Archiv


Das Pfandproblem

Auf dem Rasen wird mit harten Bandagen gekämpft, drumherum nicht weniger. Zum Beispiel, wenn es um die Getränkeversorgung der Fußballfans bei der Weltmeisterschaft geht. Die Deutsche Umwelthilfe und der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels gehen wettbewerbsrechtlich gegen "McDonalds" und "Coca-Cola" vor. Die beiden Firmen versuchten, mit Hilfe des Fußball-Turniers das Einwegpfand zu Fall zu bringen, so der Vorwurf.

Von Dieter Nürnberger | 31.05.2006
    Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe und auch des Deutschen Getränkefachgroßhandels stehen die Konzerne "Coca-Cola" und "McDonalds" im Abseits, weil sie ein Produkt vertreiben, welches aus Sicht der beiden Verbände gegen die Verpackungsverordnung verstoße. Konkret geht es um Plastikflaschen, die in runder Form angeboten werden. Darauf sind 6 Motive mit Fußballfangesichtern zu sehen. Die Flasche ist rot in der Farbe – sie ist wieder verschließbar und wird derzeit vor allem in den Filialen der Fastfood - Kette vertrieben. Und tatsächlich steht Mehrwegflasche auf dem Etikett, allerdings sehr klein und es wird kein Pfand darauf erhoben. Es gibt nur den Hinweis, dass der Kunde sie wieder abgeben kann. Nun gibt es in Deutschland derzeit zwei Pfandsysteme – Mehrweg und Einweg. Beides in der Regel bepfandet, und man fragt sich nun, was ist das für ein neues System? Immerhin sollen mehrere Millionen Exemplare dieser Plastikflaschen bis zum Ende der Weltmeisterschaft vertrieben werden. Jürgen Resch, der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe.

    "Unabhängig davon, ob es gelingt, eine große Stückzahl an den Verbraucher zu bringen, sehen wir darin einen Versuch, zum einen die geltende Verpackungsverordnung zu unterlaufen. Einweg soll einfach als Mehrweg deklariert werden. Zum anderen aber soll wohl auch das Mehrwegsystem diskreditiert werden. Das sind keine umweltfreundlichen Produkte, die da verkauft werden sollen. Letztendlich wird die Unterscheidbarkeit von Einweg und Mehrweg kaputt gemacht."

    Das Problem ist, dass das Mehrwegsystem in Deutschland kaum juristisch fixiert ist. Beim Einweg-System ist das anders, hier gibt es Vorschriften. Und es scheint so, als wollten die beiden Konzerne ausloten, ob Gesetzeslücken vorhanden seien, um eben solche Plastikflaschen in den Verkehr zu bringen. Günter Guder vom Vorstand des Bundesverbandes des Deutschen Gertränkefachgroßhandels zeigt sich deshalb alarmiert - wenn das durchginge, dann sei das bislang eher freiwillige Mehrwegrücknahme-System in Deutschland in Gefahr. Günter Guder.

    "Man nehme eine Einwegverpackung, schreibe Mehrwegflasche drauf und vertreibe sie. Das ist für uns der Versuch, die Verpackungsverordnung auszuhebeln. Hier soll der Wolf im Schafspelz probeweise etabliert werden. Man will schauen, wie die Beteiligten reagieren. Wir reagieren mit Abmahnungen aus wettbewerbsrechtlichen Gründen. Wir haben "Coca Cola" aufgefordert, zur korrekten Einwegbepfandung zurückzukehren."

    Man befürchtet also einen Präzedenzfall und beide Seiten – sowohl McDonalds und Coca Cola wie auch die Umwelthilfe - werden diesen Streit dann wohl auch vor Gericht austragen. Auch aus Wettbewerbsgründen, denn das, was die beiden Firmen da vorhätten, würde auch zu Nachteilen der Konkurrenz führen, so Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe.

    "Hier wurde uns von "Coca Cola" ganz offen gesagt, dass man es einfach mal versuche. Ob man einen neuen Weg des Vertriebs wählen könne. Ein Weg, der nicht durch Kosten des Einweg- oder Mehrwegsystems belastet ist. Es fallen keine Gebühren etwa an die Deutsche Pfandgesellschaft an, keine Investition in Rücknahmesysteme. Auf der anderen Seite aber auch der Verzicht, Gebühren an Entsorger wie das Duale System zu zahlen. Man meint hier, eine vermeintlich geniale Lösung gefunden zu haben. Eine Lösung, die extrem günstig ist."

    Und da warnen die Umweltschützer und auch Teile des Handels nun vor einem möglich dritten Weg bei den Verpackungen. Ein Weg, der für Verbraucher irreführend sei, der die Konkurrenz benachteilige, der zudem auch ökologisch fragwürdig sei. Denn die Flaschen würden eher im Müll landen. Und eine Bemerkung noch von mir, besonders attraktiv sind die Motive auf den Flaschen nun wirklich nicht. Zum Sammeln eignet sich so was vielleicht während der WM, danach aber landen die Flaschen wohl ohnehin im Müll.