Serben beim Straßenbau am Polarkreis in Norwegen, Ukrainer, die für die "Organisation Todt" in Frankreich die Bunker des Atlantikwalls betonierten: Das System der nationalsozialistischen Zwangsarbeit umfasste im Zweiten Weltkrieg das ganze deutschbesetzte Europa vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer. Ein Regime über Arbeitskräfte, die als Untermenschen betrachtet wurden, deren Leistungen gleichwohl den deutschen "Endsieg" befördern sollten. Eine nationalsozialistische Anmaßung, nicht ohne Rückgriff auf historische Vorbilder:
"Man hatte vor allen Dingen sehr viele Kenntnisse über die Situation im Ersten Weltkrieg, insbesondere im Umgang mit Kriegsgefangenen, der Einsatz von Kriegsgefangenen zur Zwangsarbeit war ein großes Thema. Und es hatte ja auch Zwangsarbeitssysteme mit Zivilarbeitern im Ersten Weltkrieg schon gegeben, sowohl auf deutscher Seite wie auch in anderen Zusammenhängen. Das war bekannt, sodass man 1939 auf einen weiten Fundus von Kenntnissen zurückblicken konnte."
Der Freiburger Historiker Ulrich Herbert, dessen Dissertation über die "Fremdarbeiter" vor 25 Jahren am Anfang der Aufarbeitung eines der düstersten Kapitel der jüngeren Zeitgeschichte stand. Ohne zeitgeschichtliche Studien wie diese wäre es wohl nicht zur späten Entschädigung der Opfer durch die von der rot-grünen Koalition durchgedrückten Stiftung des Bundes und der deutschen Wirtschaft gekommen. Auf der internationalen wissenschaftlichen Konferenz "Zwangsarbeit in Hitlers Europa" zog die "Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" jetzt in Berlin Bilanz. - Deutlich wurde dabei vor allem die mangelnde Trennschärfe der Kategorie "Zwangsarbeit". Juristisch bezeichnet sie einen Kontrakt, der vom Arbeiter nicht gekündigt werden kann. Das beginnt beim ausgebeuteten Plantagenarbeiter im Kongo der belgischen Kolonialzeit und endet noch lange nicht beim Verschleiß von Arbeitskräften im sowjetischen "Archipel Gulag". - Ulrich Herbert:
"Dazwischen aber sind so unglaublich viele Variationen, die reichen von einem dänischen Ingenieur, der zwar nach Deutschland zwangsverpflichtet wurde, der in Deutschland ein Leben geführt hat wie ein Ingenieur halt, mit eigener Wohnung und gutem Leben, bis hin über unendlich viele Stufen zu den Gettoarbeitern, den jüdischen Gettoarbeitern in Lodz, die bis kurz vor ihrem Tode schuften mussten. Diese Bandbreite zeigt natürlich, dass der Begriff Zwangsarbeiter eine unendliche Vielfalt von Lebens- und Arbeitssituationen umfasst, die mit einem Begriff schwer zu umschreiben sind."
Die deutschen Herren über Zwangsarbeiter - ob sie nun in der Landwirtschaft eingesetzt waren oder für deutsche Industrieunternehmen schuften mussten - sahen sich zunächst auf der Gewinnerseite: Sie betrachteten sich als Herrscher in der Tradition des Kolonialimperialismus. Erst nach der Niederlage von 1945 gab es erste Anzeichen eines Unrechtsbewusstseins. Die Rechtsabteilungen der Konzerne, die Zwangsarbeiter beschäftig hatten, entwickelten Strategien, die sie vor den zu befürchtenden Rechtsfolgen schützen sollten.
"Das zeigt schon, dass es dort Empfindungen gab, dass dort etwas geschehen ist, was möglicherweise bestraft werden kann, insbesondere nach dem ersten Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess."
