"Wir sehen von der einen Seite, vom Skigebiet, im Tal liegend natürlich die Stadt Maribor, die das Zentrum der slowenischen Steiermark ist, auch die zweitgrößte slowenische Stadt. Und geografisch gesehen das Besondere ist, gegenüberliegend die Hügel, da wächst schon die Weinrebe."
Per Seilbahn ist der als Kind in Deutschland aufgewachsene Boris Zajko mit mir auf den "Hausberg" der Mariborer gefahren. Der Pohorje mit seinen 1.050 Metern Höhe ist Teil des gleichnamigen Gebirgszuges und ein stadtnah gelegenes Ski-und Wandergebiet. Der Ausläufer der Alpen umrahmt die kleine Stadt von Südwesten her. Wie in einer Schüssel liegt Maribor mit seinem alten Kern, dessen Anfänge bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen. Durchflossen von der Drau; slowenisch Drava. Nach Nordosten gleitet der Blick weit über Weinberge.
"Poposdrav..Maribor.., herzlich willkommen in Maribor! Mein Name ist Christiane und ich lebe seit 27 Jahren hier."
Und wir treffen die lebhafte, mit einem Slowenen verheiratete Ex-DDR-Bürgerin an der roten Franziskanerkirche am Anfang der Altstadt. Das neugotische Gotteshaus ist an das ehemalige Franziskanerkloster aus dem 16.Jahrhundert angebaut. Beide besitzen eine für die Gegend untypische Backsteinfassade. Die Steine dafür sollen Frauen aus dem neustädtischen Industriegebiet am anderen Drau-Ufer vor rund 110 Jahren Stück für Stück herbeigetragen haben, um zwei Ablässe zu erhalten. Was mögen die Damen gesündigt haben? Zuviel Wein getrunken? Wen würde es wundern? Der Stadtteil ist auf einer Größe von 20.000 qm mit einem unterirdischen Weinlager unterkellert. Über fünf Millionen Liter Wein liegen hier in bis zu zwölf Metern Tiefe.
"Den Weinhügel, den wir da oben haben, das ist der Pyramidenberg und dort oben haben im 12. Jahrhundert die Spanheimer eine Burg gebaut. Und das nannte man dann Marchpurch, die Burg in der Mark, und Mark bedeutet Grenzland, nämlich das Grenzland zu Ungarn. Und die dort oben haben dann immer Zeichen gegeben, aha, es sind wieder Horden von Ungarn, später Türken, unterwegs, die in die Stadt einfallen wollen."
Die Festung gab der späteren Stadt dann ihren Namen: Marburg, Maribor seit Ende der K und K-Monarchie. In früheren Zeiten öffneten die Bewohner bei Gefahr die Wehre von Teichen, die sich immer noch oberhalb des heutigen Stadtparks befinden. Das Wasser rauschte durch den Stadtgraben, rund um die Unter-Marburg, das heutige Stadtschloß, und geradewegs hinunter in die Drau. Alles, was in die Stadt hinein wollte, ertrank. Vor dem Stadtschloß verwundert heute den Flaneur ein riesenhafter Kugelkopf aus Bronze.
"Diese Kugel hier wurde 1975 aufgestellt. Das ist ein Denkmal, gewidmet den gefallenen Widerstandskämpfern zur Zeit der deutschen Besatzung. Denn dieses Gebiet war von den Deutschen 1941/42 besetzt und auf diesem Platz und auf dem Gefängnishof sind 667 Widerstandskämpfer erschossen worden, und denen ist diese Kugel, die die Welt darstellt, auf der eigentlich alle Platz haben, auf der alle so friedlich zusammenleben könnten."
… gewidmet. Das Ding hatte natürlich sofort seinen Spitznamen weg -"Kojak" - nach der Krimiserie mit dem glatzköpfigen Telly Savalas. Rechts vom Kojak hat man den Blick auf die Bastei des Schlosses aus dem 16.Jahrhundert. Eine überdachte Renaissance-Loggia führt zum ehemaligen Sitz der österreichisch-steiermärkischen Landesfürsten hinüber.
