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Das Leila-Prinzip

In Berlins erstem Leihladen kann man Dinge gemeinsam nutzen, anstatt sie im stillen Kämmerlein zu horten: Das ist die Leitidee von Gründer Nikolai Wolfert. Sein "Leila" existiert gerade ein paar Wochen – und der Erfolg ist groß.

Von Camilla Hildebrandt |
    "Draußen, "Halt, nicht die Leute umfahren …"

    Fehrbelliner Straße 92, im Souterrain - mitten im Familienkiez - ist Berlins erster Leihladen. Gründer Nikolai Wolfert, 30, studierter Diplomsoziologe, sitzt auf dem Sofa am Computertisch und trinkt eine Tasse Café. Leila, erklärt er, hat drei Räume, im ersten: Regale mit Kleidern, Büchern, Spielen zum Verschenken. Kein Ramsch, sondern Dinge, die zuhause niemand mehr benutzt.

    "Unser Konzept bedeutet ein Umdenken, von dem, dass man im Haushalt tausend Dinge hat. Das ist ein großer Reichtum, der aber selten genutzt wird, die Raclettemaschine, die Bohrmaschine, das liegt den ganzen Monat rum. Und was Occupy kritisiert ist: dass ein Prozent unglaublich viel Wohlstand und Macht haben. Aber ich glaube, wir können uns von dieser Macht unabhängiger machen, indem wir unseren eigenen Wohlstand mobilisieren, indem wir beginnen zu teilen. Und dann sind wir 99 Prozent nicht mehr ohnmächtig, sondern eine kritische und bedeutende Masse."

    In den anderen beiden Räumen sind die Leihsachen: ein Kinderautositz, High Heels Göße 39 von Zara, ein Fliesenschneider, ein Bollerwagen, Koch-Bücher, ein Schlafsack, ein Fahrrad zum CO2-Sparen – steht daran – Yogamatten oder ein Bistrotisch. Frank, Anfang 40, hat sich gerade schnell eine Stofftasche zum Einkaufen ausgeliehen.

    "Die bring ich wieder zurück und bringen tue ich jetzt diesen Leisten, um Schuhe zu produzieren, weil wir vorhin darüber gesprochen haben."

    Das Leila-Prinzip: man wird Mitglied, mit freiwilliger Beitragszahlung, bringt einen oder mehrere Leihgegenstände mit und kann sich dementsprechend viele andere ausleihen. Für manche Leihsachen muss eine Rückgabefrist eingehalten oder ein Pfand hinterlassen werden.

    "Ich finde nicht, dass wir nur eine bestimmte Gruppe von Menschen ansprechen, sondern, das ist eine breite Masse. Und hier kommen auch von der Fashion Week Mannequins rein - da hab ich mich sehr gewundert - und nehmen T-Shirts mit."

    "Das könnte für die Größe passen, das ist ein tolles Stück … ist die Kleine schon in der Schule? ..."

    Finanziert wird das Projekt momentan durch ehrenamtliche Mitarbeiter, durch Mitgliedsbeiträge oder Patenspenden, sagt Nikolai Wolfert, seit 2006 Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen. Auf die Idee ist während seiner Tätigkeit im "Umsonstladen" gekommen.

    "Teilen, das ist nicht neu, das gab’s in Ägypten, da gab es viele Gemeinschaftsgüter, letztendlich in allen. Das Projekt Leila ist eine soziale Innovation, was wir versuchen, ist ein Fortschritt bei sozialen Projekten oder beim Konsum."

    Gaby, 60, Lehrerin ist eine seiner Ehrenamtlichen, sie kommt einmal die Woche.

    "Ich finde diese ganzen Sachen, wo es um Tauschen und zusammen was benutzen geht, find ich super toll, ich mache seit 20 Jahren Car-Sharing, Fähigkeiten und Arbeitszeiten tausch ich im Tauschring aus, und ich mache schon lange Coachsurfing, und es kommen Leute aus aller Welt zu mir."

    Teilen statt gesellschaftliche Spaltung!, Benutzen statt Besitzen und Horten! Wiederverwerten statt Wegwerfen! Für Nikolia Wolfert ist Leila ein verwirklichter Traum, auch wenn er noch nicht davon leben kann. Aber seine Idee trifft auf viele Begeisterte:

    "Ich kenne jemanden aus London, der das gerne machen würde, und das ist auch wünschenswert, dass es nachgeahmt wird."