"Ich bin 36 Jahre alt. Ich bin eigentlich Komiker, nein, ich bin eigentlich Schriftsteller, ja."
Ein Hinterzimmer in der ersten Etage der Bar Babette in Berlin-Mitte. Der niederländische Schriftsteller und Fernseh-Comedian Arjen Lubach stellt sein erstes Buch vor, das auf Deutsch erschienen ist, einen Amsterdam Krimi mit dem Titel "Der fünfte Brief".
"Es gibt einen Mord und eine Verfolgungsjagd. Und es gibt zwei Heldinnen und einen Held, die bekämpfen das Böse."
Worum es geht, braucht der Autor eigentlich nicht zu erklären, denn sein Publikum hat das Buch bereits gelesen. Das ist die Voraussetzung für die Teilnahme an einer der zwölf Veranstaltungen des ersten Berliner Leseclubfestivals, erklärt der Mitveranstalter und Verleger Daniel Beskos.
"Man musste einfach ein Ticket fürs Festival kaufen und hat dann nicht nur das Ticket bekommen, sondern auch vom jeweiligen deutschen Verlag ein kostenloses Leseexemplar, mit dem konnte man sich sechs oder vier Wochen lang vorher schon damit beschäftigen konnte."
Eine Quizrunde zum Aufwärmen
Nun sitzen sich der Autor und 20 mehr oder weniger gut vorbereitete Frauen und zwei Männer bei über 30 Grad in einem Raum gegenüber. Der Ventilator surrt. Barlärm dringt durch die geöffnete Tür. Das Outfit ist eher luftig als stylish – wie es spaßhaft auf der Veranstalterwebsite empfohlen wurde. Zur Auflockerung gibt es eine Quizrunde, bei der jede richtige Antwort mit einem Schnaps prämiert wird.
- Moderator: "Es wird ein paar Mal erwähnt, dass diese berühmte niederländische Bank an einem Ort steht, wo vorher was anderes stand. Wisst ihr noch, was vorher da stand?"
- Publikum: "Irgendein Palast. Arbeiterpalast."
- Autor: "He said palace?"
- Mann: "Palace, yes?"
- Autor: "Yes."
- Mann: "Skol!"
Entwickelt wurde diese intime und sehr direkte Form der Literaturvermittlung von dem Literaturmagazin "Das Mag" aus den Niederlanden.
"Da ist das Publikum sehr anders als in Deutschland auf Lesungen. Nach fünf bis maximal zehn Minuten sind die von Lesungen gelangweilt und erwarten, unterhalten zu werden. Es gibt eigentlich keine Lesungen, wie wir das hier kennen in Deutschland, sondern es gibt vielleicht ganz kurz einen Auszug aus einem Text und ansonsten wird diskutiert."
Niederlande und Flandern als Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse
Die Niederlande und Flandern werden im Herbst Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse sein. Verleger Daniel Beskos, der auch als Moderator durch den Abend führt, ist Anfang des Jahres mit seinem Mairisch-Verlag für einen Monat nach Amsterdam gezogen, um die dortige Literaturszene im Vorfeld schon etwas näher kennen zu lernen. Besonders beeindruckt haben ihn die Aktivitäten rund um das Magazin "Das Mag":
"Die machen nicht nur ein regelmäßiges Festival wie das jetzt hier in Berlin, sondern auch eine quartalsweise erscheinende, sehr schön gestaltete Literaturzeitschrift mit niederländischer Literatur, mit Literatur aus Flandern, aber auch mit internationaler Literatur in niederländischer Übersetzung. Die machen das sehr erfolgreich, sehr jung und frisch, was für die niederländische Verlagslandschaft bis jetzt eher ungewöhnlich war. Weswegen sie auch sehr viel Aufmerksamkeit bekommen in den Niederlanden. Die haben sehr eingeschlagen mit ihrer Verlagsgründung."
Auch hier die Frage: Warum ungewöhnlich für die Niederlande und wieso so ein großer Erfolg? Parallel zum Festival erscheint die erste deutsche Ausgabe von "Das Mag" im Mairisch Verlag - ein "Best of", also eine Auswahl relevanter junger Autoren aus den Niederlanden und Flandern, die teilweise extra einen Sprachkurs gemacht haben, um die Fragen des Berliner Publikums beim Leseclubfestival auf deutsch beantworten zu können.
- Frau: "Das ist mehr eine persönliche Frage."
- Lubach: "Ja."
- Frau: "Du bist ja nicht als Schriftsteller geboren, wann hat sich das entwickelt und was machst du, wenn du eine Schreibblockade hast?"
- Lubach: "Oh, that’s two different questions."
Arjen Lubach ist rasch vom Deutschen ins Englische gewechselt, doch das scheint für das Publikum, von dem ein Drittel aus den Niederlanden stammt, kein Problem zu sein. Amüsiert verfolgt es den Ausführungen und Anekdoten des Autors über die Gepflogenheiten des niederländischen Königshauses, real existierenden Weltraumwhisky und die Gags seiner eigenen TV-Show. Arjen Lubach ist eine Art niederländischer Jan Böhmermann, wie er selbst sagt.
Frau: "Das war halt wirklich mal was anderes, nicht dieses monotone Vorreden, was oft die Lesungen ja beinhalten, sondern dass er halt wirklich auch auf die Fragen der Leser eingestiegen ist und das total witzig und spannend dargestellt hat."
Nach zwei sehr heißen, aber kurzweiligen Stunden ist der lesungsfreie Leseclubabend zu Ende.