Besonders prächtig im jetztigen Schloss- und Regionalmuseum ist der mit barocken Stukkaturen und Deckengemälden ausgestaltete Rittersaal. Hier griff vor 160 Jahren Franz Liszt in die Tasten und Sissi war natürlich auch da. Ein weiteres architektonisches Highlight ist das Rokoko-Treppenhaus. Nach der Restaurierung 2004 erstrahlt es wieder in zartem Rosa mit weißen Stuck-Rocailles. Rundliche Putten stellen Wissenschaften und Künste dar. Göttinnen gar - Diana und Ceres - lagern auf dem steinernen Treppengeländer.
Draußen erinnert eine barocke Pestsäule an die furchtbaren Epidemien des schwarzen Todes in vergangenen Jahrhunderten. Viele der historischen Gebäude wie das Schloss sind heute restauriert. Gleich daneben aber verfallende Häuser.
"Wissen Sie, wir haben es hier in der Stadt mit einem Problem zu tun, was wir in Deutschland 1989 kennenlernten, nämlich mit der Wiedervereinigung, dass sehr viele Gebäude den ursprünglichen Eigentümern wiedergegeben wurden. Die einen haben natürlich das Geld, die können das wunderbar renovieren und restaurieren, die anderen haben es nicht. Dann fragt man, wo bleibt die Stadt, wo bleibt der Staat, dann sagen die, ja, das war 40 Jahre mir, aber das geht mich jetzt nichts mehr an."
Und so gibt es noch viel zu tun in der Altstadt. Im kleinen Maribor gelangt mit wenigen Schritten von einer Sehenswürdigkeit zur anderen. Und an Renaissance-Rathaus und Kathedrale vorbeispazierend in wenigen Minuten an die Drau.
"Hier stehen wir also vor der über 700 Jahre alten Synagoge, denn nach dem Rückzug der Araber aus dem gesamten Mittelmeerraum, haben sich auch hier die Juden angesiedelt und die haben hier in diesem sogenannten Ghetto gelebt, aber wenn wir in das Judenviertel mal kurz hineingehen, von da aus haben wir nämlich den schönsten Blick über die Drau."
Der Judenturm war einer der vier Befestigungstürme der Stadtmauer und beherbergt heute eine Vinothek.
"Die Flöße, die kamen schon beladen aus Kärnten, fuhren dann hier auf der Drau, wurden weiter beladen mit Holz vom Pohorje-Gebirge und sind dann mitunter, die großen italienischen Flöße, wie sie nachher hießen, die sind mit 120 Kubikmeter Holz gefahren auf der Drau in die Donau bis hinunter nach Belgrad damals dauerte denn so eine Fahrt bis zu drei Monate und die Frau immer nur in der Hoffnung, er überlebt das Ganze."
Der reißende Fluß wurde erst Jahrhunderte später durch den Bau von Wasserkraftwerken "gebändigt". Der am Ufer gelegene Stadtteil "Lent" wurde bereits in den 1980er-Jahren restauriert und ist Zentrum des alljährlichen Theater-und Musikfestivals gleichen Namens. Lent bedeutet in etwa Anlegeplatz für Flösse, wo auch Handel getrieben wird. Hier steht, in alter Würde und blitzblank restauriert, das wohl beliebteste Gebäude von Maribor.
Das Haus der Alten Weinrebe, einstmals Teil der historischen Wehrmauer. Es stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert und war ein Wohn-und Handelshaus. Historische Zeichnungen belegen die üppige Wein-Pergola, wie sie heute wieder am Gebäude zu sehen ist. Die Mariborer ließen und lassen auch heute noch ihren Wein entlang der Hausfassaden zur eigenen Selbstversorgung wachsen. Das Gebäude beherbergt seit der Restaurierung vor vier Jahren ein Wein-Museum, in dem edle Tropfen der slowenischen Steiermark - der Stajerska - verkostet und verkauft werden.
"Hier draußen steht der Alte Rebstock. Damals sollte der alte Rebstock hier abgeholzt werden. Bis dann der Stadtwinzer kam und der hat mit österreichischen Kollegen Untersuchungen angestellt und die haben dann gesagt, na Moment mal, da gibt es doch Zeichnungen aus den Jahren 1656 und 1683. 96 Prozent aller Weine, die hier in der Gegend angebaut werden und wurden, sind weiße Weine. Das hier ist aber eine rote."
