Friedbert Meurer: In Vancouver sind die Olympischen Winterspiele zu Ende gegangen, aus deutscher Sicht sportlich sehr erfolgreich. Vielleicht kann das die Bewerbung von München beflügeln für die Winterspiele 2018. Aber da gibt es auch noch die unguten Erinnerungen an das Jahr 1972:
O-Ton 1972: Es ist jetzt genau 17 Uhr im Olympiastadion in München. In diesem Augenblick läuft das Ultimatum der arabischen Terroristen ab, die hier in diesem Flügel links, den Sie eben gesehen haben, in der Connollystraße... Das Ergebnis ist furchtbar...
Meurer: Das waren Erinnerungen an 1972. 16 tote israelische Sportler hat es gegeben. Der Oberbürgermeister der Stadt München, Christian Ude, ist jetzt bei uns am Telefon. Guten Morgen, Herr Ude.
Christian Ude: Guten Morgen.
Meurer: Sie waren damals, 1972, glaube ich, Jurastudent in München. Denken Sie manchmal noch an das Olympia-Attentat?
Ude: Ja. Selbstverständlich gibt es immer wieder Anlässe, daran zu denken: einmal, wenn ich ins olympische Dorf komme, aber auch schon, wenn ich ins Stadion gehe und mich erinnere, dass diese Spiele als heitere Spiele von München begonnen haben, eine unglaubliche Freundlichkeit und Heiterkeit verkörperten, die dann durch dieses Attentat brutal beendet wurde und in der ganzen Stadt eine sehr beklommene Stimmung zu spüren war. Aber ich muss sagen, dass diese Wahrnehmung weltweit sehr unterschiedlich ist. Ich habe ja mit vielen IOC-Mitgliedern sprechen können, sowohl bei den Spielen in Peking als auch jetzt in Vancouver, und die Ausländer, die Sportwelt lastet dieses Attentat nicht "den Deutschen" oder "den Bayern" oder gar "der Stadt München an".
Meurer: Nichtsdestotrotz, Herr Ude, hatten sich ja manche gewundert, dass Sie das Attentat nicht in Ihrer Rede in Vancouver angesprochen haben. War das ein Fehler?
Ude: Selbstverständlich haben wir über das Attentat gesprochen. Ich glaube, jetzt ist Ihnen eine Verwechslung unterlaufen. Es war die Rede von den Sicherheitsproblemen auf dem Oktoberfest. Da ist das Attentat von 1980 nicht beim ersten Mal erwähnt worden, sondern erst auf eine Nachfrage hin. Das Attentat von 1972 bei den Olympischen Spielen ist ein allgegenwärtiges Thema.
Meurer: Das Internationale Olympische Comitee wird im Juli 2011 entscheiden, wo die Winterspiele 2018 stattfinden. Was können Sie jetzt noch tun?
Ude: Natürlich müssen wir ein sehr überzeugendes "Bid Book", ein Bewerbungsbuch einreichen und können da darlegen, welche Vorteile wir in die Wagschale werfen können. Es ist unbestritten, dass das sehr viele Vorteile sind, zum Beispiel, dass die olympische Infrastruktur zu großen Teilen schon vorhanden ist, das Stadion für die Eröffnungsfeier, die Abfahrten in Garmisch, die Sprungschanze in Garmisch, die Bahn in Königssee. Hier kann man darauf verweisen, dass schon Olympische Spiele oder viele Weltcup-Rennen und Skispringen stattgefunden haben. Dann haben wir eine fantastische Situation im Olympiapark, wo das Olympische Dorf fußläufig zu erreichen ist von den Sportstätten aus und die Athleten zu den Eishallen gehen können, ohne eine einzige Straße überqueren zu müssen. Außerdem soll das Dorf auch eine ökologische Mustersiedlung werden mit Plus-Energie-Standard. Wir haben auch eine Nähe von Garmisch, die gerade nach den Spielen von Vancouver überzeugen wird, denn es dauert eine Stunde mit dem Zug oder dem Auto von München nach Garmisch zu fahren, nicht zwei Stunden wie von Vancouver nach Whistler.
