Kein Licht, Temperaturen unter dem Nullpunkt und kaum Nährstoffe. Auch Stig Falk-Petersen hat sich wenig Hoffnung gemacht, während der Polarnacht aktives Leben in der Arktis zu finden. Was er dann während einer klaren Nacht nördlich von der polaren Insel Spitzbergen entdeckte, ließ sein Herz trotz minus 15 Grad Kälte höher schlagen.
"Wir waren mit einem kleinen Gummiboot unterwegs und es war komplett dunkel. Plötzlich sahen wir all dieses Licht im Meer. Es stammte von Planktonorganismen, die über Biolumineszenz miteinander kommunizieren. Bisher war völlig unbekannt, dass es diese leuchtenden Organismen dort gibt und dass sie über das Licht ihre Partner finden oder Feinde abschrecken. Das war, als würde man direkt in den Weltraum schauen – ein unglaubliches Erlebnis für mich."
Dieses Naturschauspiel erlebte der Arktisforscher vom Norwegischen Polarinstitut in Tromsö am 82. nördlichen Breitengrad. Bis dorthin konnte das Forschungsschiff MS "Helmer Hanssen" vordringen, da sich das Meereis in diesem Winter besonders weit nach Norden zurückgezogen hatte
"Am 17. Januar 2012 waren wir die nördlichsten Menschen auf der Welt. Wir nahmen dort Wasserproben in 200 bis 900 Metern Tiefe und entdeckten darin sehr viele Flohkrebse im einströmenden Atlantikstrom. Viele von ihnen trugen Eier mit sich. Unsere Theorie ist deshalb, dass diese im Sommer auf dem Arktis-Eis leben, sich dann über das Eis ins Polarmeer transportieren lassen und dorrt im Winter vermehren. Die Tiere nutzen das Eis also als Transportmittel."
Die winzigen Flohkrebse, die die Forscher in ihren Planktonnetzen entdeckten, ernähren sich von mikroskopisch kleinen Algen, die Sonnenlicht als Energiequelle nutzen. Diese Krebstierchen sind Bestandteil des Meeresplanktons und stehen weit am Anfang des arktischen Nahrungsnetzes. Sie sind eine wichtige Energiequelle für größere Polarbewohner. Zum Beispiel für Fische. Petersen:
"Das war eine andere interessante Beobachtung. Wir haben bei unserer Expedition auch Fische gefangen, Schellfisch, Polardorsch und atlantischen Dorsch zum Beispiel. Im Magen dieser Tiere fanden wir Planktonorganismen - offenbar waren diese schon im Januar aus größerer Tiefe in obere Wasserschichten aufgestiegen. Das bedeutet, dass es schon im Januar Futter für Fische gibt."
Stig Falk-Petersen sieht hier auch einen Zusammenhang zwischen dem Rückgang des arktischen Meereises und den wachsenden Fischbeständen in den Polarregionen. Je weiter sich das Eis in den Norden zurückzieht, desto größer wird die Fläche, auf der wasserlebende Algen Sonnenlicht in Energie verwandeln können. Und je mehr Algen es gibt, desto mehr Nahrung steht den Fischen zur Verfügung.
"Das bedeutet, dass es in der Arktis größere Gebiete mit einer solchen Primärproduktion geben wird. Und das könnte mit erklären, warum die nördlichen Bestände einiger Fischarten in diesem Jahr ein historisches Rekordhoch erreicht haben. Diese Gebiete mit hoher Produktivität werden sich in Zukunft immer weiter in den Norden verschieben und gleichzeitig wird die Primärproduktion in den südlichen Arktisgebieten wahrscheinlich abnehmen. Aber genau wird das erst die Zukunft zeigen können."
Um solche Effekte besser verstehen zu können, wollen Stig Falk Petersen und seine Kollegen die Polarnacht nun über längere Zeiträume untersuchen. Sie haben Messgeräte im nördlichen Teil der Insel Spitzbergen aufgestellt, die das Meeresleuchten und die Bewegungen des Planktons den Winter über registrieren werden.
