Stockholm
Das sind die Preisträger des diesjährigen Alternativen Nobelpreises

In Stockholm sind die Preisträger des Right Livelihood Awards bekannt gegeben worden. In diesem Jahr wird unter anderem der palästinensische Menschenrechtsaktivist Issa Amro mit seiner Organisation "Youth Against Settlement" mit der Auszeichnung bedacht, die auch als Alternativer Nobelpreis bezeichnet wird.

    Der palästinensische Aktivist Issa Amro ist einer der Preisträger des sogenannten Alternativen Nobelpreises.
    Der palästinensische Aktivist Issa Amro ist einer der Preisträger des sogenannten Alternativen Nobelpreises. (picture alliance / Sipa USA / SOPA Images)
    Gewürdigt werden bereits seit 1980 der Einsatz für Menschenrechte, Frieden, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. In der Regel gibt es vier Personen, Gruppen oder Projekte, die gewinnen. Das sind die diesjährigen Preisträger:

    Issa Amro und "Youth Against Settlements"

    Inhaftierungen, Folter und Angriffen zum Trotz hat Issa Amro sein Leben dem gewaltfreien Widerstand gegen die israelische Besatzung in der Stadt Hebron im Westjordanland verschrieben. Die Preisstiftung würdigte ihn dafür, gemeinsam mit der von ihm gegründeten Aktivistengruppe "Youth Against Settlements" für eine Zukunft zu kämpfen, in der Palästinenser frei und in Würde leben können. 
    "Right Livelihood" zufolge steht sein konsequentes Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit in deutlichem Gegensatz zur Gewalt infolge der israelischen Besatzung. Der 44-Jährige sieht den gewaltfreien Widerstand demnach als einzigen Weg an, um Gerechtigkeit und Frieden für die palästinensische Bevölkerung zu erreichen. 

    Joan Carling

    Joan Carling kämpft seit mehr als 30 Jahren für die Rechte indigener Völker auf den Philippinen und darüber hinaus. Schon vor der Jahrtausendwende leitete die in Baguio City geborene Aktivistin verschiedene Organisationen, die sich für die Rechte von Ursprungsbevölkerungen starkmachen. Auch Morddrohungen, unrechtmäßige Verhaftungen und Beschuldigungen, eine Terroristin zu sein, stoppten die heute 61-Jährige nicht.
    Die Right-Livelihood-Stiftung ehrt sie "für die Stärkung indigener Stimmen angesichts des globalen ökologischen Kollapses und für ihre Führungsrolle bei der Verteidigung von Menschen, Land und Kultur". Carling trage entscheidend dazu bei, indigenen Menschen auf den Philippinen, in Asien und auf der ganzen Welt Gehör zu verschaffen.

    Anabela Lemos und "Justica Ambiental"

    Anabela Lemos ist die Direktorin der 2004 gegründeten Umweltschutzorganisation "Justica Ambiental". Die Umweltaktivistin aus Mosambik geht gegen Bauvorhaben fossiler Großkonzerne vor, die sie als schädlich für die Lokalbevölkerung und das Klima bezeichnet, darunter vor allem gegen das Multimilliardenprojekt "Mozambique LNG" in der nördlichen Provinz Cabo Delgado.
    "Right Livelihood" zeichnet Lemos und ihre Organisation aus, "weil sie Menschen dazu befähigen, für ihre Rechte einzutreten, sich ausbeuterischen Großprojekten entgegenzustellen und ökologische Gerechtigkeit einzufordern". Ihre Arbeit ebne unter anderem den Weg in eine Zukunft, in der die Menschen- und Umweltrechte aller geachtet würden.

    "Forensic Architecture"

    Angesiedelt am Goldsmiths-College der Universität von London leistet das von dem britisch-israelischen Architekten Eyal Weizman gegründete interdisziplinäre Forschungsprojekt "Forensic Architecture" Pionierarbeit bei der Entwicklung neuer Methoden, um Technologie mit der Arbeit für die Menschenrechte zu kombinieren. Es nutzt frei zugängliche Informationen und digitale Modellierungen, um Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu dokumentieren. 
    Zugute kommt die Arbeit vor allem Opfern und Überlebenden solcher Verstöße, die in Gerichtsverfahren überall auf der Welt auf die Rekonstruktionen der Forschenden zurückgreifen und dadurch Gerechtigkeit einfordern können. "Right Livelihood" hält die Arbeit des Projekts vor allem in einer Zeit für wichtig, in der Wahrheit und Fakten unter anderem auch von Regierungen systematisch infrage gestellt werden.
    Diese Nachricht wurde am 03.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.