Der Rote Köllner oder Samtschwarzer ist eine rare autochthone Sorte. Der alte Weinstock wurde durch beherzten Rückschnitt des Stadtwinzers gerettet. Nach genetischen Untersuchungen konnte er auf weit über 400 Jahre datiert und als älteste Edelrebe der Welt 2004 ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen werden.
Per Seilbahn ist der als Kind in Deutschland aufgewachsene Boris Zajko mit mir auf den "Hausberg" der Mariborer gefahren. Der Pohorje mit seinen 1.050 Metern Höhe ist Teil des gleichnamigen Gebirgszuges und ein stadtnah gelegenes Ski-und Wandergebiet. Der Ausläufer der Alpen umrahmt die kleine Stadt von Südwesten her. Wie in einer Schüssel liegt Maribor mit seinem alten Kern, dessen Anfänge bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen. Durchflossen von der Drau; slowenisch Drava. Nach Nordosten gleitet der Blick weit über Weinberge.
"Poposdrav..Maribor.., herzlich willkommen in Maribor! Mein Name ist Christiane und ich lebe seit 27 Jahren hier."
Und wir treffen die lebhafte, mit einem Slowenen verheiratete Ex-DDR-Bürgerin an der roten Franziskanerkirche am Anfang der Altstadt. Das neugotische Gotteshaus ist an das ehemalige Franziskanerkloster aus dem 16.Jahrhundert angebaut. Beide besitzen eine für die Gegend untypische Backsteinfassade. Die Steine dafür sollen Frauen aus dem neustädtischen Industriegebiet am anderen Drau-Ufer vor rund 110 Jahren Stück für Stück herbeigetragen haben, um zwei Ablässe zu erhalten. Was mögen die Damen gesündigt haben? Zuviel Wein getrunken? Wen würde es wundern? Der Stadtteil ist auf einer Größe von 20.000 qm mit einem unterirdischen Weinlager unterkellert. Über fünf Millionen Liter Wein liegen hier in bis zu zwölf Metern Tiefe.
"Den Weinhügel, den wir da oben haben, das ist der Pyramidenberg und dort oben haben im 12. Jahrhundert die Spanheimer eine Burg gebaut. Und das nannte man dann Marchpurch, die Burg in der Mark, und Mark bedeutet Grenzland, nämlich das Grenzland zu Ungarn. Und die dort oben haben dann immer Zeichen gegeben, aha, es sind wieder Horden von Ungarn, später Türken, unterwegs, die in die Stadt einfallen wollen."
Die Festung gab der späteren Stadt dann ihren Namen: Marburg, Maribor seit Ende der K und K-Monarchie. In früheren Zeiten öffneten die Bewohner bei Gefahr die Wehre von Teichen, die sich immer noch oberhalb des heutigen Stadtparks befinden. Das Wasser rauschte durch den Stadtgraben, rund um die Unter-Marburg, das heutige Stadtschloß, und geradewegs hinunter in die Drau. Alles, was in die Stadt hinein wollte, ertrank. Vor dem Stadtschloß verwundert heute den Flaneur ein riesenhafter Kugelkopf aus Bronze.
"Diese Kugel hier wurde 1975 aufgestellt. Das ist ein Denkmal, gewidmet den gefallenen Widerstandskämpfern zur Zeit der deutschen Besatzung. Denn dieses Gebiet war von den Deutschen 1941/42 besetzt und auf diesem Platz und auf dem Gefängnishof sind 667 Widerstandskämpfer erschossen worden, und denen ist diese Kugel, die die Welt darstellt, auf der eigentlich alle Platz haben, auf der alle so friedlich zusammenleben könnten."
… gewidmet. Das Ding hatte natürlich sofort seinen Spitznamen weg -"Kojak" - nach der Krimiserie mit dem glatzköpfigen Telly Savalas. Rechts vom Kojak hat man den Blick auf die Bastei des Schlosses aus dem 16.Jahrhundert. Eine überdachte Renaissance-Loggia führt zum ehemaligen Sitz der österreichisch-steiermärkischen Landesfürsten hinüber.
Besonders prächtig im jetztigen Schloss- und Regionalmuseum ist der mit barocken Stukkaturen und Deckengemälden ausgestaltete Rittersaal. Hier griff vor 160 Jahren Franz Liszt in die Tasten und Sissi war natürlich auch da. Ein weiteres architektonisches Highlight ist das Rokoko-Treppenhaus. Nach der Restaurierung 2004 erstrahlt es wieder in zartem Rosa mit weißen Stuck-Rocailles. Rundliche Putten stellen Wissenschaften und Künste dar. Göttinnen gar - Diana und Ceres - lagern auf dem steinernen Treppengeländer.
