"Sprechprobe, eins, zwei, drei." Jacques Palminger.
"One two, check it out." Heinz Strunk.
"One two one two one two." Rocko Schamoni.
Alle drei in Freizeitkleidung um einen Tisch. Rocko Schamoni:
"Ursprünglich hatten wir die Idee, uns zu musealisieren und ins Museum, also 'ne große Ausstellung über unser Lebenswerk ins Museum zu bringen, hier in Hamburg, das mit dem Museum hat sich zerschlagen, aber währen der Arbeit an dieser Ausstellung hat sich dann die Zweitidee ergeben, einen Katalog dazu raus zu bringen und ist als Berichterstattung über unser Lebenswerk übrig geblieben."
"Unser gesamtes Meisterwerk"
Ein Katalog zu einer Ausstellung, die es nicht gegeben hat sozusagen. "Drei Farben Braun", auf dem Buchdeckel alle weiß, Schuhe schwarz, Hemden auch, Heinz Strunk hat eine ziemliche Schramme im Gesicht.
Jacques Palminger reibt sich das Blut von der Faust, Schamoni blickt dann doch erschrocken in die Kamera. Heinz Strunk: "Ja, äh, ich hab' dem nichts Wesentliches hinzuzufügen. Nur dass ich sagen kann, dass ich äh Telefon ah, ach Gott ach Gott."
Er habe sich gefreut, diese Vielzahl an Arbeiten endlich angemessen in der Hand zu halten und dokumentiert sowie beurkundet sei.
Jacques Palminger: "Ich brauch' noch ungefähr zwei Wochen, dann kann ich loslassen und dann kann ich dieses Buch genießen als das, was es ist."
Was ist es denn?
"Unser Vermächtnis, unser gemeinsames Meisterwerk." Er hat nicht ganz Unrecht. Ein Konvolut, eine Sammelmappe zwischen festen Deckeln aus Studio Brauns Zeitgeschehen, aus Fotografien, Zeichnungen, Texten und so weiter und so fort. Es ist ein Konvolut aus Zeichnungen, Texten, Kritzeleien, Fundstücken, Theaterstücken, Fotos, Faxen, you name it, we got it."
Buch mit eigener Logik
Nahezu chronologisch geordnet: "Das Buch ist absolut nicht chronologisch geordnet, das Buch hat eine eigene Logik, das hat eine eigene Ordnung, bestimmten Themenbereichen untergeordnet, sodass es keine Chronologie gibt und man nie genau weiß, wo man sich gerade befindet, man hat immer nur das Gefühl, da, wo ich gerade bin, bin ich richtig."
Heinz Strunk: "Hm, sehr gut, sehr, sehr gut gesagt."
Der die Kapitel gleich mal aufzählt: "Drogen, Sexualität, Gewalt, Politik, ähm Tiere und Kinder, Kunst, Mode. Heimat und Fremde und Biografien."
Alles, was das Leben ausmacht.
Rocko Schamoni: "Richtig, alles, was das Leben ausmacht."
Um zu leben.
"Um zu leben."
Das Konvolut als Buch erscheint zu ihrem 20. Jubiläum. Porzellan, Plakate, Flyer, Street Art.
Kackenlustig, meint der Verlag, heißen sie deswegen braun? Tonnenweise Material, High-Class-Humor-Performance. Zuweilen wirklich lustig, verteilt auf zweikommafünf Kilo.
Ein Konzept? Nie gehabt:
Jacques Palminger: "Antwort: Nein, es gab allenfalls das Konzept der ständigen Neuerfindung aus künstlerischen, sportlichen und wirtschaftlichen Gründen."
Rocko Schamoni: "Wir arbeiten ganz stark dran, dass wir also zu 'ner Kernmannschaft im Publikum vordringen, die, wenn's denn geht, irgendwann eines Tages quasi uns entspricht, also zu dritt ist, drei in der Band, drei im Publikum, die sich Auge in Auge gegenüberstehen und so quasi zu einem direkten, sehr persönlichen Fan-äh-äh-Star-Austausch kommen."
Wem das nicht reicht: Das Buch.
"Drei Farben Braun, das Studio Braun Buch" von Rocko Schamoni, Jacques Palminger und Heinz Strunk
Schwarzkopf & Schwarzkopf, 400 Seiten, diverse Abbildungen, Preis 49,99 Euro.
Schwarzkopf & Schwarzkopf, 400 Seiten, diverse Abbildungen, Preis 49,99 Euro.