Meurer: Nun wird auch die Parallele gezogen zu Salzburg. Die Kollegen haben sich zweimal beworben, haben die Olympischen Winterspiele nicht bekommen, obwohl manche sagen, Salzburg hatte das Beste zu bieten. Müssen Sie befürchten, Herr Ude, dass letzten Endes nicht der beste gewinnt, sondern vielleicht derjenige, der irgendwie sportpolitisch am besten in die Zeit passt, also zum Beispiel Pyeongchang in Südkorea?
Ude: Natürlich ist Pyeongchang ein ganz ernst zu nehmender Rivale. Sie haben schon zweimal verloren, sie haben verloren gegen Vancouver und danach gegen Sotschi, und sie wissen jetzt, wie das Spiel geht, auf welche Kriterien es ankommt, und sie haben sehr, sehr viele finanzielle Ressourcen, die eingesetzt werden können. Das ist uns voll bewusst. Auf der anderen Seite haben wir eine unglaubliche Kulisse zu bieten an sportbegeistertem Publikum in der Millionenstadt München. Das ist ein gewichtiges Argument. Die Popularität der Stadt ist IOC-Mitgliedern sehr bewusst, das habe ich spüren können bei sehr vielen Gesprächen, und das olympische Erbe wird in München in einer Weise gepflegt, die den Gedanken der Nachhaltigkeit unterstreichen kann. Wir haben hier ja schon fast 40 Jahre nacholympische Nutzung eines immer noch komplett erhaltenen Olympiaparks, und der hätte dann auch wieder eine olympische Zukunft. Das ist ein Gedanke, den das Olympische Komitee ganz groß unterstreichen möchte, Olympia als sportpolitische Nachhaltigkeit. Das lässt sich durchaus sehen neben dem anderen Gedanken, den Sie erwähnt haben, dass man mit olympischen Spielen auch neue Sportmärkte erschließen möchte.
Meurer: Also Warten auf die Entscheidung - Entschuldigung, Herr Ude -, wo die Olympischen Spiele 2018 ausgetragen werden. Ich bedanke mich bei Christian Ude, dem Oberbürgermeister von München. Danke und auf Wiederhören.
Ude: Vielen Dank!
O-Ton 1972: Es ist jetzt genau 17 Uhr im Olympiastadion in München. In diesem Augenblick läuft das Ultimatum der arabischen Terroristen ab, die hier in diesem Flügel links, den Sie eben gesehen haben, in der Connollystraße... Das Ergebnis ist furchtbar...
Meurer: Das waren Erinnerungen an 1972. 16 tote israelische Sportler hat es gegeben. Der Oberbürgermeister der Stadt München, Christian Ude, ist jetzt bei uns am Telefon. Guten Morgen, Herr Ude.
Christian Ude: Guten Morgen.
Meurer: Sie waren damals, 1972, glaube ich, Jurastudent in München. Denken Sie manchmal noch an das Olympia-Attentat?
Ude: Ja. Selbstverständlich gibt es immer wieder Anlässe, daran zu denken: einmal, wenn ich ins olympische Dorf komme, aber auch schon, wenn ich ins Stadion gehe und mich erinnere, dass diese Spiele als heitere Spiele von München begonnen haben, eine unglaubliche Freundlichkeit und Heiterkeit verkörperten, die dann durch dieses Attentat brutal beendet wurde und in der ganzen Stadt eine sehr beklommene Stimmung zu spüren war. Aber ich muss sagen, dass diese Wahrnehmung weltweit sehr unterschiedlich ist. Ich habe ja mit vielen IOC-Mitgliedern sprechen können, sowohl bei den Spielen in Peking als auch jetzt in Vancouver, und die Ausländer, die Sportwelt lastet dieses Attentat nicht "den Deutschen" oder "den Bayern" oder gar "der Stadt München an".
Meurer: Nichtsdestotrotz, Herr Ude, hatten sich ja manche gewundert, dass Sie das Attentat nicht in Ihrer Rede in Vancouver angesprochen haben. War das ein Fehler?
