Fast acht Milliarden Menschen leben auf der Erde. Für den Einzelnen ist diese Masse an Menschen nahezu unvorstellbar. Das liegt laut dem britischen Autor Rob Sears an unseren prähistorischen Wurzeln:
„Das Problem ist, dass sich unsere Gehirne nicht wesentlich verändert haben, seit wir in kleinen Gruppen in Höhlen zusammenlebten und mithilfe unserer Hände und Füße zählten. Wir sind einfach nicht dafür gemacht, uns einen Reim auf riesige Zahlen zu machen. Deshalb fällt es uns schwer, das wahre Ausmaß unserer Spezies zu verstehen.“
„Das Problem ist, dass sich unsere Gehirne nicht wesentlich verändert haben, seit wir in kleinen Gruppen in Höhlen zusammenlebten und mithilfe unserer Hände und Füße zählten. Wir sind einfach nicht dafür gemacht, uns einen Reim auf riesige Zahlen zu machen. Deshalb fällt es uns schwer, das wahre Ausmaß unserer Spezies zu verstehen.“
Durch die "Knautsch-Maschine"
Um uns dieses Ausmaß zu veranschaulichen, greifen der Autor und sein Bruder Tom, der das Kindersachbuch „Unser gigantischer Fußabdruck“ illustriert hat, auf eine originelle Idee zurück: So schleusen sie zu Beginn der Erzählung die gesamte Menschheit durch eine sogenannte „Knautsch-Maschine“ – und heraus kommt der „Mega-Mensch“. Er hat blaue Haut, schwarze buschige Haare und eine dicke, lange Nase. Der Mega-Mensch sei etwa drei Kilometer hoch und wiege 390 Millionen Tonnen, notiert Rob Sears, wobei das Gewicht um etwa 100 Kilogramm pro Sekunde zunehme. Allein das Gehirn des Mega-Menschen wiege zehn Millionen Tonnen, und auch seine Ausscheidungen seien von beeindruckender Größenordnung:
„Ein einziger Mega-Pinkelstrahl würde alle Kanäle von Venedig füllen. Die herabstürzenden Wassermassen wären größer und mächtiger als der Salto Ángel in Venezuela, der mit 979 Metern der höchste Wasserfall der Welt ist.“
„Ein einziger Mega-Pinkelstrahl würde alle Kanäle von Venedig füllen. Die herabstürzenden Wassermassen wären größer und mächtiger als der Salto Ángel in Venezuela, der mit 979 Metern der höchste Wasserfall der Welt ist.“
Veranschaulichung abstrakter Größen
Doch nicht nur die Menschheit knautschen die Sears-Brüder zusammen, sondern auch viele Pflanzen- und Tierarten. Einige nehmen dabei ebenfalls gigantische Dimensionen an – vor allem diejenigen, die der Mensch gezüchtet hat. So misst das Mega-Huhn laut Buch einen Kilometer und sei damit dreimal größer als alle Mega-Wildvogelpopulationen zusammen. Viele andere Spezies schrumpften jedoch immer weiter, wie beispielsweise das lediglich 4,4 Meter lange Mega-Nördliche Breitmaulnashorn, das entstehe, wenn die letzten beiden Exemplare zusammengeknautscht würden.
„Nicht so mega“, finden Rob und Tom Sears und meinen damit nicht die mangelnde Größe des Nashorns. Sie zielen damit vielmehr auf den Missstand ab, dass der Mensch, obwohl er selbst nur einen Bruchteil allen organischen Lebens auf der Erde darstellt, immer mehr Lebewesen vernichtet. Mit einem vielsagenden Größenvergleich zwischen dem Mega-Menschen und dem Mega-Afrikanischen Elefanten illustriert Tom Sears das Problem: Während der Mega-Mensch im 19. Jahrhundert noch auf dem Elefanten reiten konnte, ist das Tier heute kaum mehr unter den Füßen des Mega-Menschen sichtbar. Das Buch besticht durch diese eindrucksvolle Art der Veranschaulichung abstrakter Größenordnungen und konkreter Herrschaftsverhältnisse des Menschen über seine Umwelt.
„Nicht so mega“, finden Rob und Tom Sears und meinen damit nicht die mangelnde Größe des Nashorns. Sie zielen damit vielmehr auf den Missstand ab, dass der Mensch, obwohl er selbst nur einen Bruchteil allen organischen Lebens auf der Erde darstellt, immer mehr Lebewesen vernichtet. Mit einem vielsagenden Größenvergleich zwischen dem Mega-Menschen und dem Mega-Afrikanischen Elefanten illustriert Tom Sears das Problem: Während der Mega-Mensch im 19. Jahrhundert noch auf dem Elefanten reiten konnte, ist das Tier heute kaum mehr unter den Füßen des Mega-Menschen sichtbar. Das Buch besticht durch diese eindrucksvolle Art der Veranschaulichung abstrakter Größenordnungen und konkreter Herrschaftsverhältnisse des Menschen über seine Umwelt.
Auf Genussbefriedigung programmiert
Die Lieblingsbeschäftigung des Mega-Menschen ist laut den Sears-Brüdern das Graben. Damit beraube er den Boden der Schätze, die er dazu brauche, um immer mehr zu konsumieren und zu produzieren – Spielzeuge wie Handys beispielsweise, die ebenfalls in der „Knautsch-Maschine“ landen:
„Das prächtige Mega-Smartphone ist 220 m hoch und hat ein Display so groß wie hundert Kinoleinwände. Es ist so ziemlich das Einzige auf der Welt, das uns ablenken und vom Graben abhalten kann.“
Dieser Mega-Mensch ist offenkundig fehlbar und auf kurze Genussbefriedigung programmiert, zuweilen einfach gestrickt und wenig reflektiert. Aber er ist nicht von Grund auf böse, und letztlich stellt er sich auch als hilfsbereit und lernfähig heraus.