"Unsere Beobachtungen werden Grundlage für eine neue Forschungsrichtung sein. Diese 'Polarnachtsökologie' wird uns helfen, besser zu verstehen, wie sich der Klimawandel und der Rückzug des Meereises auf die Produktivität auswirken."
"Wir waren mit einem kleinen Gummiboot unterwegs und es war komplett dunkel. Plötzlich sahen wir all dieses Licht im Meer. Es stammte von Planktonorganismen, die über Biolumineszenz miteinander kommunizieren. Bisher war völlig unbekannt, dass es diese leuchtenden Organismen dort gibt und dass sie über das Licht ihre Partner finden oder Feinde abschrecken. Das war, als würde man direkt in den Weltraum schauen – ein unglaubliches Erlebnis für mich."
Dieses Naturschauspiel erlebte der Arktisforscher vom Norwegischen Polarinstitut in Tromsö am 82. nördlichen Breitengrad. Bis dorthin konnte das Forschungsschiff MS "Helmer Hanssen" vordringen, da sich das Meereis in diesem Winter besonders weit nach Norden zurückgezogen hatte
"Am 17. Januar 2012 waren wir die nördlichsten Menschen auf der Welt. Wir nahmen dort Wasserproben in 200 bis 900 Metern Tiefe und entdeckten darin sehr viele Flohkrebse im einströmenden Atlantikstrom. Viele von ihnen trugen Eier mit sich. Unsere Theorie ist deshalb, dass diese im Sommer auf dem Arktis-Eis leben, sich dann über das Eis ins Polarmeer transportieren lassen und dorrt im Winter vermehren. Die Tiere nutzen das Eis also als Transportmittel."
Die winzigen Flohkrebse, die die Forscher in ihren Planktonnetzen entdeckten, ernähren sich von mikroskopisch kleinen Algen, die Sonnenlicht als Energiequelle nutzen. Diese Krebstierchen sind Bestandteil des Meeresplanktons und stehen weit am Anfang des arktischen Nahrungsnetzes. Sie sind eine wichtige Energiequelle für größere Polarbewohner. Zum Beispiel für Fische. Petersen:
"Das war eine andere interessante Beobachtung. Wir haben bei unserer Expedition auch Fische gefangen, Schellfisch, Polardorsch und atlantischen Dorsch zum Beispiel. Im Magen dieser Tiere fanden wir Planktonorganismen - offenbar waren diese schon im Januar aus größerer Tiefe in obere Wasserschichten aufgestiegen. Das bedeutet, dass es schon im Januar Futter für Fische gibt."
Stig Falk-Petersen sieht hier auch einen Zusammenhang zwischen dem Rückgang des arktischen Meereises und den wachsenden Fischbeständen in den Polarregionen. Je weiter sich das Eis in den Norden zurückzieht, desto größer wird die Fläche, auf der wasserlebende Algen Sonnenlicht in Energie verwandeln können. Und je mehr Algen es gibt, desto mehr Nahrung steht den Fischen zur Verfügung.
"Das bedeutet, dass es in der Arktis größere Gebiete mit einer solchen Primärproduktion geben wird. Und das könnte mit erklären, warum die nördlichen Bestände einiger Fischarten in diesem Jahr ein historisches Rekordhoch erreicht haben. Diese Gebiete mit hoher Produktivität werden sich in Zukunft immer weiter in den Norden verschieben und gleichzeitig wird die Primärproduktion in den südlichen Arktisgebieten wahrscheinlich abnehmen. Aber genau wird das erst die Zukunft zeigen können."
Um solche Effekte besser verstehen zu können, wollen Stig Falk Petersen und seine Kollegen die Polarnacht nun über längere Zeiträume untersuchen. Sie haben Messgeräte im nördlichen Teil der Insel Spitzbergen aufgestellt, die das Meeresleuchten und die Bewegungen des Planktons den Winter über registrieren werden.
"Unsere Beobachtungen werden Grundlage für eine neue Forschungsrichtung sein. Diese 'Polarnachtsökologie' wird uns helfen, besser zu verstehen, wie sich der Klimawandel und der Rückzug des Meereises auf die Produktivität auswirken."