Bevor das Violinkonzert von Johannes Brahms seinen Siegeszug antrat und sich fest im Repertoire der Geigerinnen und Geiger etablierte, war es keineswegs unumstritten.
Der Dirigent Hans von Bülow sprach von einem Konzert "gegen" die Geige. Und der berühmte spanische Violinvirtuose Pablo de Sarasate weigerte sich sogar, das Werk zu studieren. Er empfand es als "geschmacklos", am Beginn des langsamen Satzes mit der Geige in der Hand vor dem Orchester zu stehen und zuhören zu müssen, wie die Oboe die angeblich einzige Melodie des ganzen Konzertes vorspiele.
Doch schnell waren derartige Vorurteile überholt und das Brahms-Konzert als ein Meilenstein der Violinliteratur anerkannt. Beginnend mit Fritz Kreisler 1927 hat es fast jede renommierte Geigerin, jeder renommierte Geiger eingespielt. Schon die interpretatorische Vielfalt früherer Aufnahmen ist bemerkenswert. So liegen Welten zwischen der stringenten Gangart eines Jascha Heifetz und der Tonromantik von Itzhak Perlman.