Ude: Selbstverständlich haben wir über das Attentat gesprochen. Ich glaube, jetzt ist Ihnen eine Verwechslung unterlaufen. Es war die Rede von den Sicherheitsproblemen auf dem Oktoberfest. Da ist das Attentat von 1980 nicht beim ersten Mal erwähnt worden, sondern erst auf eine Nachfrage hin. Das Attentat von 1972 bei den Olympischen Spielen ist ein allgegenwärtiges Thema.
Meurer: Das Internationale Olympische Comitee wird im Juli 2011 entscheiden, wo die Winterspiele 2018 stattfinden. Was können Sie jetzt noch tun?
Ude: Natürlich müssen wir ein sehr überzeugendes "Bid Book", ein Bewerbungsbuch einreichen und können da darlegen, welche Vorteile wir in die Wagschale werfen können. Es ist unbestritten, dass das sehr viele Vorteile sind, zum Beispiel, dass die olympische Infrastruktur zu großen Teilen schon vorhanden ist, das Stadion für die Eröffnungsfeier, die Abfahrten in Garmisch, die Sprungschanze in Garmisch, die Bahn in Königssee. Hier kann man darauf verweisen, dass schon Olympische Spiele oder viele Weltcup-Rennen und Skispringen stattgefunden haben. Dann haben wir eine fantastische Situation im Olympiapark, wo das Olympische Dorf fußläufig zu erreichen ist von den Sportstätten aus und die Athleten zu den Eishallen gehen können, ohne eine einzige Straße überqueren zu müssen. Außerdem soll das Dorf auch eine ökologische Mustersiedlung werden mit Plus-Energie-Standard. Wir haben auch eine Nähe von Garmisch, die gerade nach den Spielen von Vancouver überzeugen wird, denn es dauert eine Stunde mit dem Zug oder dem Auto von München nach Garmisch zu fahren, nicht zwei Stunden wie von Vancouver nach Whistler.
Meurer: Nun wird auch die Parallele gezogen zu Salzburg. Die Kollegen haben sich zweimal beworben, haben die Olympischen Winterspiele nicht bekommen, obwohl manche sagen, Salzburg hatte das Beste zu bieten. Müssen Sie befürchten, Herr Ude, dass letzten Endes nicht der beste gewinnt, sondern vielleicht derjenige, der irgendwie sportpolitisch am besten in die Zeit passt, also zum Beispiel Pyeongchang in Südkorea?
Ude: Natürlich ist Pyeongchang ein ganz ernst zu nehmender Rivale. Sie haben schon zweimal verloren, sie haben verloren gegen Vancouver und danach gegen Sotschi, und sie wissen jetzt, wie das Spiel geht, auf welche Kriterien es ankommt, und sie haben sehr, sehr viele finanzielle Ressourcen, die eingesetzt werden können. Das ist uns voll bewusst. Auf der anderen Seite haben wir eine unglaubliche Kulisse zu bieten an sportbegeistertem Publikum in der Millionenstadt München. Das ist ein gewichtiges Argument. Die Popularität der Stadt ist IOC-Mitgliedern sehr bewusst, das habe ich spüren können bei sehr vielen Gesprächen, und das olympische Erbe wird in München in einer Weise gepflegt, die den Gedanken der Nachhaltigkeit unterstreichen kann. Wir haben hier ja schon fast 40 Jahre nacholympische Nutzung eines immer noch komplett erhaltenen Olympiaparks, und der hätte dann auch wieder eine olympische Zukunft. Das ist ein Gedanke, den das Olympische Komitee ganz groß unterstreichen möchte, Olympia als sportpolitische Nachhaltigkeit. Das lässt sich durchaus sehen neben dem anderen Gedanken, den Sie erwähnt haben, dass man mit olympischen Spielen auch neue Sportmärkte erschließen möchte.
Meurer: Also Warten auf die Entscheidung - Entschuldigung, Herr Ude -, wo die Olympischen Spiele 2018 ausgetragen werden. Ich bedanke mich bei Christian Ude, dem Oberbürgermeister von München. Danke und auf Wiederhören.
Ude: Vielen Dank!