Die materielle Entschädigung der überlebenden Zwangsarbeiter selbst ist seit 2007 abgeschlossen. Was ihnen angetan wurde, macht die gleichfalls von der Stiftung "Erinnerung, Zukunft, Verantwortung" initiierte Ausstellung "Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg" im Berliner Jüdischen Museum sinnlich erfahrbar - deutlicher noch als eine wissenschaftliche Konferenz, auf der es in erster Linie um die systematische Analyse des historischen Quellematerials geht.
"Man hatte vor allen Dingen sehr viele Kenntnisse über die Situation im Ersten Weltkrieg, insbesondere im Umgang mit Kriegsgefangenen, der Einsatz von Kriegsgefangenen zur Zwangsarbeit war ein großes Thema. Und es hatte ja auch Zwangsarbeitssysteme mit Zivilarbeitern im Ersten Weltkrieg schon gegeben, sowohl auf deutscher Seite wie auch in anderen Zusammenhängen. Das war bekannt, sodass man 1939 auf einen weiten Fundus von Kenntnissen zurückblicken konnte."
Der Freiburger Historiker Ulrich Herbert, dessen Dissertation über die "Fremdarbeiter" vor 25 Jahren am Anfang der Aufarbeitung eines der düstersten Kapitel der jüngeren Zeitgeschichte stand. Ohne zeitgeschichtliche Studien wie diese wäre es wohl nicht zur späten Entschädigung der Opfer durch die von der rot-grünen Koalition durchgedrückten Stiftung des Bundes und der deutschen Wirtschaft gekommen. Auf der internationalen wissenschaftlichen Konferenz "Zwangsarbeit in Hitlers Europa" zog die "Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" jetzt in Berlin Bilanz. - Deutlich wurde dabei vor allem die mangelnde Trennschärfe der Kategorie "Zwangsarbeit". Juristisch bezeichnet sie einen Kontrakt, der vom Arbeiter nicht gekündigt werden kann. Das beginnt beim ausgebeuteten Plantagenarbeiter im Kongo der belgischen Kolonialzeit und endet noch lange nicht beim Verschleiß von Arbeitskräften im sowjetischen "Archipel Gulag". - Ulrich Herbert:
"Dazwischen aber sind so unglaublich viele Variationen, die reichen von einem dänischen Ingenieur, der zwar nach Deutschland zwangsverpflichtet wurde, der in Deutschland ein Leben geführt hat wie ein Ingenieur halt, mit eigener Wohnung und gutem Leben, bis hin über unendlich viele Stufen zu den Gettoarbeitern, den jüdischen Gettoarbeitern in Lodz, die bis kurz vor ihrem Tode schuften mussten. Diese Bandbreite zeigt natürlich, dass der Begriff Zwangsarbeiter eine unendliche Vielfalt von Lebens- und Arbeitssituationen umfasst, die mit einem Begriff schwer zu umschreiben sind."
Die deutschen Herren über Zwangsarbeiter - ob sie nun in der Landwirtschaft eingesetzt waren oder für deutsche Industrieunternehmen schuften mussten - sahen sich zunächst auf der Gewinnerseite: Sie betrachteten sich als Herrscher in der Tradition des Kolonialimperialismus. Erst nach der Niederlage von 1945 gab es erste Anzeichen eines Unrechtsbewusstseins. Die Rechtsabteilungen der Konzerne, die Zwangsarbeiter beschäftig hatten, entwickelten Strategien, die sie vor den zu befürchtenden Rechtsfolgen schützen sollten.
"Das zeigt schon, dass es dort Empfindungen gab, dass dort etwas geschehen ist, was möglicherweise bestraft werden kann, insbesondere nach dem ersten Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess."
Die materielle Entschädigung der überlebenden Zwangsarbeiter selbst ist seit 2007 abgeschlossen. Was ihnen angetan wurde, macht die gleichfalls von der Stiftung "Erinnerung, Zukunft, Verantwortung" initiierte Ausstellung "Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg" im Berliner Jüdischen Museum sinnlich erfahrbar - deutlicher noch als eine wissenschaftliche Konferenz, auf der es in erster Linie um die systematische Analyse des historischen Quellematerials geht.