht sein soll, dass diese Sicherheitsarmatur angesprochen hat, als man versucht hat, diese Leitung zu isolieren.
Fecke: Nun wurde ja immer gesagt, in der Nordsee kann es nicht zu einer so großen Katastrophe kommen wie im Golf von Mexiko. Das wurde auch deshalb gesagt, weil nicht so tief gebohrt wird in der Nordsee wie im Golf von Mexiko. Auf welcher Höhe oder Tiefe müssen wir uns denn diese Leckage vorstellen?
Reinicke: In Macondo, also im Golf von Mexiko, da war die Wassertiefe 1500 Meter, diese Wassertiefe wäre also unerreichbar für irgendwelche Taucher. Hier in der Nordsee ist es so, dass diese Leckage sich abspielt in einer Wassertiefe von 100, die von Tauchern noch erreicht werden kann.
Fecke: Und die sind auch schon unten gewesen?
Reinicke: Die sind auch schon unten, ja.
Fecke: Es wurde nach der Katastrophe im Golf von Mexiko immer davon gesprochen, dass die Sicherheitsauflagen verschärft werden sollen. Hat sich seitdem etwas getan in der Richtung?
Reinicke: Also es hat sich eine ganze Menge getan eigentlich. Man ist also in dieser Beratergruppe zur Bekämpfung von Ölteppichen im Meer, hat man dort Technologieentwicklungen vorangetrieben, um dort zu Abdeckhauben zu kommen, die dann eben funktionieren, und so Reserveauslösemechanismen für die ganzen Absperrarmaturen; die Bergbehörden haben sich zusammengefunden und haben multinationale Inspektionen der Sicherheitssysteme auf den Plattformen vereinbart und auch schon durchgeführt; auf der EU-Ebene arbeitet man an einem Vorgabesystem, und auch in Deutschland ist ein Fragenkatalog ergangen an die in Deutschland tätigen Ölfirmen, in denen die Probleme aufgegriffen worden sind von Macondo. Diese Fragen sind beantwortet worden durch die Industrie und sie werden jetzt gerade ausgearbeitet, und ich bin sicher, dass es da auch Änderungen in dem ganzen Vorgabesystem bei uns geben wird.
Fecke: Dennoch scheint es uns ja, dass wir schon recht lange warten auf diese EU-Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheit auf den Ölplattformen, oder ist das ein normal langer Vorgang?
Reinicke: Also sagen wir mal so: Diese EU-Hearings, die waren im Mai gewesen, das ist eigentlich, sagen wir mal, ein relativ normaler Vorgang, dass das so in der Größenordnung, wenn es also um EU geht beziehungsweise um nationale Vorgaben geht, dass das so ungefähr in der Größenordnung ein bis zwei Jahre dauert.
Fecke: Vielen Dank dafür, dass Sie uns die Größenordnung zwischen dem Golf von Mexiko und der Nordsee und dem dort ausgetretenen Öl eingeordnet haben. Ich sprach mit Professor Kurt Reinicke vom Institut für Erdöl- und Erdgastechnik von der TU Clausthal.
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