Draußen erinnert eine barocke Pestsäule an die furchtbaren Epidemien des schwarzen Todes in vergangenen Jahrhunderten. Viele der historischen Gebäude wie das Schloss sind heute restauriert. Gleich daneben aber verfallende Häuser.
"Wissen Sie, wir haben es hier in der Stadt mit einem Problem zu tun, was wir in Deutschland 1989 kennenlernten, nämlich mit der Wiedervereinigung, dass sehr viele Gebäude den ursprünglichen Eigentümern wiedergegeben wurden. Die einen haben natürlich das Geld, die können das wunderbar renovieren und restaurieren, die anderen haben es nicht. Dann fragt man, wo bleibt die Stadt, wo bleibt der Staat, dann sagen die, ja, das war 40 Jahre mir, aber das geht mich jetzt nichts mehr an."
Und so gibt es noch viel zu tun in der Altstadt. Im kleinen Maribor gelangt mit wenigen Schritten von einer Sehenswürdigkeit zur anderen. Und an Renaissance-Rathaus und Kathedrale vorbeispazierend in wenigen Minuten an die Drau.
"Hier stehen wir also vor der über 700 Jahre alten Synagoge, denn nach dem Rückzug der Araber aus dem gesamten Mittelmeerraum, haben sich auch hier die Juden angesiedelt und die haben hier in diesem sogenannten Ghetto gelebt, aber wenn wir in das Judenviertel mal kurz hineingehen, von da aus haben wir nämlich den schönsten Blick über die Drau."
Der Judenturm war einer der vier Befestigungstürme der Stadtmauer und beherbergt heute eine Vinothek.
"Die Flöße, die kamen schon beladen aus Kärnten, fuhren dann hier auf der Drau, wurden weiter beladen mit Holz vom Pohorje-Gebirge und sind dann mitunter, die großen italienischen Flöße, wie sie nachher hießen, die sind mit 120 Kubikmeter Holz gefahren auf der Drau in die Donau bis hinunter nach Belgrad damals dauerte denn so eine Fahrt bis zu drei Monate und die Frau immer nur in der Hoffnung, er überlebt das Ganze."
Der reißende Fluß wurde erst Jahrhunderte später durch den Bau von Wasserkraftwerken "gebändigt". Der am Ufer gelegene Stadtteil "Lent" wurde bereits in den 1980er-Jahren restauriert und ist Zentrum des alljährlichen Theater-und Musikfestivals gleichen Namens. Lent bedeutet in etwa Anlegeplatz für Flösse, wo auch Handel getrieben wird. Hier steht, in alter Würde und blitzblank restauriert, das wohl beliebteste Gebäude von Maribor.
Das Haus der Alten Weinrebe, einstmals Teil der historischen Wehrmauer. Es stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert und war ein Wohn-und Handelshaus. Historische Zeichnungen belegen die üppige Wein-Pergola, wie sie heute wieder am Gebäude zu sehen ist. Die Mariborer ließen und lassen auch heute noch ihren Wein entlang der Hausfassaden zur eigenen Selbstversorgung wachsen. Das Gebäude beherbergt seit der Restaurierung vor vier Jahren ein Wein-Museum, in dem edle Tropfen der slowenischen Steiermark - der Stajerska - verkostet und verkauft werden.
"Hier draußen steht der Alte Rebstock. Damals sollte der alte Rebstock hier abgeholzt werden. Bis dann der Stadtwinzer kam und der hat mit österreichischen Kollegen Untersuchungen angestellt und die haben dann gesagt, na Moment mal, da gibt es doch Zeichnungen aus den Jahren 1656 und 1683. 96 Prozent aller Weine, die hier in der Gegend angebaut werden und wurden, sind weiße Weine. Das hier ist aber eine rote."
Der Rote Köllner oder Samtschwarzer ist eine rare autochthone Sorte. Der alte Weinstock wurde durch beherzten Rückschnitt des Stadtwinzers gerettet. Nach genetischen Untersuchungen konnte er auf weit über 400 Jahre datiert und als älteste Edelrebe der Welt 2004 ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen werden.