Genau hier setzt die Botschaft der Sears-Brüder an: „Unser gigantischer Fußabdruck“ soll den Blick für das sprichwörtliche „große Ganze“ schärfen und zum Nachdenken darüber anregen, was der Mensch eigentlich mit seinem Lebensraum anstellt. Allerdings verschleiert bereits die Konzeption der Verschmelzung aller Menschen in einen Mega-Menschen die Tatsache, dass eben nur ein Teil der Menschheit mit seinem überbordenden Lebensstil für den massiven Raubbau an der Natur verantwortlich ist.
„Das prächtige Mega-Smartphone ist 220 m hoch und hat ein Display so groß wie hundert Kinoleinwände. Es ist so ziemlich das Einzige auf der Welt, das uns ablenken und vom Graben abhalten kann.“
Dieser Mega-Mensch ist offenkundig fehlbar und auf kurze Genussbefriedigung programmiert, zuweilen einfach gestrickt und wenig reflektiert. Aber er ist nicht von Grund auf böse, und letztlich stellt er sich auch als hilfsbereit und lernfähig heraus.
Genau hier setzt die Botschaft der Sears-Brüder an: „Unser gigantischer Fußabdruck“ soll den Blick für das sprichwörtliche „große Ganze“ schärfen und zum Nachdenken darüber anregen, was der Mensch eigentlich mit seinem Lebensraum anstellt. Allerdings verschleiert bereits die Konzeption der Verschmelzung aller Menschen in einen Mega-Menschen die Tatsache, dass eben nur ein Teil der Menschheit mit seinem überbordenden Lebensstil für den massiven Raubbau an der Natur verantwortlich ist.
Bäume pflanzen, Plastikmüll fischen
Der Mega-Mensch, der gleichzeitig das „Wir“ der Erzählung darstellt, muss laut Rob und Tom Sears schleunigst anfangen, Verantwortung für sein Tun zu übernehmen:
„[W]enn wir den Mega-Burger zubereiten können, das Mega-Gebäude bauen und die Mega-Mine ausheben, können wir uns vielleicht auch der noch größeren Aufgabe stellen: das Mega-Chaos zu beseitigen, das wir angerichtet haben. Und selbst wenn wir das nicht können, sind wir es dem Planeten dann nicht schuldig, es zumindest zu versuchen?“
Die Ideen hierzu fallen im Vergleich zum Rest des Buches weniger originell aus: nämlich mehr Bäume zu pflanzen, Plastikmüll aus den Ozeanen zu fischen und neue Methoden zur Energiegewinnung zu entwickeln. Für Kinder ab dem vom Verlag ziemlich frühen empfohlenen Lesealter von acht Jahren wären weitere, kindgerechte Handlungsvorschläge wünschenswert gewesen.
Sonst ist „Unser gigantischer Fußabdruck“ aber hervorragend auf die Zielgruppe zugeschnitten: Spielerisch erzählt und anschaulich illustriert bietet das Kindersachbuch zwar einen schonungslosen Lagebericht unseres Planeten, vermittelt aber durchaus auch Optimismus, dass wir Menschen uns noch rechtzeitig auf das besinnen, was für eine lebenswerte Zukunft nötig ist – eine einfallsreiche, kritische, aber gleichzeitig auch eine hoffnungsfrohe Lektüre.
„[W]enn wir den Mega-Burger zubereiten können, das Mega-Gebäude bauen und die Mega-Mine ausheben, können wir uns vielleicht auch der noch größeren Aufgabe stellen: das Mega-Chaos zu beseitigen, das wir angerichtet haben. Und selbst wenn wir das nicht können, sind wir es dem Planeten dann nicht schuldig, es zumindest zu versuchen?“
Die Ideen hierzu fallen im Vergleich zum Rest des Buches weniger originell aus: nämlich mehr Bäume zu pflanzen, Plastikmüll aus den Ozeanen zu fischen und neue Methoden zur Energiegewinnung zu entwickeln. Für Kinder ab dem vom Verlag ziemlich frühen empfohlenen Lesealter von acht Jahren wären weitere, kindgerechte Handlungsvorschläge wünschenswert gewesen.
Sonst ist „Unser gigantischer Fußabdruck“ aber hervorragend auf die Zielgruppe zugeschnitten: Spielerisch erzählt und anschaulich illustriert bietet das Kindersachbuch zwar einen schonungslosen Lagebericht unseres Planeten, vermittelt aber durchaus auch Optimismus, dass wir Menschen uns noch rechtzeitig auf das besinnen, was für eine lebenswerte Zukunft nötig ist – eine einfallsreiche, kritische, aber gleichzeitig auch eine hoffnungsfrohe Lektüre.
Rob und Tom Sears: „Unser gigantischer Fußabdruck. Acht Milliarden Menschen – unsere größte Gefahr und unsere größte Hoffnung“
Aus dem Englischen von Saskia Heintz
Hanser Verlag, München. 96 Seiten, 18 Euro, ab 8 Jahren.
Aus dem Englischen von Saskia Heintz
Hanser Verlag, München. 96 Seiten, 18 Euro, ab 8 Jahren.